Interview mit Frauke Petry: Warum waren Sie bei Krömer? Und werden Sie sich impfen lassen?

Frauke Petry zu Gast in der Sendung Chez Krömer

POTSDAM – Alexander Bojcan, der sich den Künstlernamen „Kurt Krömer“ zugelegt hat und eine eigene Sendung im RBB sein Eigen nennt, in der er Talkgäste beleidigt und erniedrigt, hatte Anfang der Woche die frühere AfD-Bundesvorsitzende eingeladen. In der Anmoderation wunderte er sich selbst, als er Frauke Petry fragte: „Warum sind Sie überhaupt der Einladung gefolgt?“ Eine Frage, die sich wohl alle Zuschauer im weiteren Verlauf der 29 quälenden Minuten dort im Studio irgendwann stellten. Warum gehen Menschen freiwillig zu einem wie diesem Herrn Krömer, der weder durch geistreiche Frage noch durch Charme oder gar Scharfsinn auffällt. TheGermanZ sprach darüber und über anderes mit der Frau, die sich das angetan hat,


Frau Petry, Sie waren jüngst Gast in der RBB-Sendung von Alexander Bojcan, der sich jetzt „Kurt Krömer“ nennt. Und alle fragen sich: Warum tut sich Frauke Petry so eine intellektuelle Tortur überhaupt

Die Sendung baut darauf auf, Gäste die der Moderator nicht leiden kann, zu beleidigen und vorzuführen. Wer sich in den sozialen Medien die Reaktionen ansieht, wird feststellen, dass selbst Fans von Moderator und Sendung, diese Ausgabe für misslungen erachten. Manchmal führt man sich also auch selbst vor, wenn man versucht andere vorzuführen. Ich finde, der ÖRR muss gerade dadurch seiner Wirkung beraubt werden, dass auch politische Anhänger solcher Formate die Lust an dieser Form von Fernsehen verlieren.

Sie hatten nach der Sendung ein teils kritisches Presseecho. Ich fand, Sie haben sich den Umständen entsprechend recht gut geschlagen – wie vor Ihnen auch schon die frühere CDU-Frau Erika Steinbach. Aber letztlich sind Gäste wie Sie doch nur als Punchingball eingeladen. Gewinnen kann man da als Konservative niemals, egal, was Sie sagen. Das ist doch das Konzept des öffentlich-rechtlichen Fernsehens überhaupt, oder?

Natürlich kann man keine Diskussion gewinnen, weil jemand wie Kurt Krömer diese ja gar nicht ermöglicht. Ich wollte bewirken, dass der Zuschauer sich selbst Fragen stellt, wenn er diese Sendung sieht. Dabei geht es nicht um diejenigen, die ohnehin den RBB nicht anschalten und Krömer längst für unerträglich halten. Es gibt immer noch Millionen von Zuschauern, die diese Form der „Unterhaltung“ konsumieren und davon kuriert werden müssen. Das betrachte ich in diesem Fall als gelungen.

Was uns wirklich interessiert: Krömer hat die Sendung ja beendet, in dem er grußlos und Tür knallend das Studio verließ, und Sie da einfach stehen ließ. Haben Sie ihn anschließend noch getroffen, vielleicht sogar noch ein Erfrischungsgetränk zusammen zu sich genommen?

Nein, das ist bei dem Konzept der Sendung aber auch kaum möglich. Der Moderator verlässt ja ganz bewusst jede zivilisatorische Ebene. Mein Großvater hätte gesagt: Jeder blamiert sich selbst so gut er kann.

Wir leben in aufregenden Zeiten mit vielen Themen von hoher Bedeutung. Werden Sie sich impfen lassen?

Wie bei jeder Impfung ist das eine Abwägung von Nutzen und Risiken. Ich betrachte mein persönliches Risiko einer schwerwiegenden Corona-Erkrankung als so gering, dass ich eine Impfung für unnötig erachte. Angesichts der um sich greifenden zentralistischen Planwirtschaft unter Merkel, stellt sich diese Frage aber praktisch ohnehin nicht. Mit dezentralen Lösungen und funktionierender Marktwirtschaft wären wir der Problemlösung auf allen Ebenen der Corona-Krise bereits viel weiter.

Mit der Bundestagswahl Ende September wird auch Ihre Politkarriere erstmal enden. Andererseits wird Ihr Name immer wieder genannt, wenn irgendwo über Parteigründungen gesprochen wird. Wäre so etwas für Sie überhaupt noch mal eine auch nur denkbare Option?

Leider ist das Instrument „Partei“ für sich genommen schon höchst problematisch. Dieser Struktur wohnt die Neigung inne, unteres Mittelmaß nach oben zu spülen. Ich kann nicht erkennen, dass dieses Problem in relevanten politischen Kreisen überhaupt diskutiert würde. Solange das nicht erkannt wird, sind Parteineugründungen zwecklos. Das war der Grund, warum wir mit der blauen Partei damals ein etwas anderes Format gewählt haben, das aber nicht angenommen wurde. Nun warten auf mich andere Aufgaben.

Die AfD, wir können die nicht auslassen, wird jetzt ihre Liste zur Bundestagswahl beschließen. In Chatgruppen des angeblich aufgelösten rechtsextremen „Flügels“ wird massiv gegen die Kandidatin Joana Cotar und sogar ihren Bruder mobil gemacht. Cotar wirbt dafür, die Partei zu einen. Wollen die Herrschaften auf der rechten Seite gar keine einige AfD?

Wer in der heutigen AfD die Einheit der Partei will, arbeitet wissentlich mit Extremisten zusammen und verdammt die Partei zur Selbstbeschäftigung bei völliger Einflusslosigkeit. Das war Inhalt meines Zukunftsantrages im April 2017. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.


In der AfD sind viele empört, dass Sie im ZDF-Magazin „Frontal 21“ Hintergründe des Spendenskandals der Partei ausgeplaudert haben. Warum machen Sie das gerade im Wahljahr, ist das Nachtreten?

Ich halte es für nötig zu zeigen, dass aktuelle AfD-Protagonisten erpressbar sind. Wer erpressbar ist, hat seine politische Freiheit eingebüßt und kann damit, ob er will oder nicht, der Wähler-Verpflichtung nicht mehr nachkommen. Das werde ich offenlegen. Wie ein Leser diese Geschehnisse bewertet, liegt im Auge des Betrachters, es ändert aber nichts an den Fakten. Es ist mir schleierhaft, dass ausgerechnet AfD-Anhänger persönliche Korruption an der Parteispitze und die politischen Konsequenzen daraus so leichtfertig beiseite wischen, denn es geht um weit mehr als illegale Parteispenden.

Die vollständigen Zusammenhänge kannte ich 2017 selbst noch nicht. Insofern hätte ich vieles, was ich heute offenbaren kann, damals nicht vollständig erklären können. Nur wer diese Zusammenhänge der schrittweisen Korruption in der AfD kennt, kann sich erklären, warum die Partei in den letzten Jahren immer weniger politische Akzente setzen und Debatten dominieren kann. In der Corona-Frage hätte es so dringend eine freiheitliche Kraft gebraucht, weil die Unzufriedenheit in der Bevölkerung viel größer ist als bei der Migrationsfrage. Aber es fehlen Führung, Weitsicht und Führungskräfte, die selbstbestimmmt und klug agieren. Woher kommt diese Unfähigkeit der Partei, die auch viele Bürger spüren? Ich denke, darauf wird man noch überraschende Antworten finden.

Im Sommer wird ein Buch von Ihnen erscheinen, in dem es natürlich um die AfD gehen wird. Dürfen wir da weitere bisher noch nicht erzählte Schmuddel-Geschichten erwarten?

Nein, die typischen Schmuddelgeschichten um Prostituierte und andere unappetitliche Dinge, die man erleben muss, wenn Menschen plötzlich der vermeintlich selbst erreichte Erfolg zu Kopf steigt, werden Sie in meinem Buch nicht finden. Die haben mich noch nie interessiert. Mein Buch beschreibt ein wichtiges Stück Zeitgeschichte und die relevanten Erkenntnisse daraus, und natürlich erzählt es einige sehr persönliche Erlebnisse, die in der Öffentlichkeit bisher nie erwähnt wurden.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Petry!

Bildquelle:

  • Petry_Krömer: screenshot rbb

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.