IS-Ableger reklamiert Anschlag in Kabul für sich

dpatopbilder - Überlebende und Verletzte am Ort einer Explosion außerhalb des Flughafens in Kabul. Foto: Uncredited/Asvaka News Agency/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits

WASHINGTON – Der in Afghanistan aktive Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag am Flughafen von Kabul für sich reklamiert.

Dies verlautbarte IS-Khorasan, wie der IS sich in Afghanistan und Pakistan nennt, am Abend mit einer über das Internet verbreiteten Nachricht des IS-Sprachrohrs Amak.

Bei dem Anschlag wurden allein zwölf US-Soldaten getötet. Die BBC berichtete unter Berufung auf einen Offiziellen aus dem Gesundheitswesen von insgesamt 60 Toten.

Der IS war in Afghanistan Anfang 2015 aufgetaucht. Er will dort und auf pakistanischem Gebiet eine «Provinz» namens IS-Khorasan etablieren und hat Anschläge vor allem auf schiitische Ziele verübt. Die USA und afghanische Sicherheitskräfte griffen dessen Stellungen in vergangenen Jahren mitunter mehrmals wöchentlich an. Trotzdem verübte der IS weiter schwere Anschläge, intensivierte die Rekrutierung und versuchte, auch in Nordafghanistan Fuß zu fassen.

Mit den Taliban, die in Afghanistan vor gut einer Woche die Macht an sich gerissen hatten, ist der IS trotz großer ideologischer Nähe verfeindet. Zuvor hatten unter anderem US-Präsident Joe Biden ausdrücklich vor einem Angriff durch einen örtlichen IS-Ableger in Afghanistan gewarnt.

12 US-Soldaten getötet

US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, berichtete in einer Videoschalte mit Journalisten im Pentagon von 12 getöteten US-Soldaten. 15 US-Soldaten seien verletzt worden.

Die US-Streitkräfte setzen die Evakuierungsmission in Kabul auch nach dem verheerenden Terrorangriff am Flughafen der afghanischen Hauptstadt fort. «Wir führen den Auftrag weiter aus», so McKenzie weiter.

Angriff von zwei Selbstmordattentätern

Bei dem Terrorangriff haben sich nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums mindestens zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Nach den Detonationen hätten eine Reihe von Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) das Feuer auf Zivilisten und Soldaten eröffnet, erläuterte McKenzie.

Das US-Militär rechnet mit weiteren Angriffen der Terroristen. «Wir glauben, es ist ihr Wunsch, diese Angriffe fortzusetzen, und wir rechnen damit, dass sich diese Angriffe fortsetzen werden», so McKenzie. «Wir tun alles, was wir können, um auf diese Angriffe vorbereitet zu sein», sagte er. Dazu gebe es auch Gespräche mit den Taliban, die für die Sicherheit außerhalb des Flughafens verantwortlich seien. Es handle sich um eine «extrem aktive Bedrohungssituation» in der mit weiteren Angriffen zu rechnen sei, sagte der General weiter.

Zuvor hatten die militant-islamistischen Taliban berichtet, mindestens 13 Menschen seien getötet und mindestens 52 weitere verletzt worden.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem oder mehreren Selbstmordattentätern und verurteilte die Bluttat als «absolut niederträchtig».
Deutsche Soldaten, Diplomaten und Polizisten ausgeflogen

Die deutsche Luftwaffe flog unterdessen alle Bundeswehrsoldaten, Diplomaten und verbliebenen Polizisten aus dem Krisenstaat aus, wie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) nach dem Start der letzten Maschine sagte.

Die genaue Zahl der Anschlagsopfer blieb zunächst offen. Auf Videos waren zahlreiche Tote zu sehen; es wurde daher befürchtet, dass die Zahl der Opfer noch deutlich steigt. Pentagonsprecher John Kirby sprach auf Twitter von einer «komplexen Attacke». Merkel sagte, Terroristen hätten es auf Menschen abgesehen, die vor den Flughafentoren gewartet haben. Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte: «Wir haben zurzeit keine Informationen über deutsche Opfer.»

Der Sprecher des politischen Büros der Taliban in Doha, Suhail Schahin, erklärte, man verurteile den grausamen Vorfall aufs Schärfste und werde alles unternehmen, um die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Er bestätigte, dass sich zwei Explosionen ereigneten. Eine fand ersten Informationen zufolge an einem der Flughafentore statt, eine weitere bei einem nahe gelegen Hotel.

Der lokale Fernsehsender Tolo-News veröffentlichte auf Twitter Bilder, auf denen zu sehen ist, wie Verletzte in Schubkarren transportiert werden. Ein Augenzeuge erzählte dem TV-Sender, die Explosion sei sehr stark gewesen. Manche Menschen seien ins Wasser gefallen – an einem Gate ist ein langer Wassergraben – und mehrere ausländische Soldaten seien zu Boden gefallen.

Bildquelle:

  • Explosion in Kabul: dpa

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