HOF – Wir treffen Karl von Staufenberg bei einer Veranstaltung der FDP Hof. Der Enkel des Widerstandskämpfers Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 erfolglos versucht hatte, Adolf Hitler zu töten und dafür wie auch andere mit seinem Leben bezahlte, war bereit für ein Interview mit TheGermanZ.
Der Name Stauffenberg ist historisch bedingt eine Verpflichtung, oder wie sehen Sie das?
Ich habe lange versucht, dieser Verpflichtung aus dem Weg zu gehen. weil ich immer dachte, das jeder Mensch die gleiche Verantwortung und Verpflichtung hat für das Wohlsein einer Gesellschaft zu sorgen. Allerdings habe ich gelernt, dass es viele Menschen gibt, die in uns (Stauffenbergs) eine gewisse Vorbildfunktion sehen oder es sogar erwarten. So bin ich dann in mich gegangen und habe mich entschlossen, diesem Auftrag nachzukommen, indem ich für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit eintrete und das gerne in Schulen und mit Vorträgen tue.
Der Name Stauffenberg öffnet viele Türen gerade für die heranwachsende Generation das Thema Demokratie ins Gespräch zu bringen. Grundsätzlich ist aber meine Auffassung, dass jeder Bürger, jeder Mensch die Pflicht hat, für Demokratie einzutreten. Und ich sehe mich nur als Teil in dieser Verantwortung.
Ihr Großvater musste in einem schwierigen Kontext in besonderer Weise Verantwortung übernehmen. War es richtig, was er getan hat?
Das kann ich aus meiner persönlichen Sicht mit einem Ja beantworten. Er hat mit dem Attentat versucht, Leid zu vermindern und nicht Leid zu vermehren. Allerdings bin ich glücklich, dasi ich selber nicht in diese Situation gekommen bin, eine derartig schwierige Entscheidung zu treffen.
Und ich bin mir auch sicher, dass ich den Mut nicht gehabt hätte wie mein Großvater. So wie mein Vater mir erzählt hat, wusste er von seinem Vater, dass der sich seine Entscheidung nicht leicht gemacht hat, aber es sei die einzige noch verbleibende Möglichkeit des Einschreitens gewesens.
Es ging um Demokratie, doch die befand sich in dieser Zeit in der Auflösung. Nun leben wir in einer Demokratie und mit 70 Jahre Frieden, was in Europa und in Deutschland einzigartig ist. Allerdings sehen wir verschiedene Entwicklungen, die uns durchaus an die damalige Situation erinnern. Ist unsere Demokratie heute gefährdet?
Ja, sie ist gefährdet, was nicht heisst das wir in antidemokratischen Spuren laufen. Die Gefahr ist jedoch gegegeben, und darum ist es auch unser aller Aufgabe, dafür einzustehen, dass wir diese Demokratie erhalten und in die heranwachsende Generation hinein bringen. Es ist ein Widerstand gegen autoritäre Tendenzen, gegen Systeme der Einseitigkeit, und den Fehlentwicklungen Einhalt gebieten.
Ich bin sehr einverstanden, wenn jemand Parteien wählt, die auf demokratischen Boden stehen, weil es das Recht in der Demokratie ist. Kritisch ist es, wenn Parteien diese Demokratie nicht anerkennen und sich in einer Art Exklusivität sehen. Diese Systemveränderung hin zu autoritären Strukturen, darf sich nicht unkontrolliert ausbreiten. Genau hier muss die Rechtsstaatlichkeit funktionieren und ihrer Aufgabe gerecht werden.
Eine Demokratie greift auf Grundsteine zurück und ist darauf gebaut. Grundsteine die eine werteverpflichtende Grundlage bilden. Welche Werte sind heute nötig, damit unser Grundgesetz greifen kann und die Verantwortung in der Demokratie angenommen werden kann?
Zunächst erstmal, Demokratie ist kein Wert, sondern eine Gesellschaftsform mit der größten Möglichkeit, für die Werte, die uns wichtig sind, einzustehen. Wesentliche Werte sind die Freiheit und die Würde des Menschen.
Unser Grundgesetz verteidigt diese und ist auf die Werte des Neuen Testaments aufgebaut. Diese Werte, wie sie uns der christliche Glaube liefert in den 10 Geboten und in der Bergpredigt bilden eine solche Grundlage und gelten unabhängig vom persönlichen Verhältnis des Einzelnen zu dem damit verbunden Glauben.
Das Interview führte Alexander Bischoff.
Bildquelle:
- Karl_Graf_von_Staufenberg: TheGermanZ