Lust auf eine gemeinsame Paartherapie?

Liebe Leserinnen und Leser,

wir plaudern hier ja manchmal über das Verhältnis von Ost und West 33 Jahre nach Vollendung der Deutschen Einheit.

Wenn Sie schon längere Zeit Artikel von mir lesen, dann wissen Sie, dass die Frage der deutschen Teilung für mich den Ausschlag gab, politisch aktiv zu werden vor 45 Jahren. Da spielte der Widerstand gegen die damals neue Ostpolitik Willy Brandts eine große Rolle. Damals war ich überzeugt, dass das schlecht für unser Land sei. Darin habe ich mich geirrt, wie ich aber erst nach dem Fall der Mauer begriffen habe.

Und der Fall der Mauer, diese unvergessliche Nacht vom 9. auf den 10. November 1989, durfte ich als Reporter mitten im Getümmel an der Bernauer Straße und dann ab 4 Uhr auf dem Ku’damm miterleben. So wie viele andere Ereignisse rund um dieses welthistorische Ereignis. Für mich war mit dem 3. Oktober 1990 alle geklärt. Deutschland, einig Vaterland. Nun wächst zusammen, was zusammen gehört. Genau so habe ich das damals empfunden. Hochemotional. Helmut Kohls Rede im Dezember 1989 vor der Dresdner Frauenkirche – wenn ich daran denke, bekomme ich heute noch Gänsehaut.

Aber vielleicht habe ich mich auch da geirrt

Nach 33 Jahren sind die Mentalitäts-Unterschiede zwischen einem Teil der Deutschen in Ost und West so unterschiedlich wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Besserwessis, oftmals halbseidene Existenzen, die in Goldgräber-Manier in die jungen Bundesländer einfielen und sich Firmen, hoch bezahlte Führungsposten und politische Mandate unter den Nagel rissen, bevor die Ostdeutschen überhaupt begriffen, was da passierte. Ja, die sind unvergessen.

Und viele Ostdeutsche, deren Lebensstandard im Vergleich zu früher um ein Vielfaches gestiegen ist. Und schauen Sie sich die alten DDR-Fotos von Innenstädten wie Weimar, Erfurt oder Potsdam an und vergleichen das damit, wie es heute dort aussieht! Ich war in den vergangenen Wochen häufig in Potsdam. Was für eine tolle Stadt, was für eine faszinierende Substanz, gepaart mit modernen Neubauten. Umwerfend! Und dennoch wählen hier auch heute noch fast 20 Prozent die SED mit neuem Namen. Wer in Potsdam lebt und SED wählt, der hat nach meiner Überzeugung die Kontrolle über sein Leben verloren (frei nach Karl Lagerfeld).

Und ich habe auch viele Freunde in Ostdeutschland

Ich bin unglaublich gerne in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. So tolle Leute, geradeaus, offen, gebildet. Und dann kommt irgendwann die Rede auf Putins Gemetzel in der Ukraine, und ich denke, wir haben überhaupt nichts gemeinsam. Gestern Mittag war ich mit einem dieser wirklich guten Freunde in Werder/Havel mittags eine Pizza essen. Er erzählte mir von seiner Mutter, die für sich persönlich die Einheit nicht anerkennt. Auch heute noch nicht. Sie hat einige Jahre verweigert, Rente „von diesem Staat“ zu beziehen und damit Zehntausende Euros verschenkt. Und sie hatte keine Krankenversicherung, weil sie die alle für kapitalistische Abzocker hält. Möglicherweise sind sie das ja auch, den Eindruck haben auch viele im Westen inzwischen. Aber als Mama dann mal ernsthaft krank wurde und ins Krankenhaus musste, bekam sie anschießend eine Rechnung über mehrere Tausend Euro. Erst dann ließ sie sich versichern. Es gibt unfassbare viele solche Geschichten aus Ost und West.

Um wirklich zu einem einigen Vaterland zu werden, müssen wir – wie man das heute nennt – an unserer Beziehung arbeiten. Dringend!

Und deshalb wollen wir einen praktischen Beitrag leisten und Sie zu einem Treffen einladen. Deutsche aus Ost und West – keine aktiven Parteipolitiker, die Sonntagsreden halten. Sondern Sie, normale Bürger, die ihr Land lieben und den Schatz der Deutschen Einheit hegen und pflegen wollen. Die ihre persönlichen Geschichten erzählen und mit uns darüber reden wollen, was gut klappt, was schief läuft und wohin die Reise in die Zukunft geht mit diesem Deutschland, das wir alle lieben mit all den Macken und Problemen. Aber es sind unsere Macken und Probleme.

Falls Sie Interesse haben, dabei zu sein: „Ost und West am Feuerkorb“ findet am 17./18. Juni 2023 statt. Wenn Sie interessiert sind, bitte schicken Sie mir persönlich eine Mail an k.kelle@the-germanz.de mit Ihrem Namen, Vornamen und Wohnort. Sie bekommen dann per Mail weitere Informationen zu dem Treffen. Ihre Registrierung ist natürlich unverbindlich und kostenlos. Falls Sie freiwillig etwas spenden möchten, um diese Initiative weiterzuverfolgen: PayPal @TheGermanZ.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.