von MICHAEL STING
FRANKFURT/M. – Kennen Sie Gesetze, die aus Ihrer Perspektive völlig lächerlich und schon fast witzig erscheinen. Ich nenne Ihnen mal ein paar Beispiele.
In Thailand ist es verboten, einen wegfliegenden Geldschein mit dem Fuß festzuhalten. Weil der König darauf abgebildet ist, gilt dies als Majestätsbeleidigung und kann mit mehreren Jahren Haft bestraft werden.
In Frankreich ist es verboten, sein Schwein Napoleon zu nennen. In Florida dürfen ledige, geschiedene und verwitwete Frauen an Sonn- und Feiertagen nicht Fallschirm springen. Und bleiben wir bei Deutschland. Kommt es zu einer nicht einvernehmlichen Kissenschlacht, kann der Schlag damit als Waffe zählen. Wichtig ist, wie das Opfer die Situation wahrnimmt.
Selbst wenn Sie jetzt aus dem Kopfschütteln nicht mehr rauskommen, werden Sie sicherlich diese Gesetze respektieren, auch wenn diese Ihnen völlig sinnlos und weltfremd erscheinen.
Doch wie heißt es so schön? Andere Länder, andere Sitten.
Wir erwarten ja schließlich auch, dass sich aufgenommene Flüchtlinge an unsere Gesetze halten als Zeichnen des Respekts vor dem Gastgeber (auch wenn der ein oder andere Grüne damit sicher nichts anfangen kann). Erstaunlicherweise scheint diese Haltung für uns Deutsche im Ausland nicht zu gelten. Nehmen wir das Beispiel der WM 2022 in Katar. Wir wissen, dass Katar ein Land ist, wo die Menschenrechte nicht groß geschrieben werden und wo die Scharia (die Sammlung aller islamischen Gesetze) gilt.
Jetzt sind viele europäische Politiker völlig überrascht, dass der WM-Botschafter von Katar, Khalid Salman, Homosexualität als „Geistigen Schaden“ bezeichnet hat. Damit konnte in einem schwer muslimischen Land doch nun wirklich niemand rechnen, oder? Jetzt kommt es noch heftiger. Zitat: „Während der WM werden viele Dinge hier ins Land kommen. Lass uns zum Beispiel über Schwule reden. Das Wichtigste ist doch: Jeder wird akzeptieren, dass sie hier herkommen. Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen.“
Können Sie sich das vorstellen? Da besitzt ein Mensch die Frechheit, eine andere Meinung zu einem Thema zu haben und pocht darauf, dass die geltenden Gesetze seines Landes eingehalten werden. Jetzt Sarkasmus beiseite und wieder zum Ernst der Lage.
Ja Homosexualität ist ein ernstes Thema, und es ist noch gar nicht solange her, dass dafür in Deutschland Strafen verhängt wurden. Besonders bei der Bundeswehr war dies lange ein Tabu. Aber ich sage Ihnen meine persönliche Meinung. Mir ist das Thema ziemlich egal und zwar aus folgenden Gründen:
Es entspricht nicht meiner sexuellen Orientierung und daher bin ich persönlich nicht davon betroffen.
Es ist weder etwas Tolles und Bewundernswertes noch etwas Schlimmes oder Verächtliches. Und hat daher grundsätzlich keine erkennbaren negativen Folgen für unsere Gemeinschaft. Also hat man Homosexualität einfach erstmal als Fakt hinzunehmen. Und diese Menschen sind in der Regel alt genug, selbst zu entscheiden, wie sie leben und lieben wollen.
Die Aussage des WM-Botschafters von Katar zeigt, dass Homosexualität auch in muslimischen Ländern ein relevantes Thema ist. Und es zeigt der globalen Homo-Lobby gleichzeitig, dass Sie und ihre Ansichten nicht der Mittelpunkt der Welt sind. Nehmen Sie die kampagne um die „Diversen“. Bis Februar 2021 hatten sich in Deutschland von 82 Millionen Einwohnern gerade einmal 1600 als „diverses Geschlecht“ eintragen lassen. Selbst, wenn es mehr gibt, die sich nicht haben offiziell eintragen lassen, ist die Gesamtzahl überschaubar. Trotzdem erhalten diese Leute eine völlig überhöhte mediale Präsenz.
Im Grunde genommen fordern diese Menschen jetzt Privilegien in Katar, weil Sie glauben, dass Sie über den Gesetzen des Landes stehen. Und wir können davon ausgehen, dass wenn die Darstellung der eigenen Sexualität nicht in übertriebener und provozierender Art gefolgt, es den Leuten in Katar relativ egal sein wird. Wo kein Kläger, da kein Richter.
Und wer jetzt fordert, dass die WM in Katar boykottiert werden sollte, ist für mich persönlich ein Heuchler. Wir lehnen eine WM in Katar mit der Argumentation der Menschenrechte und Rechte für Homosexuelle ab, sind aber bereit, Flüssiggas aus Katar zu kaufen. Durch einen Deal, den der grüne Wirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck abschließen wollte.
Das wäre natürlich wieder ganz etwas Anderes gewesen. Und wer meint, dass er sich da in seiner Freiheit eingeschränkt fühlt, für den habe ich den ultimativen Tipp: Flieg halt nicht nach Katar!
Darüber hinaus würde ein Boykott absolut nichts bewirken, weil es dem Land Katar völlig egal sein wird. Das würde auch nichts an der Situation der Menschen im Land verbessern. Daher sollten wir die Zeit nutzen, gemeinsam die WM-Spiele zu schauen und das große Turnier genießen, wie die davor auch, gern auch, wenn ein schwuler Kicker ein Tor gegen Katar schießt.
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- Doha_Katar_3: pixabay