Mit der „Energiewende“ droht Deutschland ein Mega-Blackout: Wir müssen die Atomkraft zurückholen

Das Kernkraftwerk Brokdorf soll bis Jahresende endgültig abgeschaltet werden.

von DIETRICH KANTEL

BERLIN – Bis 2022 wird der letzte deutsche Atommeiler abgeschaltet. Auch der Kohleausstieg ist beschlossen. Die Stromkosten steigen dramatisch seit 20 Jahren. Der deutsche Verbraucher zahlt den höchsten Strompreis in Europa und weltweit den zweit höchsten. Zugleich stockt der zunehmend umstrittene Ausbau von Windkraftanlagen. Das hat mehrere Gründe, zeigt aber, dass auf dem deutschen Sonderweg die sogenannte „Energiewende“ im Begriff ist, an die Wand zu fahren. Es droht ein Mega-Blackout. An einem solchen bundesweiten Totalausfall sind wir zuletzt am 8. Januar vorbeigeschrammt. Wurde von Regierung und weitgehend unkritischer Journaille fein verschwiegen.

Stockender Windkraftausbau

Die ganz große Koalition in Deutschland von Union, SPD, Linke und Grüne setzt im Plan, unser Land „klimaneutral“ zu machen – ein euphemistischer Begriff des Neusprech – und deswegen den CO2-Ausstoss entscheidend zu reduzieren, seit Jahren zuvorderst auf Windenergie. Nachdem die hochsubventionierte Verspargelung der Landschaft jahrelang voran schritt, ist der Ausbau ins Stocken geraten. Immer mehr Bürgerinitiativen wehren sich. Gegen Landschaftsverbrauch, gegen Massenmord an Vögeln, Fledermäusen und Fluginsekten. Gegen Gesundheitsschäden durch Infraschall.

Die bisherige Subventionierung durch garantierte Einspeisungsvergütungen, egal ob der produzierte Windstrom gerade benötigt wird oder nicht, finanziert durch die Milliarden-Umlagen auf die Verbraucher, werden für Neuanlagen nun reduziert. Und Windrotoren der ersten Generation erreichen inzwischen bereits das Ende ihrer technischen Lebensdauer. Neuanlagen rechnen sich für Investoren nicht mehr so wie früher. Es zeigt sich, dass Windkraft ohne staatlich verordnete Stütze nicht konkurrenzfähig ist. Nicht zuletzt auch, weil als Back-up für die Grundlast Kraftwerke mit fossilem Brennstoff vorgehalten werden müssen. Denn: Verstummt der Wind, ist Schicht mit Windkraft. Und nachts, am Morgen, bei Abenddämmerung und bei starker Bewölkung ist auch Schluss mit Solarenergie. Fällt Dunkelheit mit Flaute zusammen, sieht es ganz übel aus. Dann werden die bösen Fossilkraftwerke schnell hochgefahren, gefährlicher Atomstrom aus Frankreich und dreckiger Kohlestrom aus Polen importiert. Ein völlig idiotisches, unwirtschaftliches und gefährliches Nicht-Konzept. Der Physikerin Merkel sei Dank.

Kernkraft weltweit im Ausbau

Über den deutschen Sonderweg in der Energiepolitik wundern sich weltweit viele, nicht wenige lachen sich schlapp. Durchaus aus Schadenfreude: die viertgrößte Industrienation sägt an dem Ast sicherer Energieversorgung, auf dem das Land mit seiner Industrie sitzt. Nirgend sonst geht die Regierung eines Landes einen vergleichbar abenteuerlichen Weg wie hier: zeitlich getaktetes Abschalten der sichersten Kernkraftwerke der Welt und raus aus der Kohleverstromung. Weltweit geht man auf dem Weg, politisch motivierte „Klimaziele“ zu erreichen und das angeblich böse CO2 – ohne das Pflanzen nicht leben können – zu reduzieren, einen anderen Weg. Man setzt wieder voll auf Kernkraft. Stand per 2020:

Die USA haben 95 Reaktoren in Betrieb, zwei im Bau und drei in Planung. Frankreich: 56 Reaktoren in Betrieb, einer im Bau, sechs in Planung. China: 48 in Betrieb, 12 im Bau, 44 in Planung. Russland: 38 in Betrieb, vier im Bau, 24 in Planung. Indien: 22 in Betrieb, sieben im Bau, 14 in Planung. Wissen sollte man auch, dass unser Nachbar Frankreich schon heute über 70 Prozent seines Strombedarfs aus Kernkraft gewinnt, Tendenz: steigend (10 Prozent aus Wasserkraft und nur rund sechs Prozent aus Windkraft und Fotovoltaik). Zum Vergleich: Der Franzose zahlt rund 20 Cent je Kilowattstunde. Der deutsche Michel aktuell rund 34 Cent !

Auch im Nachbarland Schweden, einst Vorreiter im Atomausstieg, hat man sich besonnen: Schweden gewinnt 40 Prozent seines Strombedarfs aus Kernkraft (Deutschland 11 Prozent). Den einst beschlossenen Ausstieg aus der Kernkraft hatte die rot-grüne Regierung erst auf das Jahr 2010 verschoben und dann den Ausstieg aus dem Ausstieg verfügt. Nun beschloss dieselbe Regierung, dass 10 alte Reaktorblöcke durch neue ersetzt werden. Darüber hat man sich in Deutschland bei Politik und Ökos ausgeschwiegen. Angesichts neuer Technologien, die auch eine Lösung der Endlagerproblematik mit einschließen mit Reaktortypen der jüngsten Generation, die in Russland, China, Indien und USA/Japan bereits ans Netz gehen, teilt man die spezifische German Angst vor „Atomstrom“ nirgends.

1000 Milliarden: Der deutsche Wahnsinn

Irrsinn: Um den in der Nordsee produzierten Windstrom nach Süddeutschland transportieren zu können – dort wird er wegen der abgeschalteten Kernkraftwerke dringend benötigt – müssen quer durch Deutschland mehrere tausend Kilometer neue Überlandleitungen trassiert werden. Das kostet laut DIE ZEIT mindestens 52 Milliarden Euro. Die Kosten dafür landen zusätzlich zur EEG- und CO2-Umlage über das „Netzentgelt“ bei jedem von uns. Einer Berechnung zufolge soll so der Großhandelspreis für Strom in Deutschland in den kommenden Jahren um weitere 60 Prozent steigen. Einer anderen Berechnung folgend wird jeder Bundesbürger, vom Kleinkind bis zum Greis bis zum Jahr 2050 sagenhafte 25.000 Euro für diese missratene Energiepolitik bezahlt haben. Seit Beginn der EEG-Umlage im Jahr 2000 wird diese Politik alles in allem wohl 1.000 Milliarden Euro kosten. Das schätzte jedenfalls der Linde-Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Reitzle in einem Beitrag für DIE WELT. Und alles zahlt: Der deutsche Michel.

Das ist der Wahnsinn.

Bildquelle:

  • Atomkraftwerk_Brokdorf: pixabay

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