Neue Partei stellt sich vor – Steffen Große: „Erstmal geht es um die Zukunft unserer Kinder!“

Der Vorsitzende der neuen Partei Bündnis Deutschland: Steffen Große.

BERLIN – Die Idee, eine neue Partei in Deutschland auf die Beine zu stellen, die die Repräsentationslücke der bürgerlichen Konservativen zwischen der zunehmend linkswoken Union und der in Teilen (Ostdeutschlands) nach rechts abrutschenden AfD füllen kann, ist nicht neu. Aber wann, mit wem und wie? Heute stellte sich in Berlin die erst am Sonntag in Fulda gegründete Partei „Bündnis Deutschland“ vor. Vorsitzender ist ein 55-jähriger Regierungsangestellter namens Steffen Große. Und mit dem sprachen wir über seine Pläne.

Steffen Große, es hat in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Versuche gegeben, rechts von CDU und CSU eine politische Kraft zu etablieren, darunter welche, die durchaus Anfangserfolge verzeichneten, bevor sie sich selbst zerlegten wie die Republikaner oder die Schill-Partei. Nur die AfD hat es geschafft, die derzeit bei starken 15 Prozent in den Umfragen liegt. Woher wollen Sie die Wähler für Ihre neue Partei gewinnen?

Wir haben über das INSA-Institut unsere Kernthemen abgefragt. 45 Prozent der Befragten können sich vorstellen, das Bündnis Deutschland zu wählen. Bei der Frage nach einer Wirtschaftsaufschwungspartei sogar 78 Prozent. Vor allem die mit den höheren Einkommen. Es gibt also Angst vor dem sozialen Abstieg, vor Wohlstandsverlusten. 55 Prozent der Bürger wünschen sich derzeit eine neue Partei, weil die bestehenden nicht liefern. Aus diesem Bereich schöpfen wir. Aber uns ist natürlich klar: Potenzial ist noch nicht Wählerstimme.

Haben Sie persönlich eine parteipolitische Vorgeschichte?

Ja, ich war zwölf Jahre in der CDU, und bin dann wegen Frau Merkel und ihrer Mehrwertsteuererhöhung ausgetreten. Ich wechselte dann 2011 zu den Freien Wählern, war Generalsekretär der Bundespartei und wurde dann als Spitzenkandidat für meine Partei bei der Landtagswahl in Sachsen ins Rennen geschickt. Leider hat es letztlich nicht für fünf Prozent gereicht, aber wir konnten uns immerhin im Vergleich zur Wahl davor von 1,6 auf 3,4 Prozent verbessern.

Am vergangenen Sonntag hat sich ihre Partei in Fulda konstituiert mit etwa 50 Gründungsmitgliedern. Woher kommen diese Leute?

Die haben sich über bürgerliche Netzwerke wie den Bürgerlich-Freiheitlichen Aufbruch (BFA) gefunden. Viele frühere Mitglieder von CDU, CSU, aber auch Freie Wähler, von SPD, FDP. LKR und AfD. Über unsere Homepage haben inzwischen zahlreiche Bürger in vierstelliger Größenordnung Interesse an unserer Neugründung bekundet. Damit fangen wir jetzt erstmal an. Und die Anmeldung beim Bundeswahlleiter ist inzwischen auch erfolgt.

Gutes Stichwort! Angeblich wollen Sie im Frühjahr mit ihrer Partei bei der Bürgerschaftswahl in Bremen antreten…

Ja, das stimmt. Das Bundesland Bremen hat ideale Voraussetzungen für eine neue Partei, weil es möglich ist, durch Überspringen der Fünf-Prozent-Hürde nur in Bremerhaven bereits in die Bürgerschaft, also den Landtag, einzuziehen.

Jeder, der in eine Partei eintritt und nicht nur persönliche Karriere- und Geldinteressen hat, wird doch angetrieben von einem Herzensthema, bei dem er etwas bewegen will. Was ist das bei Ihnen?

Naja, es geht bei Politik doch immer um die Zukunft unserer Kinder. Um die Frage, ob die unsere Staatsschulden von heute später zurückzahlen müssen. Und dass unsere Kaufkraft erhalten, unser aller Leben bezahlbar bleibt. Wir wollen dafür sorgen, dass das den Menschen verheißene gute Leben in Deutschland für die auch bezahlbar bleibt. Was wir derzeit an Preissteigerungen erleben, das geht doch gar nicht.

Diese Antwort klingt so, dass auch Freunde von Union, SPD und FDP da locker zustimmen könnten…

Die FDP beteiligt sich in der Ampel-Regierung kräftig am rot-grünen Umverteilen, wo die Fleißigen vom Staat geschröpft werden. Das wollen wir nicht mitmachen…

Warum gehen Sie dann nicht wieder zur CDU, Herr Merz sagt solche Sätze auch…

Herr Merz hat mit seiner Union noch keinen Wind unter den Flügeln. Hier im Dresdner Umland gab es viele Austritte, überall in der Partei brodelt es. Ich selbst kenne Menschen in meinem Umfeld, die vom CDU-Chef Merz bitter enttäuscht sind. Die Union ist inzwischen eingegrünt.

Dann fragen wir mal ein paar heiße Themen ab mit der Bitte um eine kurze Antwort.

Was halten Sie und ihre Partei vom Gendern?

Nicht mit uns, wir gendern nicht. In unserer Partei nicht, aber wir wollen auch, dass in öffentlichen Einrichtungen nicht gegendert wird. Aber der Öffentlich-rechtliche Rundfunk will uns erzählen, was wir zu machen haben. Dort müssen wir auch einbremsen.

Flüchtlinge?

Wir müssen zwischen Zuwanderung und Flüchtlingen klar unterscheiden. Wir brauchen Zuwanderung, allerdings habe ich Zweifel, ob überhaupt noch viele Fachkräfte aus aller Welt nach Deutschland kommen wollen, um hier zu leben. Da sind andere Länder inzwischen viel attraktiver. Und die AfD hat sich des Themas Flüchtlinge ja vor Jahren schon angenommen. Dann sind sie gewählt worden, aber was haben die denn seit 2015 verändern können?

Energiepreise?

Das wird unser Mega-Thema. Deutschland muss den Energie-Mix deutlich erweitern. Dazu gehört unbedingt die Kernkraft, und wir müssen auch über Fracking reden. Deutschland muss wieder technologieoffen werden, auch die fehlende Speicherkapazitäten sind ein Riesenproblem für unser Land. Auf jeden Fall müssen die Energiepreise schnell und deutlich runter – sowohl für die Haushalte als auch für die Wirtschaft.

Krieg in der Ukraine?

Die Ukraine hat jedes Recht, sich gegen den russischen Angriff zu verteidigen, und wir müssen natürlich den Flüchtlingen von dort helfen. Alles, was wir Deutschen in dieser Frage tun, sollte mit den europäischen Partnern eng abgestimmt werden. Und wenn es schnell zu einer diplomatischen Lösung kommen soll, dann müssen neben Russland, der Ukraine und den Europäern auch die USA, möglichst sogar China mit an den Tisch.

Und wenn Sie dann mit dem Bündnis Deutschland in die Bremische Bürgerschaft einziehen 2023, und dann ruft die AfD an und möchte sich mit Ihnen auf eine Tasse Kaffee verabreden, was antworten Sie dann?

Reden ist immer gut, aber die AfD fällt als Koalitionspartner definitiv aus. In unserem Vertrag für Deutschland – mit den Wählern – ist festgeschrieben, dass wir nicht mit extremistischen und ideologiegetriebenen Parteien kooperieren werden. Aber das ist jetzt auch überhaupt kein Thema. Wir fangen gerade an, sind demütig und beschäftigen uns mit dem Aufbau…

Das Gespräch mit Steffen Große führte Klaus Kelle.

Bildquelle:

  • Steffen_Große_BD: bd

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.