Niederlande im Achtelfinale – Katar schwächster WM-Gastgeber

Cody Gakpo (r) stellt mit seinem Führungstreffer die Weichen Richtung Achtelfinale. Foto: Robert Michael/dpa

von HOLGER SCHMIDT & TOM BACHMANN

AL-CHAUR Al – Bondscoach Louis van Gaal klatschte seine Oranje-Schützlinge nach dem erwarteten Einzug ins WM-Achtelfinale ohne große Emotionen ab. Nach einem glanzlosen und unspektakulären 2:0 (1:0) gegen Katar haben die Niederlande die Vorrunde bei der Fußball-Weltmeisterschaft erfolgreich gemeistert und mit sieben Punkten als Gruppensieger abgeschlossen. «Wir müssen uns natürlich verbessern. Aber heute war das Ziel der Gruppensieg und das Weiterkommen», sagte der frühere Bundesligaprofi Davy Klaassen.

Der Asienmeister geht dagegen als der bisher schwächste Gastgeber in die WM-Geschichte ein. «Wir haben gegen ein großes Team gespielt. Meine Spieler haben sich reingekniet und versucht, ihnen die Stirn zu bieten», sagte Katars Trainer Félix Sanchez. «Danke an die Fans, die uns unterstützt haben. Ich hoffe, der Rest der WM gefällt den Fans.»

Oranje ohne große Probleme

Vor 66.784 Zuschauern erzielten Cody Gakpo in der 26. Minute und Frenkie de Jong (49.) die Tore für die Oranje-Auswahl, die im Achtelfinale am Samstag auf England, die USA, den Iran oder Wales trifft. Der Gegner wurde erst am Dienstagabend ermittelt. «Wir werden nicht feiern, denn das nächste Spiel ist schon bald», sagte Torwart Andries Noppert.

WM-Gastgeber Katar, dessen Aus schon vor dem Anpfiff feststand, verlor dagegen nach dem 0:2 gegen Ecuador und dem 1:3 gegen den Senegal auch das dritte Gruppenspiel und verabschiedete sich bei seiner ersten WM-Teilnahme ohne Punkt. Dabei hatte der Staat seit der Vergabe der WM vor zwölf Jahren viel Geld in den Aufbau der Mannschaft investiert. Vor Katar war nur Südafrika im Jahr 2010 als Gastgeber in der Gruppenphase ausgeschieden. Die «Bafana bafana» hatte damals aber zumindest einen Sieg gelandet und vier Punkte geholt.

Die Gastgeber versteckten sich in ihrem Abschiedsspiel keineswegs und waren um einen ehrenvollen Abschied bemüht. Doch relativ schnell wurde es zäh. Die Niederländer hatten zwar die Spielkontrolle und in der überwiegenden Zeit den Ball, aber zu wenig Bewegung im Spiel und zu wenig Kreativität. Bezeichnend: Nach dem bis dahin besten Spielzug schoss de Jong aus 18 Metern Mitspieler Klaassen an. Der anschließende Seitfallzieher von Barcelona-Star Memphis Depay Depay war nett anzusehen, aber letztlich brotlose Kunst, weil der Stürmer viel zu hoch gezielt hatte.

Der Eisbrecher war dann wieder einmal Gakpo, der sich nach einem Doppelpass mit dem Ex-Bremer Klaassen gegen drei Gegenspieler behauptete. Der 23-Jährige ist damit der erste Niederländer, der in all seinen ersten drei WM-Spielen getroffen hat. Solch ein Kunststück war zuvor nur dem Italiener Alessandro Altobelli 1986 gelungen. «Wir tun es alle zusammen. Ich war jetzt zwar ein paar Mal der Vollender, aber alle helfen einander. Das ist ein gutes Gefühl», sagte Gakpo.

3:0 nach Handspiel aberkannt

Die beiden Bundesliga-Profis Mathijs de Ligt (Bayern München) und Jeremie Frimpong (Bayer Leverkusen) saßen dagegen erneut nur draußen. Während de Ligt im ersten Spiel in der Startelf gestanden hatte, beendete Frimpong die Vorrunde ohne Einsatz. Bei Katar musste Mohammed Muntari weiter auf die Bank, der beim 1:3 gegen Senegal den ersten WM-Treffer in der Geschichte des Landes erzielt hatte.

Die Gastgeber hielten auch nach dem Wechsel im nicht ausverkauften Stadion Al Bayt tapfer dagegen. Dennoch war das Spiel schnell entschieden. Nach einer missglückten Kopfball-Abwehr scheiterte Depay an Katars gutem Torhüter Barsham Meshaal, doch de Jong spitzelte den Abpraller ins Netz.

Das vermeintliche 3:0 durch den zwei Minuten zuvor eingewechselten Steven Berghuis wurde wegen eines vorherigen Handspiels von Gakpo aberkannt. In der Nachspielzeit traf Berghuis nur die Latte. «Wenn man gegen Katar spielt, erwartet jeder, dass man 5:0 gewinnt», sagte Klaassen. «Aber das ist hier nicht wie vor zehn Jahren, als die erwarteten Ergebnisse eingetreten sind. Das Turnier hat gezeigt, dass es sehr schwer ist.»

Bildquelle:

  • Cody Gakpo: dpa

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