Liebe Leserinnen und Leser,
„Düsseldorf ist Deine Hood, Papa“, hat mal einer unserer Söhne lachend gesagt, als wir in der schönsten Stadt am Rhein unterwegs waren. Irgendwie stimmt das auch, denn ich fühle mich hier total wohl. Einige meiner besten Freunde leben hier, ich habe drei Restaurants hier, die ich immer wieder gern aufsuche, und ich weiß, in welcher Gemeinde sonntags die lateinische Messe gelesen wird. Und wenn wir Besuch von Verwandten hatten, dann ging’s bei Sonnenschein auf einen der Rheindampfer, eine Runde drehen und dabei ein Füchschen Alt zischen. Kann man alles gut und gerne machen…
Aber nun wohne ich nicht mehr hier, sondern bin vo wenigen Wochen Ossi geworden. Und so sind meiner Besuche hier „Quality Time“, wie das heutzutage heißt.
Über Pfingsten vier Tage im Hotel in der Innenstadt – das ist schon gewöhnungsbedürftig
Als ich vorhin ankomme und einchecken will, stehen vor mir am Empfang 30 Leute, offenkundig eine Touristengruppe aus dem spanischen Sprachraum. Nach einer Viertelstunde Warten ohne Raumgewinn, beschließe ich, erstmal etwas Festes zu mir zu nehmen. Das „Schwarze Meer“ gehört zu meinen drei Favoriten, türkisch, super Küche, Ambiente auch. Auf dem Weg vom Hotel zum Restaurant drängle ich mich auf dem Gehsteig an – hauptsächlich – jungen, dunkelhaarigen Männern vorbei. Als Hobby-Racial Profiler stelle ich fest, dass die Mehrheit aus dem arabischen Kulturkreis zu kommen scheint. Laut unterhalten sie sich, aus einem libanesischen Restaurant klingt orientalische Musik nach draußen. Ab und zu eine verschleierte Frau ganz in Schwarz. Kurz vor dem „Schwarzen Meer“ kommen mit zwei Jungs entgegen, tiefschwarze Hautfarbe, vielleicht 25 Jahre als, Basecaps auf dem Kopf.
Verstehen Sie mich nicht falsch!
Es war nicht bedrohlich, es war locker. Aber es war fremd. Und es ist in Düsseldorf. In DÜSSELDORF! Und Düsseldorf ist bekanntlich überall…
Im vergangenen Jahr – ich hatte Ihnen das hier erzählt – habe ich verpasst, am Düsseldorfer Hauptbhnhof aus dem ICE auszusteigen. Ich war irgendwie in mein Laptop vertieft. Also fuhr ich weiter bis Duisburg Hauptbahnhof. Und stieg aus, um auf den nächsten Zug in Gegenrichtung zu warten. Der fuhr – keine Ahnung, warum ich das noch weiß – um 22.35 Uhr. Dutzende Menschen auf den Bahnsteigen, und – ich schwöre – ich war weit und breit der einzige Weiße. Kartoffel nennt man das heute wohl unter unseres Gästen.
Auch das war nicht beängstigend, niemand wollte an mein Geld, keiner zückte ein Messer und nannte mich „Bruda“. Und doch fühlte ich mich fremd. Fremd im eigenen Land…
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Klaus Kelle