Nur schlechte Nachrichten aus DC: Hat uns die USA den Krieg erklärt?

uten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Was es an Nachrichten aus Washington DC in den vergangenen Tagen zu hören gab, ist nicht mehr normal.

Wie Sie wissen, fand ich die ersten zwei Wochen nach der Amtseinführung des neuen amerikanischen Präsidenten Trump höchst erfrischend. Donald Trump ist ein Meister der Disruption, und er denkt unkonventionell, wenn Sie nur an seine Ideen für die Zukunft des Gazastreifens denken oder die von ihm gewünschte Eingliederung Kanadas und Grönlands in die Vereinigten Staaten.

Wir alle wissen, dass weder das eine noch das andere passieren wird

Aber derzeit häuft sich die Anzahl der täglichen Nickeligkeiten vom großen Bruder jenseits des Atlantiks in einem beängstigenden Maße. Und ich weiß gar nicht, warum.

Am Anfang habe ich noch gedacht, vielleicht wollen die Amis uns Europäer aus dem jahrelangen Tiefschlaf aufwecken, uns drängen, mehr für uns selbst zu tun, statt immer in gemütlicher Bräsigkeit darauf zu hoffen, dass die USA es schon richten werden.

Aber dass Amis und Europäer im UN-Sicherheitsrat gegeneinander arbeiten, das ist neu.

Gestern hat der US-Präsident Zölle über 25 Prozent auf EU-Produkte angekündigt. Die sollen bald in Kraft treten. Das soll nicht nur, aber auch, die deutsche Autoindustrie betreffen.

Auch auf Produkte aus Mexiko und Kanada werden Anfang April Zölle in gleicher Höhe erhoben. Oder, wie Trump das selbst formuliert: „Wenn sie uns einen Zoll oder eine Steuer auferlegen, werden wir ihnen genau die gleiche Höhe des Zolls oder der Steuer auferlegen, so einfach ist das.“

Das ist nicht einmal mehr eine Partnerschaft

Das ist der Beginn eines Handelskrieges.

Die EU kündigt nun an, „entschlossen und schnell“ auf die Zoll-Ankündigung Trumps zu reagieren. Aber wohin soll das führen? Es wird die Wirtschaftlichkeit aller Beteiligen dämpfen, es kostet vermutlich Jobs in Europa und auch den USA.

Wenn gestern Abend Emmanuel Macron und Friedrich Merz in Paris zusammengesessen haben, werden sie sich auch mit diesem Thema beschäftigt haben. Wie schon bei der Verteidigung ist augenscheinlich, dass die europäischen Staaten ihre Zukunft mit eigener Kraft gestalten müssen. Und Deutschland und Frankreich werden dabei die beiden entscheidenden Spieler sein.

Gestern hat US-Außenminister Marco Rubio das vereinbarte Treffen mit der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas platzen lassen. Einfach so, aus „Termingründen“. Während sie bereits im Flieger hoch über dem Atlantik nach Washington DC war. So etwas macht man nicht. Nicht als Freund und nicht als Partner.

Das ist eine Unverschämtheit, wahrscheinlich die Retourkutsche für das Abstimmungsverhalten der Europäer bei den Vereinten Nationen gegen Trumps Putin-freundlichen Antrag im Sicherheitsrat.

Und dann noch dieser Sproß…

Man soll ja eine Sippe nicht nach einem peinlichen Angehörigen beurteilen. Aber was Donald Trump junior gerade auf X abgesondert hat, ist wirklich das Letzte.

“I honestly can’t imagine that anyone in their right mind would be picking Ukraine as an ally when Russia is the other option. The US should have been sending weapons to Russia”

Das schreibt er da, zu deutsch:

„Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass irgendjemand, der bei klarem Verstand ist, die Ukraine als Verbündeten wählen würde,
wenn Russland die andere Option wäre. Die USA hätten Waffen nach Russland schicken sollen.“

Wenn das auch die Haltung seines Daddys sein sollte, dann gute Nacht, Europa!

Herzliche Grüße

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.