Sie treiben die Kirchenspaltung auf die Spitze: Christliches Abendmahl wie Kekse ausgeteilt?

Ein Mitglied der Kirchengemeinde hält während eines Gottesdienstes mit Abendmahl im katholischen Dom St. Bartholomäus vor dem Logo des ÖKT eine Oblate in der Hand. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

FRANKFURT/M. – Mit wechselseitigen Einladungen zum Abendmahl haben katholische und evangelische Christen bei dem am Sonntag beendeten Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt angeblich «Zeichen der Einheit» gesetzt (Herr Bätzing). In Wahrheit haben sie die Spaltung der christlichen Kirchen in Deutschland wieder ein Stück voran getrieben.

In vier Präsenz-Gottesdiensten waren Katholiken eingeladen, am evangelischen Abendmahl teilzunehmen, während Protestanten umgekehrt die katholische Eucharistie mitfeiern konnten.

Der Kirchentag habe gezeigt, «wie viel mehr uns als Christen verbindet als uns trennt», sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Sonntag zum Abschluss des viertägigen Christentreffens, das coronabedingt überwiegend digital stattfand. Steinmeier ist selbst evangelischer Christ, während seine Frau Elke Büdenbender katholisch ist: Damit bilden sie die Realität in zahllosen interkonfessionellen Familien in Deutschland ab.

Besonders für die katholische Weltkirche ist das eigenmächtige Vorgehen einer modernistischen Mehrheit der deutschen Bischölfe ein ständiges Ärgernis. Seit Jahren treiben sie die Protestantisierung voran. Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der fünf Jahre lang als Präfekt der Glaubenskongregation über die Reinheit der katholischen Lehre gewacht hat, sprach von einer Provokation. «Niemand kann eigenmächtig und nach eigenem Gusto die Gegensätze zwischen evangelisch-protestantischem und katholischem Glaubensbekenntnis für nebensächlich erklären oder ignorieren», sagte der frühere Bischof von Regensburg angesichts des Ökumenischen Kirchentages.

Der Präsident des Ökumenischen Kirchentags in Frankfurt, Thomas Sternberg, wies die Kritik von Müller zurück. «Wir leben eine Ökumene der Gastfreundschaft», sagte Sternberg am Sonntag bei der Abschlusspressekonferenz des Kirchentags. Und man fragt sich als Katholik unwillkührlich wer ihn dazu eigentlich befugt hat aus dem Vatikan?

Die Äußerungen unterstreichen einmal mehr den Balanceakt, den der DBK-Vorsitzende Bätzing vollführen muss. Viele katholiken in Deutschland möchten gern verheiratete Priester und Frauenordination und Homo-Segnungen. Aber Millionen wollen das eben nicht, sondern sich an der Bibel als Grundlage des christlichen Glaubens orientieren statt an protestantisierenden Bischöfen.

Wie brisant das Thema für die katholische Amtskirche ist, musste auch die evangelische Diakonin Eva Burgdorf feststellen, die beim Kirchentag das Podium «Schau hin, die trauen sich!» moderierte. «Wir haben ursprünglich geplant, auch Bischöfe einzuladen», antwortete sie auf eine Publikumsfrage. «Ich weiß jetzt nicht, wie viele wir angefragt haben – es hat sich keiner bereiterklärt, aufs Podium zu gehen.»

Auch die evangelische Kirche übt sich derzeit in Krisenbewältigung. Defizite bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs rücken auch hier verstärkt in den Vordergrund. Aktueller Anlass ist die Aussetzung des Betroffenbeirats für sexualisierte Gewalt nach innerkirchlichen Querelen. «Ich finde das wirklich ganz furchtbar schrecklich, dass das jetzt so erstmal gescheitert ist im ersten Anlauf», beteuerte der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns. Die Moderatorin Claudia Keller hielt ihm daraufhin vor: «Sie sind der Mächtige, Sie sind der Repräsentant der Kirche, Sie haben das Gremium aufgelöst!»

Bildquelle:

  • 3. Ökumenischer Kirchentag: dpa

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