Die Geschichte von Sodom und Gomorra ist eine der dramatischsten und bekanntesten Erzählungen der Bibel. Sie dient als warnendes Beispiel für göttliches Gericht über Sündenhaftigkeit. Doch stellt sich die Frage: Sind die „Städte der Ebene“ wirklich in einem Feuerregen untergegangen, oder handelt es sich um eine theologische Metapher?
Die Antwort ist komplex und hängt stark davon ab, ob man die Frage aus einer Perspektive des Glaubens oder der Wissenschaft betrachtet.
Die Biblische Erzählung: Ein göttliches Urteil
Im 1. Buch Mose (Genesis 18 und 19) wird die Geschichte detailliert geschildert. Gott beschließt, die Städte wegen der dort stattfindenden schweren Sünden zu zerstören.
Abraham verhandelt mit Gott, um die Städte zu retten. Letztlich fliehen nur Abrahams Neffe Lot und seine Familie, während Schwefel und Feuer die Region verwüsten. Lots Frau erstarrt zur Salzsäule, als sie zurückblickt.
Für gläubige Christen ist dies ein historisch verbürgter Bericht über Gottes Handeln in der Geschichte. Die Details (Feuer, Schwefel, Salzsäule) werden als buchstäbliche Beschreibung eines übernatürlichen Ereignisses verstanden.
Die Archäologische Suche: Wo sind die Städte?
Historiker und Archäologen suchen seit Jahrzehnten nach den Ruinen dieser Städte. Die geografische Lage wird im biblischen Text als „Jordanebene“ in der Nähe des Toten Meeres beschrieben.
Es wurden mehrere Stätten in Betracht gezogen, darunter Bab edh-Dhra, Numeira und jüngst Tall el-Hammam. Während viele dieser Orte in der Bronzezeit besiedelt waren und Anzeichen von Zerstörung aufweisen, konnte bisher keine einzige Stätte zweifelsfrei als das biblische Sodom identifiziert werden. Es fehlen eindeutige Inschriften oder Beweise, die die biblische Erzählung direkt bestätigen.
Die Wissenschaftliche Theorie: Eine Kosmische Explosion?
Die jüngsten und faszinierendsten Erkenntnisse stammen von Ausgrabungen in Tall el-Hammam im heutigen Jordanien. Unter der Leitung von Archäologe Steven Collins wurden dort massive Zerstörungsschichten entdeckt, die um 1650 v. Chr. datiert werden.
Die Funde in dieser Schicht deuten auf eine Katastrophe hin, die weit über eine normale Brandstiftung oder Kriegszerstörung hinausging:
Extreme Hitze: Keramik und Lehmziegel waren bis zu 2000 °C geschmolzen.
Schockquarz: Mineralien, die nur unter extremem Druck entstehen.
Mikrosphärulen: Winzige, geschmolzene Metallkügelchen.
Diese greifbaren Beweise legen die Theorie nahe, dass eine Luftexplosion eines Meteoriten oder Kometen (ähnlich dem Tunguska-Ereignis 1908 in Sibirien) die Stadt mit einem Feuerball und einer massiven Druckwelle ausgelöscht haben könnte.
Glaube trifft Wissenschaft
Die Frage, ob Sodom und Gomorra „wirklich passiert“ sind, ist nicht nur eine Frage des Glaubens. Denn, wie bei anderen Stätten der großen christlichen Erzählung, gibt es hier greifbare Indizien und Beweise, die die Überlieferung stützen. Das ist beim Turiner Grabtuch so, das angeblich das Antlitz Jesu zeigt. Das ist in Lourdes so, wo die Quelle, die die kleine Bernadette Soubirous (14) mit ihren Händen freilegte, bis heute sprudelt.
Und das ist bei Sodom und Gomorra so, denn dass eine reale, massive Naturkatastrophe in der Bronzezeit in der beschriebenen Region stattgefunden hat, ist ohne jeden Zweifel nachgewiesen.
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- Wüste_Jordanien: pixabay / GidonPico
