Vor 75 Jahren wurde in Deutschland der Staatsfunk erfunden – die richtige Zeit, um abzuschalten!

Liebe Leserinnen und Leser,

am 1. Januar 1948 wurde der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) nach BBC-Vorbild eine «Anstalt des öffentlichen Rechts» in deutsche Verantwortung gegeben.

Das war eine gute Entscheidung, denn drei Jahre nach dem mörderischen Weltkrieg, nach 55 Millionen Toten auf der ganzen Welt, darunter auch Millionen Deutsche, gab es ja nichts anderes, um die überlebende Bevölkerung zu informieren und zu unterhalten. Ja, auch zu unterhalten.

Es gab kein ZDF, kein RTL, Sat.1, ProSieben, es gab kein Internet, kein Netflix, Amazon Prime, keine YouTube. Einfach nichts.

Aber über die wenigen von den Alliierten lizensierten Zeitungen und diesen öffentlich-rechtlich verfassten Rundfunk wurden die Deutschen informiert. Über das dunkelste Kapitel unserer Geschichte ebenso wie über den Aufbruch in die neue Zeit, die für die Überlendenden und ihre Kinder verheißungsvoll werden sollte.

Ja, es war richtig, Unterhaltung zu einem Programmauftrag zu erklären. Als jemand, der das unbeschreibliche Glück hatte, erst 14 Jahre nach dem Krieg geboren zu werden, weiß ich dennoch, welche ungeheure Bedeutung das Fernsehen für die Menschen im weitgehend zerstörten Deutschland hatte.

Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff („Kuli“) Lou van Burg, Hans Rosenthal („Hänschen“) und – bei Kelles das absolute Highlight damals – Eduard Zimmermann und „Aktenzeichen XY…ungelöst“ – eine Nation auf Mörderjagd vor dem Bildschirm. Ich weiß noch als kleiner Junge, wenn Ede zur Ganovenjagd blies, das war ein gesellschaftliches Ereignis. Meine Eltern und ich vor dem Schwarz-Weiß-Fernseher, Nachbarn, die sich bei uns einluden, Mettbrote und Käsewürfel mitbrachten. Noch heute ist für mich persönlich die Sendung „XY“ der einzige akzeptable Grund für die Existenz des ZDF. Ansonsten: Abschalten und gut is‘! Ich würde nichts vermissen. So, wie ich bei der ARD nichts vermisse.

Wenn etwas passiert – Flutkatastrophe, Terroranschlag, Krieg – und ich aktuelle Bewegtbilder will oder brauche, dann schalte ich N24 ein, was jetzt – da Springer – „Welt“ heißt, wie die gleichnamige Tageszeitung. Oder auch mal N-TV. Mehr brauche ich an Fernsehsendern in Deutschland nicht. Und wenn was noch Größeres auf der Welt passiert – BBC, CNN – aber Anne Will und Klaus Kleber als Grundversorgung? Ist ein Scherz, oder?

Nachrichten sind überall verfügbar im Netz. Wenn ich nicht gerade TheGermanZ lese, dann schaue ich auf BILD, Welt oder auch Portale wie t-online oder GNX. Da sind richtig gute Beiträge zu finden. Aber die Homepage des WDR? Ich würde nicht einmal auf die Idee kommen, da nach aktuellen Themen zu schauen.

Wenn eine signifikante Zahl an Bürgern Staatsfunk haben und dafür bezahlen will – von mir aus. Aber dann auch für weniger Zwangsabgabe und ohne Unterhaltung, denn die gibt es auf jedem Smartphone und im Internet ohne Ende und ohne Zwangsgebühren. Und das ZDF? Abschalten! Und „Aktenzeichen XY…ungelöst“ rüber zu ProSieben!

Mit besten Wünschen zum neuen Jahr!

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.