Warum ich die BILD für ganz wichtig im deutschen Mediendschungel halte

Guten Morgen, meine lieben Leserinnen und Leser,

Medienkritik ist in unseren Kreisen ebenso alltäglich wie Pöbeleien in der Sozialen Netzwerken. Und getreu den Worten des 33. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Harry S. Truman, nach denen derjenige, der „keine Hitze verträgt, in der Küche nichts verloren“ habe, komme ich und wohl die meisten von Ihnen mit dem Umgangston im Netz gut klar. Das umso mehr, als Kritik an den Staatsfunkanstalten nicht nur gerechtfertigt, sondern sogar geboten ist angesichts all des Framings, der Volkserziehungsprogramme und der Geldverschwendung.

Bei den Pöbeleien muss man unterscheiden, ob man selbst berechtig oder unberechtigt zur Zielscheibe wird, denn immerhin ist man der Hausherr auf dem eigenen Profil, und es gehört sich nicht, als Gast den Gastgeber anzupöbeln. Komplizierter wird es, wenn Dritte angepöbelt werden – persönlich ist das inakzeptabel, aber auch bei Einrichtungen, Parteien und anderen Personen, die sich nicht wehren können, weil sie nicht dazugehören zum erlauchten Kreis der Facebook-Freunde. Da ist man als Gastgeber dann gefragt, die Dinge energisch klarzustellen.

Bei einem Diskussionsstrang bei mir ging es gestern um die BILD-Zeitung, ihre Relevanz und Wirkung. Wie stets finden sich sofort Befürworter und natürlich sofort auch Gegner des Blattes mit den großen Buchstaben, immer noch mit Abstand die meistverkaufte und gelesene Tageszeitung in Deutschland, ich glaube sogar auf dem europäischen Kontinent. Das wird man nicht, wenn man zu doof ist, die Themen aufzunehmen, die die Bürger (sprich: die Leser und Käufer) erwarten.

Als ich in der Facebook-Diskussion erwähnte, dass ich die BILD „toll“ finde, gab es sofort bei einigen Teilnehmern der virtuellen Runde Schnappatmung. Wie kann denn „der Kelle“ dieses Schmierblatt „toll“ finden, fragt sich der geneigte Facebook-Freund und überzieht dann auch gleich die durchaus legitime Kritik an dem Springer-Blatt, das seit Jahrzehnten im Markt der Tageszeitungen das Maß aller Dinge ist. Nicht zuletzt war es ja der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder, der auf unnachahmlich breitbeinige Art verkündete: „Zum Regieren brauche ich BILD, BamS und Glotze.“ Und so falsch lag Schröder nicht, denn die BILD hatte seinerzeit noch eine ungleich höhere Marktmacht, als nahezu alle anderen meinungsführenden Medien in Deutschland. Und jeder Politiker, der in unserem Land etwas zu sagen hat, schaut jeden Tag in die BILD, zumindest lässt er oder sie lesen, um zu erfahren, was „die Leute da draußen“ wohl so denken.

Natürlich liegt BILD auch mal daneben, wenngleich es deutlich weniger geworden ist. Natürlich gab es die Ihnen allen bekannten Skandale und Fehlleistungen, auch wurde Menschen Unrecht getan. Darüber gibt es ganze Bücher und einen BILD-Watchblog. Doch die Erfolge der BILD überwiegen im Vergleich dazu deutlich. Hatte der frühere Chefredakteur Kai Diekmann auch seine Verdienste, steuerte er das Massenblatt für den Boulevard immer mehr zu einer Art täglichen „Bunte“ oder „Gala“ um. In Diekmanns Zeit war ich selbst sechs Jahre lang leitender Redakteur in Essen und dann Düsseldorf, und selbst wir schüttelten den Kopf, wenn die Trennung ihres Ehemannes von Uschi Glas an fünf Tagen hintereinander bundesweit Titelaufmacher war. Aber seine Entscheidung. Die BILD wurde weichgespült, hatte keinen Biss mehr und vor allem verlor das Blatt die gebotene Distanz zu den Mächtigen im Kanzleramt mit dem Höhepunkt der „Refugees welcome“-Kampagne. Die war zu Beginn, im Herbst 2015, zwar geboten, weil die Stimmung der Mehrheitsgesellschaft in Deutschland dem entsprach, dass ein reiches Land jetzt unbürokratisch helfen müsse. Doch spätestens mit der Silvesternacht 2015 in Köln, Dortmund, Hamburg und anderswo hätte man beginnen müssen zu merken, dass hier etwas ganz furchtbar schiefläuft mit den 1,6 Millionen Gästen, die unkontrolliert aus aller islamischen Welt nach Deutschland strömten. BILD hätte das aufnehmen müssen, Fragen stellen und entsprechend der sich spürbar veränderten Stimmung in der Bevölkerung berichten müssen. Hat sie aber nicht, kann passieren.

Kai Diekmann ist nicht mehr Chefredakteur der BILD, der Boss auf der Kommandobrücke heißt jetzt Julian Reichelt, ein Blattmacher mit Leib und Seele. Feinde von Innen und Außen versuchten vor Wochen, den mächtigsten Journalisten der Republik zu Fall zu bringen. Es ging um Verstöße gegen die Compliance-Regeln des Springer-Konzerns, um Günstlingswirtschaft, um Drogen und wohl auch um (einvernehmliche) sexuelle Abenteuer mit Untergebenen. Ich kann, und ja ich will das nicht bewerten. Erst einmal geht es mich und Sie nichts an, und das Haus Springer hat nach Überprüfung durch eine angesehene Kanzlei entschieden, Reichelt weiter als Chefredakteur zu beschäftigen. Punkt. Die gleichen Leute in linken Medien, die sonst immer für alles und jeden Verständnis haben, wenn er nur auf der richtigen – sprich progressiven – Seite steht, forderten bei Reichelt den Kopf – erbarmungslos.

Ich habe zwei Mal mit ihm Kaffee getrunken in seinem Büro mit dem überquellenden Aschenbecher ganz oben im Hochhaus in Kreuzberg, dessen Silhouette jeder kennt. Über dies und das, über Themen, über Ideen, über Zeitung, über die Gewalt von einem Teil der Migranten, über Putin. Reichelt wirkte auf mich wie einer, der 24/7 unter Strom steht, und nach meiner ganz subjektiven Meinung, macht er Tag für Tag die beste BILD der vergangenen 15 Jahre. Und kommen Sie mir nicht mit den Auflagenverlusten! Alle großen gedruckten Zeitungen verlieren massiv an Auflage, weil sich das Leseverhalten der Menschen verändert hat. Aber die Zugriffszahlen der BILD im Netz sind gigantisch. Und haben Sie mal BILD TV geschaut? Die machen richtig Journalismus, mit wichtigen Themen, ohne erhobenen Zeigefinger, und – Achtung, festhalten! – mit Meinungsvielfalt und immer neuen Studiogästen. Das ist schon klasse, was da geboten wird, und das sage ich ohne jeden Futterneid. BILD ist ein ganz wichtiges Medium in Deutschland, ein mediales Dickschiff, das sich nicht dem Mainstream anpasst und seriös jedes Thema betrachtet (so wie wir kleines Segelboot übrigens auch, wenn Sie mir den Mini-Werbeblock an dieser Stelle verzeihen).

Und dazu stehe ich, und dabei fällt mir auch kein Zacken aus der Aluminium-Krone. Ich bin froh, dass es die BILD gibt, und wenn ich die Wahl hätte, ob ich meine täglichen Informationen zukünftig von Claus Kleber, Peter Frey, Anne Will oder Heribert Prantl beziehen müsste – dann brauche ich für meine Entscheidung keine Zehntelsekunde. Dann greife ich zu den Produkten von Herrn Reichelt mit den großen Buchstaben. Aber TheGermanZ tut’s natürlich auch.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.