VADUZ/RUGGEL – Europas Volkswirtschaften werden unterwandert. Fast lautlos greifen chinesische Unternehmen nach mittelständischen Industrieperlen und Finanzdienstleistern, die diesen eiskalten Zugriff anfänglich vernebeln können. China ist durch Fleiß und mittels einer radikalen aggressiven Marktwirtschaft binnen weniger Jahrzehnte aus einem Entwicklungsland ein Hauptgläubiger in den europäischen Staaten geworden. Und immer kommt mit frischem Geld auch die chinesische Kommunistische Partei im Handgepäck mit und mit dieser vermutlich ein Schwarm nachrichtendienstlicher Aktivitäten.
Das kleine Fürstentum Liechtenstein mit seinen rund 39.000 Einwohnern gehört seit 1995 zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und genießt damit auch die volle Dienstleistungsfreiheit in der Europäischen Union (EU). Durch die engen Wirtschaftsbeziehungen und den Zoll- und Währungsvertrag mit der Schweiz profitieren die liechtensteinischen Finanzintermediäre überdies von einem privilegierten Zugang zum Schweizer Wirtschaftsraum. Es stellt den idealen Einfallsraum nach Mitteleuropa dar. Das Fürstentum verfügt über einen international bestens vernetzten und angesehenen Finanzplatz. Nach der Industrie ist die Finanzwirtschaft der zweitgrößte Wirtschaftssektor. Am bedeutendsten sind die Banken, die einschließlch ihrer ausländischen Gruppengesellschaften ein Kundenvermögen von rund 350 Milliarden Schweiter Franken verwalten und vor allem im Wealth Management und Private Banking tätig sind. Ein hochattraktiver Standort ist Liechtenstein überdies für die Vermögensbranche, die Fondsindustrie, die Treuhandbranche und die Versicherungswirtschaft. 6835 Menschen sind allein im Liechtensteiner Finanzsektor beschäftigt, was einem Anteil von mehr als 17 Prozent aller Beschäftigten entspricht.
Eine der großen und bekannten Versicherungsgesellschaften des Kleinstaates ist die Liechtenstein Life Assurance AG unter der Geschäftsleitung von Michael Blank, Gordon Diehr und Dr. Aron Veress. In den Bergen rund um Liechtenstein hört man, dass die Liechensteien Life nicht unbedingt eine Zierde für den Finanzplatz sei. Häufig gäbe es Kritik am Geschäftsgebahren der Liechtenstein Life. Wie mache denken, könnte das mittelgroße Unternehmen ein ideales Trojanisches Pferd für jemanden darstellen, der den attraktiven Finanzplatz Liechtenstein unterwandern will.
Der seit 2008 international tätige Versicherungskonzern Liechtenstein Life mit Hauptsitz in Ruggell hat seine Kernmärkte in Liechtenstein, der Schweiz und Deutschland. Dort bietet man mit ausgewählten Koalitionspartnern in erster Linie Risikoabsicherung und Vermögensaufbau in Form fondsgebundener Renten- und Lebensversicherungsprodukte an. Liechtenstein Life gehört zur Digital-Finanzgruppe the prosperity company und betonte bislang stets die eigene unternehmerische Unabhängigkeit. Damit ist es aber nach Einschätzung von Finanzexperten nicht mehr so weit her.
Am 19. August 2021 gaben die Liechtensteiner bekannt, dass sich die portugiesische Versicherungsgruppe Fidelidade mit den Mehrheitsaktionären und dem Management des InsurTechs the prosperity company AG auf die Übernahme von 70 Prozent der Unternehmensanteile geeinigt hat. Damit sichert sich Fidelidade die Kontrolle über the prosperity company.
Gleichzeitig hat das Management-Team seinen Anteil am Unternehmen auf 30 Prozent erhöht und führt die Gruppe samt Tochterunternehmen, darunter die Liechtenstein Life Assurance AG, unverändert weiter. Reto Näscher, CEO von the prosperity company, ist voll des Lobes über die Transaktion. Man freue sich, mit Fidelidade einen zukunftsgerichteten und technologiestarke Partner gefunden zu haben. „Zusammen mit Fidelidade können wir unsere Digitalisierungs- und Wachstumsstrategie konsequent weiterentwickeln, umsetzen und unseren Stakeholdern noch bessere und umfangreichere Dienstleistungen anbieten“, glaubt er.
Fidelidade-CEO Rogério Campos Henriques begründet den Erwerb der Mehrheitsbeteiligung an dem InsurTech damit, dass man das Angebot für Kunden mit langfristigen Anlagewünschen für Ersparnisse erwweitern wolle. „Mit dieser Übernahme möchten wir unsere Kompetenzen stärken und unser Geschäft ausbauen, indem wir das Angebot an Sparversicherungen verbessern und unseren Distributionspartnern flexiblere Lösungen anbieten“, so der Versicherungsmanager.
Der bejubelte Deal muss aber noch von den zuständigen Regulierunggs- und Aufsichtsbehörden genehmigt werden. Ob dafür tatsächlich grünes Licht gegeben wird, bleibt abzuwarten, denn Fidelidade firmiert zwar als portugiesische Versicherungsgruppe, wird seit 2014 aber vomn chinesischen Beteiligungskonglomerat Fosun International kontrolliert. Über Fidelidade hält Fonsun erhebliche Beteiligungen an mehreren westlichen Großunternehmen in verschiedenen Branchen. Dadurch dürfte auch der chinesische Staat beträchtlichen Einfluss ausüben, weil chinesische Unternehmen immer auf die eine oder andere Weise mit staatlichen Stellen verbandelt sind.
Das „Handelsblatt“ zitierte den Fonsun-Gründer Guo Guangchang im Jahr 2018 mit der Aussage: „Natürlich sind wir weiter an europäischen Firmen und Technologie interessiert.“
Bildquelle:
- Zentrale_Liechtenstein_Life_Assurance: liechtenstein life