„Mit Entsetzen und Abscheu“: Nobelpreisträger Wałęsa schreibt Brief an US-Präsident Trump

Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa (hier in Kiew) ist empört über den Umgang mit Präsident Selenzkyj im Weißen Haus,

WARSCHAU – Der frühere Anführer der polnischen Gewerkschaft Solidarność und Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa hat sich in einem Brief an US-Präsident Donald Trump bitter über das „Streitgespräch“ im Weißen Haus mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj beklagt. Die Art und Weise, in der Trump und sein Außenminister JD Vancedabei agiert hätten, erinnerte ihn an vergangene „düstere Zeiten“ und einstige Verhöre „vor kommunistschen Gerichten“.

Wałęsa war eine der entscheidenden Männer beim Fall des Eisernen Vorhangs, der massive Streiks auf Danziger Werften organisierte, eine Gewerkschaft gründete, was bis dahin einzigartig im sowjetischen Machtbereich gewesen war. Walesa und seine Mitspreiter trugen entscheidend dazu bei, das kommunistische Systen in Polen zu Fall zu bringen.

„Wir haben Ihr Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit Entsetzen und Abscheu verfolgt“, heißt es in dem Brief, der von 39 ehemaligen polnischen politischen Gefangenen unterzeichnet wurde und den Wałęsa auf Facebook veröffentlichte.

Weiter heißt es in dem Brief:

„Dankbarkeit für materielle Hilfe zu erwarten ist eine Beleidigung. Dankbarkeit gebührt den heldenhaften ukrainischen Soldaten, die ihr Blut vergossen haben, um die Werte der freien Welt zu verteidigen. Wir verstehen nicht, wie Sie als Führer der USA das nicht sehen können.

Die Atmosphäre im Oval Office während dieses Gesprächs erinnerte uns an die Verhöre des kommunistischen Sicherheitsdienstes. Staatsanwälte und Richter haben uns auf Geheiß der kommunistischen Polizei ebenfalls erklärt, dass sie alle Karten in der Hand haben und wir keine. Sie verlangten von uns, unser Geschäft einzustellen, indem sie argumentierten, dass Tausende von unschuldigen Menschen wegen uns leiden. Wir sind schockiert, dass Herr Präsident Wolodymyr Zelenski genauso behandelt wurde.

Wir erinnern uns, dass ohne Präsident Reagan und das amerikanische finanzielle Engagement es nicht möglich gewesen wäre, den Zusammenbruch der Sowjetunion zu bewirken. Reagan war sich bewusst, dass Millionen von versklavten Menschen in Sowjetrussland und den eroberten Ländern litten, darunter Tausende von politischen Häftlingen, die für ihr Opfer zur Verteidigung demokratischer Werte mit Freiheit bezahlten. Seine Größe war, daß er die UdSSR ohne zu zögern den „Imperium des Bösen“ nannte und ihr einen entscheidenden Kampf gab. Wir haben gewonnen, und die Statue von Präsident Ronald Reagan steht heute in Warschau gegenüber der US-Botschaft.

Herr Präsident, materielle Hilfe – militärische und finanzielle – kann nicht dem Blut aufgewogen werden, das im Namen der Unabhängigkeit der ganzen freien Welt vergossen wird. Menschenleben sind unbezahlbar, ihr Wert lässt sich nicht mit Geld messen. Dankbarkeit gebührt denen, die Blut und Freiheit dafür opfern.

Wir fordern die USA auf, sich auf die Garantien zu besinnen, die sie im Budapest Memorandum gegeben haben. Diese Garantien sind bedingungslos, ein wirtschaftlicher Deal ist nicht vorgesehen.““

Bildquelle:

  • Lech_Walesa: depositphotos / Wlad_Mus

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