30 Jahre Lichtenhagen: Steinmeier besucht Rostock

Blick auf das Sonnenblumenhaus im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen. Unter dem Beifall von Schaulustigen kam es 1992 mehrere Tage lang vor dem damaligen Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen zu schweren Ausschreitungen Rechtsradikaler. Foto: Jens Büttner/dpa

ROSTOCK – 30 Jahre nach den rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an diesem Donnerstag an die Opfer erinnern. Begleitet wird er von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). Das Hochhaus war 1992 Schauplatz tagelanger Ausschreitungen. In der Stadt selbst werden Workshops, Filme, Ausstellungen und Foren veranstaltet. Die Erinnerung müsse wach und präsent gehalten werden, damit sich ein «solch fürchterliches Pogrom» nicht wiederhole, sagte der amtierende Oberbürgermeister Steffen Bockhahn (Linke).

Vom 22. bis zum 26. August 1992 hatten Anwohner und Neonazis unter dem Applaus Tausender Schaulustiger die Zentrale Aufnahmestelle für Asylsuchende und ein Wohnheim für vietnamesische Arbeiter angegriffen und teils in Brand gesetzt. Die Polizei bekam die Lage nicht unter Kontrolle. Die Ausschreitungen gelten als die bis dahin schlimmsten rassistischen Übergriffe der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Zahlreiche Bundespolitiker äußerten sich im Vorfeld zu dem Jahrestag, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Er forderte die Bürger auf, jeden Tag gegen Hetze und Rassismus zu kämpfen. Die damaligen Angriffe nannte er eine «schreckliche Tat».

Steinmeier will am Donnerstag zudem mit Schülern und Anwohnern sprechen, einen buddhistisch-vietnamesischen Tempel besuchen und am Abend bei einer Gedenkstunde eine Rede im Rostocker Rathaus halten.

Der amtierende OB Bockhahn, der auch Historiker ist, hatte kürzlich betont, es gebe sicher weit mehr als eine Erklärung für das, was damals in Lichtenhagen passiert sei. Vieles müsse auch in der Zeit und den Umständen von damals gesehen werden. «Man wird feststellen, dass es eine Katastrophe mit Ansage war, die dadurch aber nicht zu entschuldigen ist. Was Ende August 1992 passiert ist, ist durch nichts zu entschuldigen.»

Bildquelle:

  • Sonnenblumenhaus im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen: dpa

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.