Bekannt ist, dass das erste Gutachten das Verhalten des früheren Kölner Personalchefs Stefan Heße – heute Erzbischof von Hamburg – kritisch beurteilt. Heße bestreitet die Vorwürfe.
Woelki hat gesagt, er wolle Führungskräfte des Erzbistums eventuell vorläufig von ihren Aufgaben entbinden, falls sie durch das neue Gutachten belastet werden sollten. «Sofern es mich betrifft, habe ich bereits erklärt, dass ich mich den Ergebnissen der Untersuchung stellen werde», versprach er. «Dasselbe erwarte ich aber auch von anderen.» Vertuschung oder Mauschelei dürfe es nicht mehr geben. Erste Konsequenzen aus dem Gutachten sollen bereits am Dienstag (23. März) vorgestellt werden.
Woelki ist in einem Fall selbst im Visier. Er soll den mittlerweile gestorbenen Düsseldorfer Pfarrer Johannes O. geschont haben, dem der Missbrauch eines Kindergartenjungen Ende der 1970er Jahre zur Last gelegt wird. Nachdem Woelki 2014 Erzbischof von Köln geworden war, entschied er sich, nichts gegen O. zu unternehmen. Seine Begründung dafür: O. sei aufgrund einer fortgeschrittenen Demenz «nicht vernehmungsfähig» gewesen.
Das Zurückhalten des ersten Gutachtens löste im größten deutschen Bistum eine Vertrauenskrise aus. So trat der ehemalige Missbrauchsbeauftragte des Erzbistums, Oliver Vogt, aus Enttäuschung über den Umgang mit Missbrauch aus der Kirche aus.
Anfang dieses Monats hat das Erzbistum nun angekündigt, das erste Gutachten ab dem 25. März doch zur Einsicht auszulegen. Dies gelte für «Betroffene, Medienvertreter und die interessierte Öffentlichkeit».
Der Kölner Staatsanwaltschaft liegt das erste Gutachten schon länger vor. Die Auswertung ist noch nicht abgeschlossen, doch bisher wurden keine Anhaltspunkte für strafrechtliche Ermittlungen gefunden: Dafür seien die Taten schon zu lange her, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Auch bei Kardinal Woelki persönlich sieht die Staatsanwaltschaft kein strafrechtlich relevantes Verhalten. Nach Angaben von Gercke liegt mittlerweile auch das neue Gutachten bereits bei der Staatsanwaltschaft.
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