4:1 gegen Juventus Gigant Ronaldo schlägt zu: -Real feiert historischen Triumph

Real Madrid gewinnt wieder die Champions-League und schreibt Geschichte. Foto: Nick Potts

von CHRISTIAN KUNZ

Cardiff – Angeführt von Fußball-Gigant Ronaldo ist Real Madrid zu einem historischen Triumph gestürmt.

In einem grandiosen Endspiel-Spektakel gegen Juventus Turin feierte der spanische Rekordchampion beim 4:1 (1:1) in Cardiff als erstes Starensemble in der Champions-League-Geschichte zwei Titel nacheinander. Weltfußballer Ronaldo schrie seine ganze Freude heraus, Toni Kroos genoss mit Frau und Söhnchen auf dem Rasen seinen nächsten Coup.

Ronaldo (20./64. Minute), Casemiro (61.) und Marco Asensio (90.) zerstörten mit ihren Toren den Traum von Italiens Torwart-Legende Gianluigi Buffon und Kroos‘ Nationalmannschaftskollegen Khedira. Der spektakuläre Ausgleichstreffer des ehemaligen Münchners Mario Mandzukic (20.) war zu wenig.

«Ich bin unfassbar glücklich, dass es funktioniert hat. Die Champions League einmal zu gewinnen, ist unglaublich. Sie zu verteidigen, ist Wahnsinn», sagte Kroos und schwärmte von Ronaldo: «Cristiano hat uns seit dem Viertelfinale durch alle Runden geschossen. Du brauchst am Ende den, der die Tore macht.»

Hauptdarsteller Ronaldo schoss sich mit seinen Champions-League-Toren 104 und 105 zu seinem vierten Henkelpott-Erfolg – mehr hat keiner. Der deutsche Rekordhalter Kroos feierte nach den Titeln mit dem FC Bayern (2013) und eben Real vor einem Jahr Coup Nummer 3. Im Weltmeisterduell mit Khedira konnte der 27-Jährige das Finale in Cardiff deutlich mehr prägen als sein deutscher Kollege. Der 30-jährige Khedira hatte zudem noch Pech, dass er Casemiros Schuss zum 1:2 abfälschte. Am Ende lagen sich beide in den Armen.

«Das ist eine unglaubliche Saison. Ich bin froh, sie mit dem Champions-League-Sieg zu krönen. Wir sind alle beeindruckt. Das ist ein wunderbares Ende der Saison», sagte Ronaldo.

Real unterstrich mit dem insgesamt zwölften Triumph in Europas Meisterklasse, davon sechs in der Champions League, seinen Platz als aktuelle Nummer 1 in der Welt. Dagegen geht der Endspielfluch von Juve weiter. 21 Jahre liegt der letzte Titel zurück, das siebte von neun Königsklassen-Endspielen ging verloren. Der 39-jährige Buffon, der in einem Spiel mehr Tore wie bisher in der ganzen Saison in diesem Wettbewerb kassierte, blieb erneut die Krönung in Europa versagt. Zu allem Überfluss sah Cuadrado die Gelb-Rote Karte (83.).

«Es ist eine große Enttäuschung, weil wir dachten, wir haben alles notwendige geleistet für den Sieg», sagte Buffon und fügte hinzu: «Um diesen Pokal zu gewinnen, muss man stärker sein als alle anderen. Sie haben verdientermaßen gewonnen.»

In Turin wurde das Spiel unterdessen beim Public Viewing von einer Panik überschattet. Zahlreiche Fans des italienischen Clubs seien von dem zentralen Platz San Carlo weggerannt, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Es gebe auch Verletzte.

66 000 Zuschauer sahen im Nationalstadion von Wales unter geschlossenem Dach vom Start weg ein hochklassiges Spiel in Sachen Technik, Taktik und Intensität. Dem guten Niveau passte sich auch der deutsche Schiedsrichter Felix Brych an, der bei seinen Entscheidungen überwiegend richtig lag.

Die Anfangsphase gehörte ganz klar Juventus, das früh die Initiative übernahm und den Titelverteidiger gleich unter Druck setzte. Ein Kopfball (3.) und ein Distanzschuss (4.) des Ex-Madrilenen Gonzalo Higuain stellten noch nicht die ganz große Gefahr für Real-Schlussmann Keylor Navas dar. Bei einem Schuss von Miralem Pjanic musste sich der Costa-Ricaner aber schon strecken, um die in violett gekleideten Königlichen vor einem Rückstand zu bewahren.

Die Turiner hatten vor allem im Mittelfeld ein Übergewicht, dazu sorgten der unermüdlich kämpfende Mandzukic sowie das argentinische Duo Higuain und Paulo Dybala in der Offensive für gehörig Unruhe in der Hintermannschaft der Spanier. Umso überraschender fiel das Führungstor für Real – natürlich durch Ronaldo. Der bis dahin unauffällige Weltfußballer setzte nach einem Doppelpass mit dem Ex-Leverkusener Daniel Carvajal aus halbrechter Position bei seinem ersten Torschuss den Ball ins Netz.

Die Freude währte aber nicht lange, denn Juventus zeigte sich keineswegs geschockt. So erzielte Mandzukic ein Traumtor, als er nach Zuspiel von Higuain mit dem Rücken zum Tor stehend den Ball mit einer Bogenlampe über Navas hinweg ins Tor setzte. Schon 2013 hatte der Kroate beim Champions-League-Triumph der Bayern im deutschen Finale gegen Borussia Dortmund getroffen.

An der Qualität des Spiels änderte das Ausgleichstor nichts. Auch die hochkarätige Offensive der Madrilenen, bei denen der 100-Millionen-Mann Gareth Bale in seiner Geburtsstadt erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, war stets gefährlich. Ein Fallrückzieher von Ronaldo war zwar eher etwas für die Galerie (31.), sein Kopfball zwei Minuten später hätte etwas platzierter auch für die erneute Führung sorgen können.

Nach der Pause übernahm Real das Kommando, diesmal waren die Defensivkünste der Juve-Defensive gefragt. Das Real-Spiel wurde aber immer dominanter. Erst prüfte Modric den Turiner Schlussmann Buffon mit einem Distanzschuss (54.), dann kam Ronaldo nach einem Marcelo-Schuss einen Schritt zu spät (58.). Drei Minuten später ist es aber doch passiert. Zunächst wird ein Schuss von Kroos noch abgeblockt, den Nachschuss setzt Casemiro aber aus fast 30 Metern ins Tor. Und es kam noch schlimmer für die Italiener: Nach einer Flanke von Modric schaltet Ronaldo blitzschnell und schießt zum 3:1 ein. Geschlagen geben wollte sich Juventus aber nicht. Ein Kopfball von Alex Sandro strich nur knapp am Tor vorbei (82.).

Bildquelle:

  • Triumph: dpa

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.