ROM/VATIKAN – 1,4 Milliarden Katholiken haben ein neues geistliches Oberhaupt. Für viele überraschend: der neue Papst ist ein Ami.
Kardinal Robert Francis Prevost (69) stammt aus Chicago und wird sich fortan Leo XIV. nennen. Prevost ist der erste Nordamerikaner überhaupt in der 2000-jährigen Geschichte der Kirche Jesu. Er lebte viele Jahre in Südamerika und galt als enger Gefolgsmann des am ersten Ostertag verstorbenen Papstes Franziskus.
Nur etwa 24 Stunden und vier Wahlgänge hatte es gedauert, bis das 133 Köpfe stark Kardinalkollegium entschieden hatte.
Zehntausende jubelten, als kurz vor 18 Uhr weißer Rauch über dem Petersplatz zu sehen war. Die Menge feierte das „Habemus papam“ und brach in „Viva Papa“-Rufe aus. Vom Petersdom läuteten die Glocken.
Die Kardinäle waren gestern fast zeitgleich feierlich in die Sixtinische Kapelle eingezogen, wo sie Smartphones und Laptops abgeben mussten, damit für die Zeit des Konklaves keinerlei Kontakt zur Außenwelt für sie möglich ist.
Vatikan-Kenner sagten unmittelbar nach der Bekanntgabe des Namens des neuen Pontifex, dieser sei von Konservativen und Reformern in der Weltkirche gleichermaßen angesehen und könnte so zu einem Papst des Ausgleichs und der Versöhnung werden.
Anders als in Südamerika, Asien und Afrika hat die katholische Kirche in Europa in den vergangenen Jahren zahlreiche Mitglieder verloren. Einer der wesentlichen Gründe waren dabei die bekanntgewordenen Missbrauchsfälle und die zunächst nur zögerliche Aufarbeitung dieses internationalen Skandals. Weltweit wächst die katholische Kirche aber weiter, und so hatten viele Beobachter in Rom vorher für wahrscheinlich gehalten, dass der neue Papst aus den wachsenden katholischen Regionen der Welt kommen würde. Papst Leo XIV hatten zwar manchen Berichterstatter auf dem Zettel als „papabile“, als einer der Favoriten wurde der Amerikaner jedoch nicht gehandelt.
Katholiken glauben, dass der Papst in Rom der Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden ist. Außerdem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikans. Er gilt für viele Menschen als moralische Autorität.
Am Sonntag wird Papst Leo XIV dem traditionellen Angelus-Gebet erstmals vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz predigen, zu seiner Amtseinführung in der kommenden Woche werden Staatsgäste aus aller Welt erwartet. Der amerikanische Präsident Donald Trump und der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz gratulierten unmittelbar nach Bekanntgabe des Namens dem neuen Papst.
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