BERLIN/LONDON – Es wird nicht ruhig um den früheren Wirecard-Vorstand Jan Marsalek, der weltweit gesucht wird und heute nach übereinstimmender Einschätzung westlicher Nachrichtendienste für den russischen Geheimdienst FSB, möglicherweise auch andere Nachrichtendienste, arbeitet.
Eine neue Facette der schillernden Figur Marsalek kam jetzt durch eine gemeinsame Recherche von „Süddeutscher Zeitung“, NDR, WDR und des österreichischen Nachrichtenmagazins „Profil“ zutage. Danach pflegt Marsalek heute auch Kontakte nach China und hat auch dort seine zweifelhaften Dienste angeboten. So etwa die Uiguren-Gemeinde in München auszuspionieren oder westliche Waffentechnologie an die kommunistische Volksrepublik zu liefern.
In einem den genannten Medien vorliegenden Chat-Austausch diskutierte Marsalek schon im Januar 2023 mit einem bulgarischen Komplizen namens Orlin Roussev darüber, für die daran interessierte chinesische Marine erbeutete westlichen Waffen aus der Ukraine zu liefern. „Die Armee (…) ist sehr daran interessiert, so viel wie möglich von den in der Ukraine erbeuteten Waffen und Ausrüstungsgegenständen der NATO/Amerikaner zu erhalten – funktionstüchtig, kaputt usw.“
Roussev war der Kopf eines Spionagerings in London, der zusammen mit fünf Landleuten für Russland spionierte. Dabei wurden Personen und ihr Umfeld ausgespäht, die später russische Anschlagsziele werden könnten. Auch militärische Einrichtungen standen im Fokus – so zum Beispiel in Deutschland.
In den Chat-Gesprächen zwischen den beiden Männern soll es auch um die Beschaffung von Drohnen für den Krieg in der Ukraine, den Handel mit Blutdiamanten und die Aufstellung einer Söldner-Truppe in Afrika gegangen sein. In einer Nachricht schrieb Roussev demnach: „Wir können so ziemlich alles organisieren, was sie brauchen, außer Atomwaffen.“ Und Marsalek antwortete: „Sogar Atomwaffen, wenn sie zahlen.“
Roussev ist inzwischen keine Gefahr mehr. Er und seine fünf Mitverschwörer wurden verhaftet und vergangene Woche in London zu langen Haftstrafen verurteilt Marsalek allerdings ist weiter im Geschäft.
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Bildquelle:
- Jan_Marsalek_Wirecard: thegermanz