Verwahrlosung, Drogen, Gewalt: Zuerst kippen unsere Großstädte

Müll in einm Berliner Park.

von KLAUS KELLE

BERLIN – Ich treffe mich gern mit Jochen, und doch zieht es mich jedes Mal tief runter, wenn ich ihn alle paar Monate mal zum Abendeessen treffe. Den Jochen ist bei der Polizei, einer, der seine Arbeitszeit nicht am Schreibtisch verbringt, sondern jeden Tag mit seinen Kollegen raus auf die Straße muss.
Großstadtrevier, Problemviertel, Drogenkriminalität, Messerstecher. Jochen ist noch müde, er hatte am Tag davor eine 14-Stunden-Schicht, danach nur wenig geschlafen. Morgen hat er noch frei. „Was hast Du vor“, will ich wissen. „Schlafen“, ist seine Antwort.
Während wir auf das Essen warten, erzählt er von seinen vergangenen Arbeitstagen. Von dem Syrer, um die 30, der in seinem Bezirk mit einer Holzlatte beim Vorbeigehen, einen friedlich auf einer Bank sitzenden Obdachlosen auf den Kopf geschlagen und schwer verletzt hat.

Auch hier, in diesen verwahrlosten Straßenzügen, gibt es dann immer noch irgendeinen, der das sieht und 110 wählt. Und Menschen wir Jochen rücken dann aus, ohne noch ihren Kaffee auf der Wache auszutrinken. Der Notarzt rast mit LalüLala zum Ort des Geschehens, Erstversorgung, dann ab ins Krankenhaus mit dem Verletzten. Krankenversicherung? Ich bitte Sie…!

Es gibt viele Menschen in Deutschland, die durchs soziale Netz gefallen sind. Durch eigenes Verschulden, durch einen schweren Schicksalsschlag, durch Pech, durch eigene Doofheit. Das gibt es alles. Und ich habe nie verstanden, dass Politik und die mehrheitlich immer noch wohlhabende deutsche Gesellschaft das zulässt, dass Menschen, die gestrauchelt sind, allein bleiben, oder dass man ihnen bestenfalls im Winter einen Platz in der Wärmestube anbietet, eine verschlissene Decke, eine warme Fertigmahlzeit. Und dann wieder raus auf die Straße, bis einer unserer neuen Gäste aus aller Welt oder auch „homegrown“ vorbeikommt und aus Langeweile oder weil – im diesem Fall – komplett betrunken, jemanden, der da einfach nur in der Sonne sitzt, eine Holzlatte über den Schädel zieht und ihn schwer verletzt. Ich hoffe, der arme Kerl schafft es, bevor sie ihn dann wieder raus auf die Straße schicken.

Der Täter wurde festgenommen

Das ist die gute Nachricht. Er reagierte aggressiv gegenüber den Beamten, die ihn mitnehmen wollten. Und die griffen beherzt zu, so, wie sie es hier jeden Tag immer tun müssen, weil sie eine Klientel im Griff behalten müssen, mit denen Sie nichts zu tun haben wollen, glauben Sie mir! Kollegen aus den anderen Revieren in den bürgerlichen Stadtvierteln nennt Jochen „Hobbypolizisten“, die nur noch die Zeit bis zum Ruhestand absitzen und sich um Nachbarschaftsstreitigkeiten kümmern. Aber hier ist das pralle neue Deutschland zu bestaunen.

Ein großer Teil unserer Bevölkerung hat immer noch nicht begriffen, dass unser Land, zumindest unser Großstädte, längst kippen. So wie Paris gekippt ist und London. Klar, Verbrechen und Verbrecher gab es immer, aber die ungezügelte Masseneinwanderung aus uns kulturfremden, vornehmlich jungen, Männern hat das Problem verfielfacht – dort und hier.

Als ich vor 35 Jahren erstmals nach Berlin zog, da gab es eine Straße in Kreuzberg, wo auf vielleicht 150 Metern Länge nur türkische Geschäfte zu sehen waren – Hochzeitskleider, Barbier, Teehaus – in Foto davon wurde in einer großen Zeitschrift veröffentlicht und sorgte überall in Deutschland für Diskussionen. Die Türken kommen.
Wie lächerlich dieses Stürmchen im Teeglas damals. Fahren Sie heute durch den Duisburger oder Essener Norden, durch Frankfurt am Main oder Berlin – da reden wir nicht über einen Straßenzug – da sehen ganze Stadtteile so aus. Da sind ganze Häuserzeilen mit Graffitis vollgeschmiert, da lassen Apotheker und Inhaber von Lebensmittelgeschäften abends bei Ladenschluss schwere Eisengitter herunter, damit man nicht so leicht einbrechen kann.

Als ich vergangene Woche in der Hautpstadt unterwegs war und ein paar Meter auf der Schönhauser Allee zu Fuß lief, kam ich an einem Fielmann-Laden vorbei. Brille-Fielmann – kennen Sie. Auf die weiße Hausfassade hatte jemand in schwarzer Farbe das Wort „Fuck“ gesprüht. Einfach so, völlig sinnfrei. „Fuck“ – an die Hauswand von Fielmann.
Ich blieb einen Augenblick stehen, bewegte mich immer nur kurz hin und her, um den penetranten Marihuana-Rauchschwaden wenigstens etwas auszuweichen, die hier – und anderswo – überall in der Luft wabern, seit eine Mehrheit unserer Volksvertreter am 23. Februar 2024 entschieden hat, den Besitz und den Eigenanbau von Cannabis durch Erwachsene unter Auflagen zu erlauben. Liebe Freunde, Ihr habt die gewählt!
Dass Grüne und Rote hier in diesem Land sowas durchsetzen können, hängt direkt damit zusammen, dass Millionen von Euch diese Leute immer noch wählen…

Wenn Sie das Haus verlassen, entkommen Sie dem süßlichen Marihuana-Gerüchen nicht mehr – jedenfalls, wenn sie unter Menschen gehen. Das muss gar nicht die Schönhauser Allee oder ein Snoop Dogg-Konzert in der Columbiahalle in Berlin sein. Im Straßencafé, im Stehblock im Fußballstadion, beim Techno-„Zug der Liebe“ – überall riecht es betäubend süßlich.
Aber wenn ich ein- oder zweimal im Monat eine Zigarre rauchen möchte, muss ich mich zu Hause in den Garten verziehen dafür. Weil draußen in der Stadt ist es verboten, gesundheitsschädlich, Sie wissen schon, Klima und so… Rauchen ist schädlich, außer Marihuana anscheinend.

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Wenn Sie länger schon meine Beiträge hier und anderswo lesen, dann wissen Sie, wie sehr ich mein Land liebe, wie gern ich in Deutschland lebe, wie sehr ich an meiner Heimat am Fuße des Teutoburger Waldes hänge. Ich bin gern – ja – auch in Berlin, Hamburg und München und in Franken, am Niederrhein und meiner Heimatstadt Bad Salzuflen, der man nachsagt, dass dort – Kurort – über allem ein Hauch von Kölnisch Wasser schwebt. Ich bin sicher, auch das wurde inzwischen von Marihuana-Dämpfen verdrängt.

Ich mag Jochen wirklich gern, und ich bewundere seine Leidenschaft für den Beruf des Polizisten, der raus geht, wo das Leben tobt. In meiner engeren Familie arbeiten auch zwei bei der Polizei, eine Tochter meiner ersten Frau ist Polizistin, ein Freund in einer Großstadt in NRW ist bei einer Einsatzhundertschaft. Und alle, wirklich alle, leisten ihren Dienst für uns alle mit einer Hingabe und manchmal Begeisterung, die ich manchmal nur schwer nachvollziehen kann. Aber ich bin dankbar, dass es diese jungen Leute gibt, die für politische Fehlentscheidungen ihre Köpfe hinhalten und sich manchmal dann noch beschimpfen lassen müssen, weil ja „alle Polizisten per se rechtsradikal“ seien.

Das ist der Wahnsinn, was hier passiert

Jetzt noch vorrangig in den großen Städten, aber radikale Muslime, jugoslawische Mafia-Gangs – sie alle haben inzwischen die Schönheiten und Möglichkeiten der deutschen Provinz längst für sich entdeckt.
Gestern Abend gegen 23 Uhr stand ich mit dem Auto an einer Ampel in diesem nicht schönen Stadtteil. Das Fenster runter und, sie ahnen es, Marihuana in der Luft. Das Zeug konnte ich wirklich riechen im Auto. Vor einem Mietshaus am Straßenrand lungerten vielleicht 15 Leute herum, die Mehrzahl von ihnen kleine Kinder, nach meiner Einschätzung Roma aus Rumänien oder Bulgarien. Was machen Dreijährige nachts um diese Zeit draußen neben einer vielbefahrenen Straße im Marihuana-Nebel? Warum kümmert sich niemand darum, wo ist das Sozialamt, das Jugendamt, wenn man es mal braucht? Es ist ein einziger Wahnsinn, was hierin meinem, in unserem, Land passiert. Und alle schauen dabei zu.

Der Abend mit Jochen verging wie im Fluge. Ich hörte noch die Geschichte von den afghanischen Jugendlichen, die einen Mitschüler mit osteuropäischem Migrationshintergrund mit zwei Messerstichen verletzt hatten. Der Junge blutete, aber es waren keine schweren Verletzungen. Es wollte nicht zu einem Arzt, weil „ich habe keinen Bock auf den Papierkram“. Ich frage Jochen, ob er schätzen kann, wie viele seiner Fälle einen Migrationshintergrund hätten und wie viele von deutschen Tatverdächtigen begangen würden. „Passdeutsch oder biodeutsch“, will er wissen. Als ich mit biodeutsch antworte, sagt er: „Von 100 vielleicht einer hier in meinem Bezirk.“ Aber es gäbe immer mal Zeugen, die Deutsche seien…

Als wir uns auf der Straße verabschieden, sagt Jochen von der Polizei zu mir: „Weißt Du, wenn ein junger Mann nach seinem Gefängnisaufenthalt am nächsten Tag hier wieder mit einem ‚Lambo‘ herumfährt, dann weißt Du, das in dieser Gesellschaft etwas nicht mehr in Ordnung ist…“

Bildquelle:

  • Müll_Park_Berlin: senat berlin / Holger Koppatsch

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.