An Donald Trump kommt man einfach nicht vorbei

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

spontan dachte ich vorhin, mit Donald Trump ist es so ähnlich wie mit Berlin. Man kann zu beiden einfach keine neutrale Haltung haben. Entweder hasst oder liebt man den Mann und auch diese Stadt. Dazwischen gibt es nichts.

Trump gehört dabei zu den wenigen Politikern, zu denen auch ich meine Haltung mehrfach geändert habe.

Als Trump 2016 zur Wahl stand, dachte ich: Gut, dass ich kein Ami bin und mich nicht zwischen Hillary und Donald entscheiden muss. Als er dann gewählt wurde, habe ich mich gefreut und einen getrunken, einfach, weil mich die Gesichter der ARD-Staatsfunk-Moderatoren im Fernsehen am Morgen danach so erfreut haben.

Während seiner Amtszeit musste ich immer mehr erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass der neue Präsident seinen Job erstaunlich gut macht.

Lassen wir das Poltern einmal außen vor, aber die Ergebnisse vor Corona waren richtig gut. Jobs! Jobs! Jobs!, America first! – das funktonierte wirklich. Die Börse boomte, Millionen Menschen fanden eine Arbeit, eine Schutzmauer gegen illegale Flüchtlinge wurde errichtet, Krieg wurde vermieden, und um dieses Ziel zu erreichen, umarmte er selbst den Wirrkopf in Pjöngjang. Dann die amerikanische Botschaft endlich nach Jerusalem verlegt. Da macht einer richtig Politik, dem zumindest ich das nicht so zugetraut hatte.

Mit Corona veränderte sich mein Bild langsam, denn in Fragen der Gesundheit der Bevölkerung sollten sich der oberste Virus-Bekämpfer und der Staatschef nicht öffentliche Scharmützel liefern. Fand ich suboptimal und wenig vertrauenserweckend.

Aber, keine Frage: Wäre ich 2020 Ami gewesen – dieses Mal hätte ich Trump sicher gewählt.

War aber leider auch wieder ein Fehler, denn die Art, wie sich Trump nach der Wahlniederlage und bis heute aufführt in dieser Frage ist einfach nur peinlich. Und damit meine ich nicht den „Capitol-Sturm“, den man ihm reindrücken wollte. Er hätte mehr tun müssen, um die Leute zurückzuhalten, klar. Aber ihm vorzuwerfen, er hätte die Leute dazu gebracht, das Parlament zu stürmen und Leute zu erschießen, das ist grotesk.

Und nun das Strafverfahren – auch wieder einzigartig gegen einen Ex-Präsidenten

Ich finde nicht, dass Donald Trump noch einmal zum US-Präsidenten antreten oder sogar gewählt werden sollte. Für das Amt braucht man auch eine persönliche Reputation, die Fähigkeit, eine zutiefst gespaltene Nation wieder zusammenbringen. Ich sehe nicht, dass Trump das könnte. Vor allem sehe ich nicht, dass er noch einmal eine Mehrheit hinter sich bringen kann. Aber: Wer weiß?

Donald Trump ist immer für eine Überraschung gut. Nichts ist unmöglich. Nur eins ist sicher: Die Show ist noch nicht vorbei.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.