von DANIELA SEIDEL
BERLIN – Endlich ist der Sommer da. Auch wenn die üblichen Alarmisten einige schöne Sommertage mit Temperaturen um die 30 Grad als den lange prognostizierten Weltuntergang predigen und alle Wetterkarten flächendeckend in tiefdunklem Rot glühen. Da fragt man sich unwillkürlich, wie man das grafisch noch steigern möchte, sollte es zu echter Hitze um die 40 Grad kommen. Und erinnert sich, dass meteorologische Darstellungen mit exakt den gleichen Temperaturen vor 20 Jahren noch um einiges weniger besorgniserregend herausgeputzt waren.
Allerdings war vor zwanzig Jahren so einiges weniger besorgniserregend. Zum Beispiel war ein Freibadbesuch noch ein harmloses, wenn auch unspektakuläres Vergnügen. Wer vergangenes Wochenende allerdings seinen Sonntagnachmittag lauschig im Berliner „Sommerbad am Insulaner“ verbringen wollte, fand sich kurzerhand in einer bizarren Mischung aus Actionfilm und Survivaltrip wieder.
Dass Berliner Freibäder schon allein aufgrund der dort herrschenden demografischen Verhältnisse überproportional zahlreich von jungen Männern nicht-deutscher Herkunft aufgesucht werden, ist bekannt. In den vergangenen Jahren schaffte es der ein oder andere, mit diesem Umstand einhergehende, Vorfall mal verschämt in die Schlagzeilen unserer Mainstreampresse. Aber natürlich in der gebotenen Zurückhaltung- man möchte sich ja keinesfalls des Rassismus bezichtigen lassen. Und zudem spielen solche Ereignisse ja nur der falschen Seite in die Hände. Also der Seite, die allein deshalb schon falsch ist, weil sie derartige Vorfälle vorhergesehen hat.
Aber zurück zum letzten Sonntagnachmittag. Was als harmlose Wasserpistolen-Spritzerei beginnt, entwickelt sich binnen Minuten zu einer gigantischen Massen-Schlägerei. Menschen schreien, rennen panisch davon, Mütter versuchen ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Es wird auf bereits am Boden liegende Menschen weiter eingeschlagen, eine Sicherheitskraft wird verletzt. Rund 100 junge Männer, überwiegend mit Migrationshintergrund, sind völlig außer Rand und Band. Zahlreiche Aufnahmen der grotesken Szenerie kursieren im Netz.
„Alles völlig normal“, „Gab es schon immer“, „Hat alles nichts mit nichts zu tun“, so die reflexhaften Relativierungen in den Sozialen Medien. Stimmt, das gab es schon immer. Wer erinnert sich nicht, dass der Präsident des Bundesverbandes deutscher Bademeister Familien vom Freibadbesuch auch früher schon dringend abgeraten hat? „Ich habe selbst drei kleine Enkelkinder – wenn ich mit denen da hereingehen würde, würde ich schlicht unverantwortlich handeln!“, so Präsident Harzheim gegenüber der BILD.
Aber so klein müssen Enkelkinder gar nicht sein, als dass einen mindestens ein mulmiges Gefühl beschleicht, wenn diese jungen Männer heutzutage ihren Sommeraktivitäten nachgehen. So kam es vergangene Woche im Freibad Kaufbeuren zu einem sexuellen Übergriff, bei dem drei Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren von gebrochen deutsch sprechenden Jugendlichen im Wasser körperlich bedrängt wurden. Nach Aussagen der Mädchen soll es sich dabei um eine sechsköpfige Gruppe gehandelt haben, wobei der jüngste, bereits von der Polizei ermittelte Täter, elf Jahre alt ist. Auch hier war „Wir wurden früher im Schwimmbad auch belästigt, und zwar von deutschen Jungs!“ die zu erwartende Reaktion. Und da muss ich sogar beipflichten. Ich weiß noch, dass wir einen richtigen Unhold in der Klasse hatten, der uns Mädchen ständig traktiert und eines Tages im Schwimmunterricht unsittlich berührt hat. Man möge sich hier bitte das anschließende Donnerwetter vorstellen, welches er von unserer Dorfschul-Klassenlehrerin, unseren Müttern und nicht zuletzt seiner eigenen öffentlich über sich ergehen lassen musste. Das hat der Knabe jedenfalls nie wieder gemacht. Und soweit ich weiß, ist aus ihm sogar was ganz Anständiges geworden.
Welche Konsequenzen die Täter aus den oben geschilderten Vorfällen zu erwarten haben, wissen wir nicht. Realistisch: vermutlich keine. Jedenfalls nicht in dem Ausmaß, als dass mit nachhaltigen Verhaltensänderungen zu rechnen ist. Grundsätzlich besteht nicht zuletzt deshalb eine große Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten und insbesondere der Polizei, die auch aufgrund von Personalproblemen der Lage schon lange nicht mehr Herr ist.
Dass wir es nicht mit Einzelfällen zu tun haben, zeigt die Statistik. Dass es nicht um unzulässige Vorverurteilung und Diskriminierung bestimmter Bevölkerungsgruppen geht, zeigen die Piktogramme, die seit spätestens 2015 in vielen Frei- und Hallenbädern hängen. Hier wird bildsprachlich und mit arabischen Untertiteln eindrücklich erklärt, dass man Frauen nicht anzufassen, in den Bikini zu fotografieren oder sie unter Wasser zu drücken und ihnen die Hose herunterzuziehen hat.
Apropos Personalproblem: keine Kosten und Mühen wurden gescheut, um auch vergangene Woche einen Poolsünder ganz anderer Art dingfest zu machen. Im Landkreis Eichstätt badete ein 16-Jähriger in einem fremden Pool. Die vom Nachbarn alarmierten Beamten setzten dem Flüchtenden nach, zusätzlich beteiligte sich auch ein Polizeihubschrauber an der Fahndung. Anschließend wurde er durch weitere Einsatzkräfte festgenommen.
Ist so viel Engagement nicht beruhigend? In einem Deutschland, in dem wir gut und gerne leben.
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