Beschäftigen Sie sich mit dem Lebenslauf von Ulrike Meinhof!

Liebe Leserinnen und Leser,

zugegeben, ich tue mich schwer mit Vergleichen zu Vorgängen aus der Nazi-Zeit. Weil es unvergleichlich ist. Und weil man – egal, was man sagt oder vergleicht – auf jeden Fall anschließend kräftig auf die Mütze bekommen.

Bundesjustizminister Marco Buschmann hat jetzt so einen Vergleich gewagt.

Die Klima-Extremisten, die ab Montag Berlin für unbestimmte Zeit lahmlegen wollen, erinnerten ihn an die 20er und 30er Jahre in Berlin. Da taten sich linker und rechter Mob zusammen, um die erste demokratische Republik auf deutschem Boden in die Zange zu nehmen und zu eliminieren. Hat geklappt. Die „Querfront“-Heinis unserer Zeit arbeiten noch dran.

Die Frage ist, was unsere Politiker, was wir, aus der Vergangenheit gelernt haben.

Ich würde die dummen Klebe-Kinder aus Berlin nicht mit den SA- und Kommunisterhorden damals vergleichen. Das Ausmaß der Gewalt, die Saal- und Straßenschlachten, das hatte eine ganz andere Qualität als ein paar gelangweilte Bafög-Bezieher, die religiösen Eifer entwickeln, das globale Klima zu beeinflussen, indem sie sich auf Asphalt festkleben und von der Polizei befreien lassen. Das ist dumpfer Aktionismus, einfach nur lächerlich und ärgerlich. Ich meine, wenn sogar der Grünen-Boss harsche Kritik an seinen Klimafreunden mit dem Klebstoff übt…

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Aber Buschmann hat natürlich Recht, wenn er mahnt, den Anfängen zu wehren

Die Feinde unseres freiheitlichen Rechtssystems sind nicht zimperlich in der Wahl ihrer Mittel. Und wer unseren Staat und die Rechtsordnung, Demokratie und Meinungsfreiheit angreift, der ist unser aller Feind. Jedenfalls, wenn wir noch halbwegs bei Verstand sind.

Der Bundesgerichtshof hat gerade offengelegt, wie diese Reichsbürger-Clique um Heinrich XIII Prinz Reuß und seine Esoterik-Verschwörer den Bundestag stürmen und Regierungsmitglieder als Geiseln nehmen wollten. Da wurden nicht nur Waffen besorgt, da wurden die täglichen Abläufe und Gewohnheiten von Spitzenpolitikern ausgespäht und weitergegeben. Da gab es einen Plan zum Umsturz.

Der wäre jämmerlich gescheitert, keine Frage

Aber dass sich Menschen in Deutschland mit solchen Wahnphantasien beschäftigen, so wie andere im Keller Koran-Suren singen und dabei Sprengstoff anrühren, das ist beunruhigend.

Beschäftigen Sie sich mit dem Lebenslauf von Ulrike Meinhof und ihren Weg in den Terrorismus. Das hat auch alles harmlos angefangen. Eine Journalistin, die die sozialen Verhältnisse in Deutschland verbessern wollte.

Heute sitzt vielleicht in Berlin auch irgendwo eine Ulrike, die mit dem Klimaschutz hierzulande sehr, sehr unzufrieden ist. Und der ihr Klebstoff nicht mehr ausreicht…

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.