Beten und Biken: Auf chromblitzenden Maschinen wallfahren nach Kevelaer

Mit Weihwasser gesegnet werden die Biker bei ihrer alljährlichen Wallfahrt nach Kevelaer.

von KLAUS KELLE

KEVELAER – Im Grunde hat alles kurz vor Weihnachten im Jahr 1641 begonnen. Da war der Gelderner Hendrick Busman unterwegs an einem Hagelkreuz in der Kevelaerer Heide, als er plötzlich dreimal die Stimme der Mutter Gottes zu vernehmen meinte. Die Erscheinung beauftragte Busman, an dieser Stelle eine Kapelle zu errichten. Und so geschah es.

Heute ist das nicht einmal 30.000-Seeelen-Städtchen Kevelaer nach Altötting der wichtigste deutsche Wallfahrstort. Rund eine Million Gläubige und auch nicht so Gläubige kommen jedes Jahr hier an den Niederrhein, um sich von der Atmosphäre der Pilgerstadt inspirieren zu lassen, zur Ruhe zu kommen und zu beten.

Und einmal im Jahr wird es laut auf den Straßen Kevelaers, denn dann kommen die Motorradfahrer zur alljährlichen Biker-Wallfahrt.

Ein ungewöhnliches Ereignis. 2000 Biker werden am 1. Juli in Kevelaer erwartet. Dann wird die Stadt voll sein, dann werden Motorräder und Fahrer gesegnet.

Die Jungs- und Mädchen auf ihren chromblitzenden PS-starken Maschinen sammeln sich dann zu einer abendlichen Konvoifahrt am Kapellenplatz mit dem Gnadenbild.

Um 17.30 Uhr stellen sich die Teilnehmer mit ihren Maschinen an der Walbecker Straße auf, die dann für den restlichen Verkehr gesperrt wird. Abfahrt zur Lichterfahrt ist um 18.30 Uhr, so dass gegen 19.30 Uhr mit der Ankunft am Kapellenplatz gerechnet werden kann. Wie im vergangenen Jahr werden die Fahrer schon bei der Einfahrt auf den Platz mit reichlich Weihwasser gesegnet. Bei der anschließenden Andacht auf dem Kapellenplatz wird auch der verstorbenen Biker des vergangenen Jahres gedacht. „Die Wallfahrt hat für uns verschiedene Aspekte“, sagt der Vereinsvorsitzende Markus Appel.

Neben Gebet und der Segnung gehört besonders die Gemeinschaft mit den anderen Fahrern zum Erlebnis. Und deshalb wird am Abend im Forum Pax Christi gefeiert. Da spielt eine Live-Band, da wird zusammen gegessen und getrunken. Und die einheimische Bevölkerung? Die ist natürlich auch eingeladen.

Wallfahrtsrektor Gregor Kauling freut sich auf die Pilger auf ihren Motorrädern: „Es fasziniert mich bei dieser Wallfahrt immer wieder, wie viele unterschiedliche Menschentypen hier zusammenkommen. Bei den Bikern zeigt sich das auf besondere Weise, es sind viele dabei, die sonst mit der Kirche wenig zu tun haben, die aber merken, dass sie Schutz und Segen brauchen.“ Kevelaer sei ein Ort der Weite und Unterschiedlichkeit auch spiritueller Ausdrucksformen, die in der Wallfahrtsstadt alle ihren Platz haben.

Ich habe schon oft und nur Gutes über die Biker-Wallfahrt in Kevelaer gehört. Und ich bin katholisch, aber kein Biker, habe weder Maschine noch Führerschein. Anders einer meiner Söhne. Den habe ich am 1. Juli nach Kevelaer eingeladen, dabei zu sein. Fehlt eigentlich nur noch jemand, der einen alten weißen Katholiken auf seiner Maschine oder im Beiwagen mitnimmt… (k.kelle@the-germanz.de)

Für das Totengedenken bittet die Wallfahrtsleitung darum, Name, Sterbedatum und -ort im vergangenen Jahr verstorbener Motorradfahrer, für die gebetet werden soll, der Pforte am Priesterhaus mitzuteilen. Das geht per Mail an info@wallfahrt-kevelaer.de, telefonisch unter 02832 93380 oder persönlich.

Bildquelle:

  • Biker-Wallfahrt_Kevelaer: kna

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.