Glaubenswechsel: Warum Eva Vlaardingerbroek und andere Prominente katholisch wurden

Die Bibel, die heilige Schrift der Christenheit.

von ESTHER VON KROSIGK

ROM – Der Glaube ist immer wieder gut für Schlagzeilen. Auch für solche: Als die niederländische Anwältin, Philosophin und Social-Media-Kommentatorin Eva Vlaardingerbroek Ende April zum Katholizismus konvertierte, war das mehr als nur eine kleine Meldung wert. Natürlich ist die 26-jährige attraktive Aktivistin auch nicht irgendwer.

Als Kommentatorin kennt man sie in ihrem Heimatland und jenseits der holländischen Grenzen. Eva Vlaardingerbroek trat zudem regelmäßig in der Talkshow von Tucker Carlson auf FOX News auf und war Gast bei Mark Steyn in seiner gleichnamigen Talkshow auf dem britischen Sender GB News. Sie übte nicht nur lauthals Kritik an der niederländischen Regierung unter Premierminister Mark Rutte, sondern prangerte während der Corona-Krise öffentlich die Verletzung der Grundrechte an. Ihre Bekehrung fiel genau in diese Zeit, gestand sie in einem Interview mit National Catholic Register.

Die Aushöhlung der Grundrechte war für sie ein Fanal, umzudenken und sich auch religiös umzuwenden, denn die Ablehnung des Corona-Zwangs aus rechtlichen und medizinischen Gründen war ihr nicht genug.

„Ich wollte einen moralischen Standpunkt einnehmen“, sagt Vlaardingerbroek. „Und der einzige moralische Standpunkt, der mir richtig erschien, war, dass ich nach dem Bild Gottes geschaffen bin, dass mein Körper ein Tempel ist und dass meine Rechte mir von meinem Schöpfer verliehen wurden und daher unveräußerlich sind.“

Immer schon stieß die (Wieder-)Entdeckung des eigenen Glaubens und der Übertritt zu einer anderen Konfession auf ein erhöhtes Interesse in der Öffentlichkeit. Mehr noch: Wer sich etwa im 19. und 20. Jahrhundert dem oft langwierigen Prozess der Konversion unterzog, musste am Ende damit rechnen, dass sich enge Bindungen und Beziehungen zu anderen Menschen lösten.

Im heutigen säkularisierten Zeitalter, in dem Toleranz allgemein großgeschrieben wird, werden Konvertiten eher neugierig beäugt, als dass sie sich der Gefahr aussetzen, gesellschaftlich ausgeschlossen zu werden.

Der frühere Regierungssprecher und jetzige deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, hatte Glück und traf innerhalb seiner Familie auf Verständnis für seinen Übertritt zum Katholizismus. Seine Familie hatte erkannt, „dass es eine Notwendigkeit für mich ist“, so Seibert. Im Interview mit der Zeitschrift stadtgottes 2007 äußerte er: „Gott hat durch eine große Leere zu mir gesprochen, die ich schmerzlich gespürt habe. Ich habe etwas vermisst, ich habe IHN vermisst.“

Im Jahre 2020 entschied sich die engagierte Protestantin Beatrice von Weizsäcker, den katholischen Glauben anzunehmen. Gerade bei ihr wurde das als starkes Bekenntnis wahrgenommen, denn die Tochter des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker hatte davor zwölf Jahre als Präsidiumsmitglied des Evangelischen Kirchentags gewirkt. Die schwäbische Politiker-Familie von Weizsäcker ist traditionell protestantischen Glaubens.

Gegenüber domradio.de gestand von Weizsäcker, dass die Trauer um Bruder Fritz, der 2019 während eines Vortrages ermordet worden war, den Wunsch zu konvertieren, gefestigt habe.

Sie habe vorher schon den Gedanken in sich getragen, doch in der Trauerphase „seien Formen, die in der katholischen Kirche gepflegt werden, bei ihr auf einen Boden gefallen, „der das brauchte“.“ Sie äußerte ferner, dass „Kerzen, Weihrauch, das Knien beim Beten, die Liturgie, der Ritus der Messe einem überall auf der Welt ein Gefühl von Zuhause geben.“

Gleich nach ihrer Firmung in Münchens Christkönig-Kirche postete die 61-jährige auf Instagram: „Angekommen! Angenommen. Segen und Kraft und Freude in einer Welt, die oft so seltsam ist, und in einer Zeit, die viel verlangt. Ja, es stimmt, der Geist Gottes weht, wo er will.“

In der christlichen Kirche weht momentan ein heftiger Wind. Das Jahr 2021 verzeichnete für Deutschland 640.000 Kirchenaustritte: Rund 280.000 Evangelische und 360.000 Katholiken wollten nicht mehr einer Kirche angehören, die viele Skandale hervorgebracht, aber auch auszuhalten hat. Der Trend scheint sich fortzusetzen: Für 2022 zeichnet sich ein weiterer Anstieg von Kirchenaustritten von 25 bis 30 Prozent gegenüber 2021 ab.

Doch für jene, die innerlich einmal Ja gesagt haben, scheinen äußere Umstände keine große Rolle zu spielen.

Die 1982 in Pakistan geborene Publizistin und Menschenrechtsaktivistin Sabatina James entschied sich gegen den Islam und für Jesus und ließ sich 2003 taufen. Für sie ist die Eucharistie ein „Wunder“ und wie sie einmal sagte: „Sicherlich ein großer Grund für meine Konversion zum katholischen Glauben.“

Was hauptsächlich die Auslöser für Konversionen sind, ist noch nicht hinreichend erforscht. Es können Krisen sein wie Todesfälle in der Familie, Krankheit, Trennungen oder auch Vertreibungen durch Krieg. Zuweilen werden „Erweckungserlebnisse“ von Betroffenen als Grund genannt.

Mitunter ist der Konfessionswechsel schlicht eine Familienangelegenheit wie im Fall Tony Blairs. Der ehemalige britische Premierminister wechselte von der anglikanischen Kirche zum Katholizismus, weil es Ehefrau Cherie so wünschte. Sie und die gemeinsamen Kinder waren bereits katholisch. Der Guardian zitierte Blair 2009 mit den Worten: „Seit ich mit den Vorbereitungen begonnen habe, katholisch zu werden, hatte ich das Gefühl, nach Hause zu kommen … hier ist jetzt mein Herz, hier weiß ich, dass ich hingehöre.“

Bildquelle:

  • Bibel: pixabay

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