Der Bundestrainer singt und will gegen Rumänien nachlegen

Joachim Löw beim Abschlusstraining der Nationalmannschaft vor dem WM-Qualifikationsspiel in Rumänien. Foto: Stefan Constantin/dpa
Der ungewöhnlichen Gesangseinlage folgte der nächste Siegauftrag. Joachim Löw will sich bei der Neun-Punkte-Mission zum Start in die WM-Qualifikation in Rumänien nicht aus dem Konzept bringen lassen.

Die «unbefriedigende Situation» durch den Ausfall von Niklas Süle und Robin Gosens sowie die Muskelblessuren der fraglichen Bayern-Profis Leon Goretzka und Leroy Sané soll in Bukarest am Sonntag (20.45 Uhr/RTL) kein Hinderungsgrund sein.

Für eine Überraschung ist Löw jedenfalls auch in seinem 15. und letzten Jahr als Bundestrainer noch gut, wie er mit seinem möglicherweise ungewollt publik gewordenen Liedvortrag von Barry Whites Liebeslied «You’re the first, my last, my everything» vor der Pressekonferenz am Samstag bewies.

DIE AUSGANGSLAGE: Der Auftakt ist geglückt. Mit dem 3:0 gegen Island sorgte die DFB-Auswahl nicht nur für das erhoffte Signal im EM-Jahr und einen Hauch Wiedergutmachung für das 0:6 in Spanien. Der erste Schritt Richtung Katar 2022 in der Quali-Gruppe J ist auch gemacht. Dennoch bleibt es dabei: Ausrutscher sind streng verboten.

«Da sich nur der Erste direkt qualifiziert, ist jedes Spiel ein Schlüsselspiel – auch morgen», warnte Joshua Kimmich vor Nachlässigkeiten. Löw hatte für den Dreierpack gegen Island, in Rumänien und gegen Nordmazedonien am Mittwoch schließlich drei Siege gefordert. Schon in Bukarest kann das DFB-Team einen Rekord ausbauen. 17 Siege in Serie gab es in WM-Qualifikationen seit dem legendären 4:4 gegen Schweden 2012.

DAS PERSONAL: Als Löw über Gesundheit und Fitness seiner Spieler sprach, war ihm nicht mehr nach romantischen Schmusesongs zumute. Der Ausfall von Abwehrchef Süle verhindert auch das erhoffte Einspielen Richtung EM. Doch Löw folgt dem Rat der Ärzte und verzichtet auf den Bayern-Profi. Gegen Rumänien soll wie gegen Island die Viererkette mit Lukas Klostermann, Matthias Ginter, Antonio Rüdiger und Emre Can verteidigen. Ein Ausfall von Goretzka würde das so dynamische Dreier-Mittelfeld mit Kimmich und Ilkay Gündogan sprengen. Doch Löw hofft wie bei Leroy Sané noch auf das rechtzeitige Abklingen der muskulären Probleme. Im Angriff könnte der schnelle Timo Werner diesmal den Vorzug vor Kai Havertz bekommen.

DER GEGNER: Rumänien hat die EM in den Playoffs verpasst. Bei einer WM war man sogar letztmals 1998 dabei. Dennoch ist das Team um Ianis Hagi, dem Sohn der nationalen Fußball-Legende Gheorghe Hagi, der wohl stärkste Kontrahent. «Die Rumänen sind eine andere Mannschaft als Island. Sie agieren viel offensiver als es die Isländer gezeigt haben. Wir werden vor andere Aufgaben gestellt sein», sagte Löw. Besonders vor den spielstarken Angreifern des Gegners warnte der Bundestrainer. Nur mit Mühe verhinderten die Rumänen einen Fehlstart in die Qualifikation. Gegen Nordmazedonien erzielte Hagi erst kurz vor dem Abpfiff am Donnerstag den 3:2-Siegtreffer.

DIE DEBATTE: Joachim Löw wird bei der WM in Katar nicht mehr Bundestrainer sein. Dennoch beschäftigt ihn die Diskussion um die Menschenrechtslage im Emirat. Einen Boykott des Turniers hält der 61-Jährige wie auch sein Führungsspieler Kimmich nicht für sinnvoll, wie er am Samstag betonte. Dennoch steht Löw voll und ganz hinter der Aktion seiner Spieler, die gegen Island mit ihrer T-Shirt-Botschaft (Human Right’s) die Zustände am Golf kritisch hinterfragten. Energisch widersprach der Bundestrainer dem Vorwurf einer Imagekampagne, nachdem der DFB ein Video zu der Aktion publiziert hatte. Keiner seiner Akteure von Manuel Neuer bis Gündogan würde sich «vor einen Karren spannen lassen», versicherte Löw.

Bildquelle:

  • Abschlusstraining: dpa

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