Der nächste Fenstersturz in Moskau – Chef des Pravda-Verlages tot

In Moskau kann ein Balkon ein sehr gefährlicher Ort sein.

MOSKAU – In Moskau ist Wjatscheslaw Leontjew (89), langjähriger Direktor des sozialistischen Pravda-Verlags, tot aufgefunden worden. Die Leiche lag hinter seinem Wohnhaus, angeblich soll er sich aus einem Fenster seiner Wohnung im fünften Stock in Selbstmordabsicht gestürzt haben.

Leontjew ist damit ein weiteres Glied in einer langen Kette mysteriöser Fensterstürze in Moskau seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar 2022.

Eine russische Boulevardzeitung schrieb, dass auch seine Ehefrau kürzlich nach einem Sturz ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Am Tag seines Todes habe Leontjew über Herzprobleme geklagt.

Der zuvor geflohene Andrey Malgin, selbst Journalist und mit Leontjew befreundet, schrieb in einem Social-Media-Post, der ehemalige Verlagsleiter habe „viel über das Geld der [kommunistischen] Partei gewusst“. Pravda bedeutet „Wahrheit“ und wurde 1912 gegründet, Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 war das Blatt die offizielle Zeitung der Kommunistischen Partei der UdSSR. Leontjew stand seit 1984 an der Spitze des Pravda-Verlags und blieb im Amt, nachdem dieser 1991 in „Pressa“ umbenannt wurde.

Im Machtapparat der russischen Hauptstadt hat es in den vergangenen vier Jahren eine auffällige Häufung von mysteriösen Todesfällen unter Politikern und Managern großer Staatsbetriebe gegeben.

So soll erst im Juli Roman Starowojt, früher Verkehrsminister, Suizid begangen haben. Kurz zuvor hatte der Kreml seinen Rücktritt bekanntgegeben, nachdem Berichte erschienen waren, dass er unter Korruptionsverdacht stehe.
Im selben Monat starb Andrei Badalow, stellvertretender Vorsitzender des staatlichen Ölkonzerns Transneft, ebenfalls bei einem Sturz aus dem Fenster seines Hauses im noblen Moskauer Vorort Rublyowka. Im Februar fand man Artur Prjachin, Leiter des Föderalen Antimonopoldienstes in der Republik Karelien, tot vor seinem Büro. Angeblich habe er einen Zettel hinterlassen, auf dem er geschrieben hat, man solle niemandem die Schuld für seinen Tod geben.

Bildquelle:

  • Balkon: pixabay / djedj

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