von DR. PATRICK PETERS
Heute steht die Welt wieder Kopf. Dann wird – nicht mehr, aber auch nicht weniger – das iPhone 8 vorgestellt. Darum ranken sich bereits viele Gerüchte. Eine echte Neuentwicklung soll es werden, kein etwas aufgemotzter Facelift wie das iPhone 7, das aktuell die Apple-Smartphone-Palette anführt. Vielleicht wird es, angesichts des Jubiläums des iPhone (das erste Modell kam 2007 auf den Markt), auch gar nicht iPhone 8 heißen, sondern „iPhone Pro“, „iPhone X“ oder „iPhone 10“.
Wie dem auch sei, in jedem Falle wird etwas passieren im „Steve Jobs Theater“ im Apple Park in Cupertion, und die Welt wird dabei sein. Durchgesickert ist bereits, dass das neue OLED-Display praktisch von Ecke zu Ecke reicht und der bisherigen Rahme weitgehend verschwindet. Das ermöglicht einen deutlich größeren Bildschirm, ohne dass das iPhone insgesamt wächst. Auch der traditionelle „Home“-Button hat seinen Dienst die längste Zeit getan. Er wird laut Berichten nur noch virtuell unten auf dem Bildschirm eingeblendet, wenn er tatsächlich gebraucht wird.
Aber es soll hier nicht darum gehen, ein paar technische Features zum neuen iPhone abzuspielen. Viel interessanter ist, welchen Hype ein Smartphone regelmäßig hervorruft: Anfang bis Mitte Oktober dürften die ersten iPhone 8 in sehr geringen Stückzahlen zu haben sein, danach könnte sich die Lage zumindest etwas entspannen. Experten rechnen jedoch damit, dass das iPhone 8 bis ins Jahr 2018 hinein nur mit langen Lieferzeiten zu bekommen sein wird. Glück könnte haben, wer direkt mit dem Start der Vorbestellung (wahrscheinlich am 22. September) seine Order absetzt.
Es ist kaum vorstellbar, dass ein anderes Wirtschaftsgut für eine solche (positive) Unruhe auf der ganzen Welt sorgt wie ein neues iPhone. Käufer rund um den Globus, von jung bis weniger jung, lecken sich die Finger danach, und wir werden vermutlich wieder Bilder von auf Bürgersteigen von Apple Stores campierenden Menschen sehen, die dann von Glück beseelt ihr neues iPhone in die Luft halten, wenn sie denn eines ergattert haben. Wo gibt es das? Welche Unternehmen schafft es, diese Aufmerksamkeit für so ein kleines und – im Vergleich mit anderen Waren wie Autos, Küchen, der Kinderzimmereinrichtung oder einem brauchbaren Maßanzug – auch noch günstiges Produkt zu generieren. Apple braucht nicht mal mehr klassische Werbung für sein iPhone zu machen. Das übernehmen wir schon selbst.
Die „Old Economy“ muss sich warm anziehen, die Musik spielt in der digitalen Welt. Und das iPhone ist erst der Anfang. Was passiert mit der Automobilindustrie, wenn das Apple-Auto iCar zur Marktreife gelangt? Wenn Apple seine Möglichkeit im Finanzsektor durch die eigene Banklizenz und die schier unendlichen Investitionsmöglichkeiten (wir sprechen von bilanziell bestätigten Barreserven von 220 Milliarden Euro!) komplett ausrollt? Dann muss sich der alte Kontinent, in dem Digitalisierung größtenteils noch bedeutet, E-Mails zu schreiben und eine Kreditkarte zu besitzen, ganz schnell bewegen, um nicht völlig den Anschluss zu verlieren – schließlich wirken Investitionen von 750 Millionen Euro für Digitalisierung im Privat- und Firmenkundengeschäft bis 2020 der Deutschen Bank, um ein wirklich herausragendes Beispiel einer deutschen Digitalisierungsstrategie hervorzuheben, geradezu niedlich gegenüber den Möglichkeiten der Apples dieser Welt. Von denen es übrigens mehr gibt, als vielen Managern und Politikern in Europa vielleicht lieb ist.
Bildquelle:
- iPhone 7: dpa