DFB-Chaos: Kennen Sie jemanden, der gestern eine Karte fürs Pokalfinale kaufen konnte?

Das Berliner Olympiastadion: Zum Pokalfinale am 23. Mai sicher ausverkauft.

von KLAUS KELLE

BERLIN – Am 24. Mai werden im Berliner Olympiastadion Arminia Bielefeld und der VfB Stuttgart das Finale um den DFB-Pokal ausspielen. Das Duell der Schwaben gegen den Underdog vom Teutoburger Wald elektrisiert die Fußballfans, zumindest die aktiven. Der RBB meldete am Abend in den Radionachrichten, dass großer Unmut über die freie Kartenvergabe bestehe, nachdem 1,3 Millionen Fans – so viel wie noch nie bei einem DFB-Pokalfinale – versucht hätten, Eintrittskarten online zu erwerben.

Ich weiß nicht, woher diese Zahl stammt

Aber ohne Zweifel war es chaotisch und für die Masse der Fußball-Enthusiasten höchst unbefriedigend, was sich gestern seit 10 Uhr auf dem Ticket-Portal des DFB abgespielt hat.

Auf Instagram war am Vortag noch informiert worden, der DFB werde die Eintrittskarten nach dem Prinzip „first come, first served“ vergeben.

Und weil ich selbst seit 52 Jahren leidenschaftlicher Anhänger von Arminia Bielefeld bin, meldete ich gestern für mich ein Konto beim DFB an, und unsere ganze Familie tat das, einige Freunde ebenfalls. „Irgendwer muss doch durchkommen“, schrieb einer unserer Söhne noch am Morgen, der Weckruf für alle, bloß den Start um 10 Uhr nicht zu verpassen.

Und problemlos rutschten alle in die virtuelle „Warteschlange“, doch dann herrschte Chaos, denn hier hatten sich gleich nach 10 Uhr offiziell 650.000 Kaufwillige angemeldet. Nach 20 Minuten sollte man erfahren, wann man ungefähr dran ist, um die Kaufoption nutzen zu können. Doch das funktionierte nicht.

„Sie sind in der Reihe in: mehr als einer Stunde“, hieß es zunächst, dann wurden wir irgendwann zurück in die Warteschlange geleitet- warum auch immer. Irgendwann nach zweieinhalb bis drei Stunden erschien ein Textfeld mit der Mitteilung, dass der Ticketshop jetzt geschlossen sei. Und fertig.

Obwohl meine Familienmitglieder und ich ordnungsgemäß angemeldet und um Punkt 10 in der „Warteschlange“ standen, hatte keiner von uns die Chance, ein Ticket zu erwerben. Also, nicht einmal die Chance, anklicken zu dürfen. In vielen Fan-Foren war am Abend schlechte Stimmung, weil offenbar viele dieses Spiel live erleben wollen und keine Chance hatten.

Schauen wir dann mal genauer hin

Dass Berliner Olympiastadion hat 74.000 Sitzplätze, davon erhalten die Vereine der beiden beteiligten Mannschaften für ihre Fans 24.719 (VfB) und 24.200 (Arminia). Das heißt 49.000 Tickets sind schon mal weg. 10.000 weitere stehen für Fans für den freien Verkauf online zur Verfügung – das waren also die, für die sich gestern – je nach Matheformel – zwischen 650.000 und 1,3 Millionen Fans bewerben durften.

Und 15.000 Karten bekommt der DFB für…ja, wofür eigentlich?

Ich weiß es nicht genau, es gibt immer ein Kontingent für Sponsoren, VIP-Karten-Besitzer und wenn Oli Kahn dabei sein möchte oder eine andere nationale Fußball-Ikone, dann ist das völlig in Ordnung. Aber 15.000 zur freien Verfügung für den DFB, während das Fußvolk sich um 10.000 rangeln darf wie beim Sommerschlussverkauf um die Badehosen?

Ein Kollege aus dem Sport-Business sagte mir schon vor zwei Wochen am Telefon, dass ich mir die Aktion über das DFB-Portal schenken könne, da das „nur für die Leute“ gemacht werde, aber tatsächlich niemand eine Chance hätte, so an Karten zu kommen.

Und tatsächlich habe ich heute im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis, auch in den diversen Arminia-Fan-Foren niemanden gehört oder gelesen, der erzählte, dass er oder sie eine Karte fürs Pokalfinale erworben hat. Deshalb hier mal die Frage an Sie: Kennen Sie persönlich jemanden, dem es gelungen ist, am Donnerstag auf dem DFB-Ticketportal ein Eintrittskarte zu erwerben? Ein einziger würde mir reichen…

Bildquelle:

  • Olympiastadion_Berlin_2: depositphotos / meunierd

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.