Drei Tage ohne Strom, dann ist in Deutschland Feierabend

Liebe Leserinnen und Leser,

der Güterschienenverkehr war am Mittwoch in weiten Teilen Deutschlands für Stunden stillgelegt. Und keiner hat’s bemerkt, der Mainstream hat nicht berichtet.

Grund: Es war nicht genügend Strom verfügbar, wie der Bahnstromnetzbetreibers DB Energie in einer Mitteilung bekannte. So habe es an dem Tag Wartungsarbeiten in verschiedenen Kraftwerken und einen anschließenden Kraftwerksausfall gegeben, der zu einer Unterversorgung des Stromnetzes führte. Das Fachmagazin „Lok-Report“ hatte berichtet, und ein Leser von TheGermanZ hat uns darauf aufmerksam gemacht, weil wir die Zeitung sind, die berichtet, was relevant ist.

Bahnfahrer haben nichts vom Chaos mitbekommen, weil die Deutsche Bahn wohl eine pragmatische Abwägung getroffen hatte. Zu wenig Strom, irgendwas müssen wir stilllegen, um Teile der Gesellschaft nicht zu beunruhigen. So entschied man sich, alle Güterzüge zu stoppen, weil das vermutlich nicht zu einem allgemeinen Aufschrei führt wie das komplette Einstellen des Personenverkehrs.

Peter Westenberger, Geschäftsführer des Netzwerkes Europäischer Eisenbahnen, fand immerhin deutliche Worte nach der DB-Entscheidung:

„Der Güterverkehr ist nicht der Wurmfortsatz der Eisenbahnbranche, er ist systemrelevant für die Industrienation und die Versorgung der Bevölkerung. Große Teile unserer Verkehre haben heutzutage ähnliche Pünktlichkeitsanforderungen wie der Personenverkehr….Der Schienengüterverkehr muss verlässlich sein und verträgt keine weiteren Strapazen seitens der Infrastrukturbetreiber, sonst werden sich die Kunden abwenden und die Ladung auf die Straße gehen.“

Die Frage der Schadenersatzansprüche, die es zweifellos geben wird, ist nicht mein Thema heute Morgen, sondern die Anfälligkeit unserer Gesellschaft durch Pannen, Stromausfälle und mögliche Cyberangriffe. Wenn ein Land wie Deutschland drei Tage ohne Strom und ohne Wasser ist, dann ist hier Feierabend. Dann läuft nichts mehr, kein Telefon, kein Bankautomat, keine Flugsicherung, keine Ampelanlagen…kurz nichts.

Es ist gut und richtig, wenn die Bundesregierung erstaunlicherweise entdeckt hat, wie wichtig die Innere und Äußere Sicherheit für Deutschland sind. 100 Milliarden, damit die Bundeswehr endlich wieder eine Armee wird, die den Namen verdient, ist eine richtige Entscheidung. Aber was tun unsere politischen Anführer für die Sicherstellung der Stromversorgung zu jeder Zeit? Windräder bauen kann es ja wohl nicht sein, und Photovoltaikanlagen allein reichen auch nicht aus.

In der Diskussion um russisches Erdgas und Öl in Zeiten wie diesen sehen wir, wie fragil das ganze System ist.

Für Erdöl ohne Russland zeichnen sich jetzt gangbare Lösungen ab, die aber auch nicht von heute auf morgen zu realisieren sind. Und es wird Geld kosten, viel Geld, wieder unabhängig von Russland zu werden. Und das mit dem Öl wird vergleichsweise mit weniger Aufwand zu lösen sein, weil man das überall auf dem Weltmarkt kaufen kann. Aber Strom?

Wenn die Herrschaften in Berlin einen Funken Verstand haben, dann nehmen sie unsere drei zum Jahresende abgeschalteten Kernkraftwerke wieder in Betrieb und verlängern die Restlaufzeiten der drei, die wir noch an der Leitung haben. Und, wenn Sie mich fragen, muss ein Plan her, der uns Deutsche überhaupt nachhaltig unabhängig macht. Das könnte zum Beispiel durch den Bau neuer Kernkraftwerke passieren. Überall in Europa bauen sie Kernkraftwerke, weil sie intelligent, zuverlässig und klimafreundlich sind. Und weil der Strom bezahlbar ist für die Leute und die Industrie. Stattdessen subventionieren wir Lastenfahrräder…

Jetzt in der Krise ist genau der richtige Zeitpunkt, auch bei diesen dramatischen Fehlentscheidungen der Regierung Merkel in der Vergangenheit eine 180-prozentige Kehrtwende einzuleiten. Es ist nie zu spät, Fehler zu korrigieren, die man erkannt hat.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.