„Eine unglaubliche Aggressivität“: Deutschland schaut weg, weil es die falschen Täter sind

Migranten und Flüchtlinge leben ihren Judenhass auf unseren Straßen aus.

Gastbeitrag von NINA GOLL

HAMBURG – Ralph Giordano beschreibt in seinem autobiographischen Buch „Die Bertinis“ eindrucksvoll, wie er als jüdisches Kind die Zeit des Dritten Reiches in Hamburg erlebt hat. Er beschreibt die Reichskristallnacht ebenso detailliert wie die Anfeindungen bzw. Ausgrenzungen oder das tägliche Wegsehen. Das Buch ist besonders für Hamburger eindrücklich, wenn man täglich auf all diesen Straßen geht und fährt, an all diesen Plätzen vorbeikommt, wo jüdischen Menschen Unrecht und Gewalt angetan wurde. Viele Stolpersteine auf unzähligen Straßen erinnern an die Orte, an denen jüdische Menschen enteignet und vertrieben worden. Zurecht hat Deutschland deshalb das Wohl Israels zur Staatsräson erhoben. Damit so etwas nie wieder passiert.

Nie wieder?

Am Mittwoch vergangener Woche hat am Hamburger Hauptbahnhof ein großer Autokorso stattgefunden, an dem augenscheinlich Palästinenser und Araber die Bombardierung Israels feierten. Hupende Autos, aus denen Palästinensische Fahnen wehten, Sprechchöre mit antiisraelischen und antisemitischen Inhalten wurden gegrölt. Die Stimmung schwankte zwischen ausgelassen und aggressiv. Die Polizei stand in den Nebenstraßen und beobachte das Geschehen, ohne jedoch einzugreifen. Passanten gingen gesenkten Blickes schnellen Schrittes weiter.

Es hat in den vergangenen Tagen vieler solcher Demonstrationen und Ausschreitungen in vielen Städten Deutschland gegeben. Synagogen wurden angegriffen, israelische Flaggen wurden verbrannt, Sprechchöre riefen „Scheiss-Jude“, dazu wurden türkische und palästinensische Fahnen geschwenkt. Der Berliner Innensenator Andreas Geisel hat dazu festgestellt: “Nach bisherigem Erkenntnisstand kamen die Gewalttätigkeiten nicht aus dem Bereich organisierter Palästinenser, sondern, die Polizei nennt das erlebnisorientierte Jugendliche`. (…) Von dort ging eine unglaubliche Aggressivität hervor.“ Antisemitismus ist jetzt also ein erlebnisorientierter Zeitvertreib? Wohin mündet die unglaubliche Aggressivität? Unterstützt wurden diese Demonstrationen von radikalen linken Gruppierungen, wie die NZZ berichtete.

Die Reaktionen der deutschen Politik waren erbärmlich. Der SPD-Chef Norbert Walter-Borjans fordert deutsches Mitspracherecht in Israel, denn Deutschland habe ein Recht darauf, im Nahen Osten gehört zu werden. Im Deutschland dieser Tage darf das aber ungestraft geäußert werden und zieht keinerlei Konsequenzen nach sich. Heiko Maas sei an dieser Stelle wegen Irrelevanz ausgelassen, er hat auch nichts Kluges gesagt.

Angela Merkel lässt von ihrem Regierungssprecher Steffen Seibert ein paar dürre Sätze verlautbaren, dass die israelfeindlichen Demonstrationen beschämend gewesen seien und man an der einen oder anderen Stelle zu tolerant gewesen sei. Das ist schon starker Tobak in einem Land, das sonst schnell mit Vorwürfen und harter Kritik bis hin zur Ausgrenzung gegenüber Menschen ist, die auch nur ein einziges Wort falsch verwenden. Hier finden Verharmlosungen statt, anstatt hier klar Ross und Reiter zu benennen.

Es handelt sich um den Versuch insbesondere unserer Bundeskanzlerin, die unangenehmen Begleiterscheinungen der von ihr zu verantworteten unkontrollierten Zuwanderung zu verharmlosen. Dies hat man bei den Ereignissen in der Kölner Silvesternacht 2015/16 auch schon getan.

Die ARD macht aus der Hisbollah „Aktivisten“, stellt sich ansonsten ebenfalls dumm und schreibt in einer Stellungnahme auf Twitter: „Wenn Sie unseren Beitrag aufmerksam gelesen haben, werden Sie merken, dass wir nicht wissen, wer die Synagoge angegriffen hat. Ob es Einwanderer waren, wenn ja, welchen religiösen oder kulturellen Hintergrund sie haben, oder ob Rechtsradikale an der Tat beteiligt waren, wir wissen es einfach nicht.“

Der Zentralrat der Juden in Deutschland veröffentlichte daraufhin auf Twitter ein Video, in welchem die Demonstranten deutlich zu erkennen waren. Wer diese Bilder gesehen hat, dem kommen schon erhebliche Zweifel, ob die Journalisten der ARD hier nicht sehen wollen was offensichtlich ist, insbesondere, da sie sonst jeden Reichsbürger oder Corona-Leugner ohne Zweifel bereits am Hut erkennen. Insgesamt kann die Berichterstattung in Deutschland als verharmlosend und verschleiernd bezeichnet werden, von der ARD über die FAZ bis zum Spiegel.

In Deutschland kann nicht offen über diesen neuen Antisemitismus geredet werden, da dann auch über die Einwanderungspolitik und allen sich daraus ergebende Problemen debattiert werden müsste. Doch das ist ein Tabu, an dem weder Politik als Verursacher noch die Medien als Unterstützer rütteln wollen.

Dabei ist es dringend notwendig, diese Fragen zu beantworten, um Antworten für die Zukunft zu finden. Wir müssen über die Versäumnisse bei der Integration sprechen, über entstandene Parallel- und Gegengesellschaften, über Frauenverachtung, Homophobie oder besser Schwulen-Hass und natürlich über Antisemitismus.

Die Politiker unseres Landes haben uns in eine Situation hineinmanövriert, die unerträglich ist und eigentlich einer klaren Aufarbeitung bedarf. Flankiert wurden sie dabei von den Medien dieses Landes. Da hier kein Bedarf an Aufklärung besteht, ist es denn jüdischen Mitmenschen wohl geraten darüber nachzudenken, wie sicher sie in diesem Land noch leben können. Denn in Deutschland bekämpft man intensiv die Vergangenheit des Dritten Reiches, während man die aktuellen Entwicklungen nicht sehen will oder wider besseres Wissen beschweigt. Die vielgepriesene und oft eingeforderte Zivilcourage gibt es kaum.

Nie wieder? Dessen kann man sich nicht sicher sein!

Bildquelle:

  • Antisemitismus_Judenhass: dpa

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