Enttäuscht von Russland: Armenien strebt westwärts

Umkämpfte Region Armenien, Aserbaidschan

JEREWAN – Die frühere Sowjetrepublik Armenien hat genug von Russland. Moskau habe das Land mehrfach „im Stich gelassen“, zuletzt im Konflikt mit Aserbaidschan um die Südkaukasus-Region Bergkarabach, sagte Ministerpräsident Nikol Paschinjan im Rundfunk. Deshalb werde Armenien über engere Beziehungen zu den Vereinigten Staaten und Frankreich nachdenken.

Armenien hatte Russland nach dem Ende der Sowjetunion 1991 lange als wichtigsten Bündnispartner angesehen. Zuletzt stellte Paschinjan die Grundlagen des Bündnisses infrage. Zudem verärgerte Armenien Russland, indem es eine Militärübung mit den USA abhielt.

„Wir müssen verstehen, mit wem wir wirklich militärisch-technische und verteidigungspolitische Beziehungen unterhalten können“, sagte Paschinjan auf eine Frage nach der Reform der armenischen Streitkräfte. Früher sei dies kein Problem gewesen, weil sich diese Frage nicht gestellt habe. Früher seien die Beziehungen im Verteidigungsbereich zu 95 bis 97 Prozent mit Russland gewesen. „Jetzt kann dies sowohl aus objektiven als auch aus subjektiven Gründen nicht mehr der Fall sein“, sagte Paschinjan.

Russland habe Armenien bei der Eroberung der Enklave Bergkarabach durch Aserbaidschan im September im Stich gelassen, die eine Massenflucht der dort lebenden ethnischen Armenier auslöste. Armenien müsse nun auch mit Indien und Georgien intensivere Beziehungen aufbauen.

Russland war als Ordnungsmacht in der Region lange unangefochten, konkurriert aber zunehmend mit den USA. Auch die angrenzende Türkei macht in der Region ihren Einfluss geltend.

Bildquelle:

  • Karte_Armenien_Aserbaidschan: zdf

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