„Es ist besser, wir nehmen sie mit!“ Ich werde Mütter niemals verstehen, die ihre Kinder ermorden

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

vor dem Landgericht Wuppertal wird derzeit gegen eine 28-jährige Frau verhandelt, die fünf ihrer sechs Kinder getötet haben soll. In der Wohnung der Frau in Solingen fanden Polizisten am 3. September des vergangenen Jahres Melina (19 Monate), Leonie (2), Sophie (3), Timo (6) und Luca (8) tot on ihren Betten. Nur der älteste Sohn (11) überlebte, er war zur Tatzeit in der Schule.

Warum bringt eine Mutter ihre eigenen Kinder um, das ist eine Frage, die zwar immer wieder gestellt, aber nie wirklich beantwortet wird. Und sie erinnert mich an eine grauenhafte Szene in dem Film „Der Untergang“, als es um die Ermordung der Kinder der Familie Goebbels durch die eigenen Eltern ging, Keine Fiktion, das alles ist wirklich geschehen Anfang Mai 1945 im sogenannten „Führerbunker“ in der unterirdischen Reichskanzlei in Berlin. Es ist Geschützfeuer zu hören in der zerstörten Stadt, die Soldaten der Roten Armee sind nur noch wenige hundert Meter entfernt, als sich der Massenmörder Adolf Hitler und seine Geliebte Eva Braun durch Selbstmord der irdischen Gerechtigkeit entzogen. Die Nachricht vom Tod „des Führers“ war das Startsignal für ein weiteres unfassbares Verbrechen.

Helga (12), Hilde (11), Holde(8), Hedda (6) und Heide (4) und dann noch der einzige Sohn Helmut (9), von dem es heißt, er sei ein verträumter Junge gewesen, werden Opfer der eigenen Eltern, bekommen das tödliche Gift eines nach der anderen von der Mutter gereicht.

In den engen Gängen des eingekreisten Bunkers hatten sich Reichtspropagandaminister Joseph Goebbels und seine Frau Magda mit allen Kindern in einen Raum zurückgezogen. Die Kunstpilotin Hanna Reitsch hatte zuvor noch angeboten, die Kinder mit mehreren Flügen herauszubringen: „…die dürfen hier nicht bleiben.“ Doch die Goebbels hatten sich entschieden. „Meine Kinder sollen lieber sterben, als in Schande und Spott zu leben“, hatte Mutter Magda besagt. Und ihr Mann befürchtete, die Russen würden ihre Kinder nach Moskau schaffen und sie dort zu Kommunisten erziehen. Und er entschied: „Nein, es ist besser, wir nehmen sie mit.“ Einfach nur der reine Wahnsinn.

Was treibt Menschen dazu, das eigene Fleisch und Blut zu töten, Mütter sogar wie die 28-Jährige aus Solingen, die ihrem Ältesten nach der Schule erzählt hat, seine Geschwister seien bei einem schweren Autounfall ums Leben gekommen. Sie brachte den Jungen, dem sie zuvor vorgeschlagen hatte, sich gemeinsam mit ihr vor einen Zug zu werfen, zur Großmutter nach Mönchengladbach, als er sich dem Freitod verweigerte. Dann kehrte sie allein zum Hauptbahnhof Düsseldorf zurück und warf sich vor einen Zug. Doch sie überlebte.

Die Situation 1945 im eingekesselten Führerbunker ist vielleicht noch zu verstehen, die Aussichtslosigkeit, für immer geächtet, hart bestraft, die eigenen Kinder wenden sich ab, niemals ein Besuch in der Zelle. Waren sie in einer emotionalen Ausnahmesituation? ich glaube nicht, sie waren eiskalt, folgten ihrer widerwärtigen Herrenmenschen-Mentalität und nahmen die eigenen Kinder mit ins Grab.

Das Motiv der Frau aus Solingen ist noch ungeklärt, vielleicht war die Trennung ihres Mannes der Grund, der bei einer Nachbarin lebte. Aber das Abwenden des Partners als Motiv, die eigenen Kinder mit in den Tod zu nehmen, sie in einer Badewanne eins nach dem anderen zu ertränken und zu erwürgen? Ich werde so etwas niemals verstehen.

Passen Sie auf sich und Ihre Kinder gut auf!

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.