„Fahren Sie bitte rechts!“ Was, wenn da aber gesperrt ist?

Liebe Leserinnen und Leser,

ich bin der Albtraum von Robert Habeck, Ricarda Lang und der ganzen grünen Blase. Warum? Weil ich wirklich sau-gerne Auto fahre, Diesel natürlich, BMW, bevor 300 Einzelanfragen kommen.

Dabei ist ICE-Fahren für jemanden wie mich viel praktischer. Ich kann zwar da selten recherchieren, aber in Ruhe schreiben, wenn die Mund-Nasen-Maske nicht stört, beizeiten jemand vorbeikommt und Cappuccino bringt und der ICE überhaupt pünktlich war. In jüngster Zeit habe ich lange Strecken oft mit dem Auto zurückgelegt, allein am Steuer, laute Musik, zwischendurch ausführlich telefonieren mit Menschen, mit denen ich das ohnehin schon lange vorhatte. Freie Fahrt für freie Bürger! Ich mag das, und die Grünen hassen Menschen wie mich dafür. Alt und weiß, Mann und auch noch gerne, überzeugt, dass es nur zwei Geschlechter gibt und dann auch noch einer, der regelmäßig in die Heilige Messe geht. Ein hoffnungsloser Fall, verloren für wie woke Zukunft.

Aber das Autofahren macht sowieso immer weniger Spaß, und damit meine ich gar nicht die zahlreichen Falschparker-Knöllchen und deren widerstandslos durchgepeitschten horrenden Geldforderungen. Auch dass ich vor zwei Jahren den Lappen mal für ein paar Monate abgeben und amtlich feststellen lassen musste, dass ich noch alle Tassen im Schrank habe, nehme ich denen nicht übel. Wenn man innerhalb von drei Monaten vier Mal auf der A 3 nachts zwischen 1 und 3 Uhr geblitzt wird, drei Mal davon vom gleichen stationären Blitzer, während laut Techno lief, dann hat man schon wegen Doofheit verdient, den Führerschein abzugeben. Führerschein, darf man das überhaupt noch sagen in Zeiten, wo der Buchstabe Z als toxisch gilt und man 88 nicht mehr auf ein Waschmittelpaket drucken darf?

Ich schreibe besser von „Schein“. Man weiß ja nie.

Ich war vergangene Woche mit dem Auto in Berlin. Erster Termin am Mittwoch um 13 Uhr. Abfahrt um 7 Uhr, eigentlich reichen fünf Stunden. Aber weil es die A3 ist, kam ich aufgrund von Staus und Baustellen erst um 14.30 Uhr an. Nächster Termin um 15.30 Uhr, nicht zu schaffen, gut dass es Handys gibt. Fangt schon mal an, ich komme später dazu. Das Navi sagt, bis zum nächsten Meeting sind es 20 Minuten. Nach 46 Minuten kam ich an, Baustelle an Baustelle, wer in Berlin die Ampelschaltungen verantwortet, gehört ins Gefängnis. Am nächsten Morgen raus aus der Hauptstadt, erste Destination: Potsdam. Das klappte tadellos, 30 Minuten, pünktlich da. Dann weiter, next stopp: Magdeburg. War ich lange nicht mehr und wusste nicht, dass die Innenstadt eine einzige Baustelle ist.

Aber erstmal hinkommen, irgendwo auf der Autobahn Vollsperrung wegen Unfall, in langer Schlange zur nächsten Ausfahrt, dann über Land, Orte, deren Namen ich niemals hörte. Mit eineinhalb Stunden Verspätung Innenstadt, alles abgesperrt. Das Navi sagt „fahren Sie bitte rechts!“, doch da ist Baustelle. Weiter, das Navi sagt „fahren Sie bitte links!“, doch da ist Sackgasse. Bekannte angerufen: Wie komme ich denn hier raus? Du musst über die Elbbrücke. Aber die ist gesperrt, immerhin sehe ich den Dom rechts von mir. Wieder angerufen – Ich sei auf der falschen Seite. Und so weiter. Kennen Sie den Film „Falling Down“? Aber ich hatte glücklicherweise keine Pumpgun dabei.

Von Magdeburg nach Hause weitere eineinhalb Stunden im Stau. Ich fotografiere die vielen Autos vor mir, am Horizont ein malerischer Sonnenuntergang, und schicke es den Kindern in unsere WhatsApp-Gruppe. Guckt mal, wo der Papa gerade wieder festhängt. Und leider wird es später nachher…

Allen, die heute mit dem Auto unterwegs sein müssen: Ich wünsche Ihnen, dass Sie gut durchkommen! Wo und wie auch immer…

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.