„Mich erinnern die Freitagsdemos ein wenig an die biblische Szene vom Einzug in Jerusalem.“
(Erzbischof Koch, Berlin)
von JOSEF HUEBER
BERLIN – Auch wenn Hochwürden Heiner Koch, Erzbischof von Berlin, die Schulschwänz-Freitage und die dazugehörigen Hüpf-Demos mit dem Einzug von Jesus in Jerusalem in Verbindung brachte, kann dieser abwegige Einfall nicht den unüberbietbaren Sinn des karfreitäglichen Protests gegen die Gesetze der Welt, den existentiell bedeutsamen Showdown des Urhebers unserer 2000-jährigen westlichen Kultur, kleindenken. Im angelsächsischen Bereich nennt man den Karfreitag Good Friday.
Ein Freitagskult versetzt die Welt in Trance
Christen zelebrieren den Karfreitag weltweit, besonders aber in Jerusalem mit dem Nachgehen des Leidensweges Jesu auf der Via Dolorosa. Sie tun das schon etwas länger als die jugendlichen, irregeleiteten, weil von einer Ideologie gesteuerten Panikmacher auf den Fridays-for-Future-Hüpfdemos. Die behördlich sanktionierten Unterrichtsvermeidungs-Veranstaltungen sind, weil unbelastet von naturwissenschaftlichem Wissen, umso heftiger getrieben von medial infiltriertem Pseudowissen.
Der ökologische Freitagskult, mit der schwedischen Oberpriesterin Greta Thunberg, als Kompensationsveranstaltung für Unterricht, mutierte, sorgfältig im Verbund mit den Systemmedien, zu einer Art kultischem Tanz, dessen Bannstrahl gegen die vermeintliche Zerstörung der Zukunft die Öffentlichkeit in einen Trancezustand versetzt hat, in dessen Reigen sich Politiker freiwillig hineinwirbeln lassen. Wenn Bundespräsident und die damalige Bundeskanzlerin, vereint mit kirchlichen Würdenträgern, allesamt Repräsentanten eines (noch) hochtechnologisierten Landes, zu Lob und Dank für irrlichternde Aktivisten anheben, dann gehen, bildlich und wörtlich gesprochen, bald die Lichter aus.
Karfreitag ist das Kontrastprogramm zur Klimahysterie
Der christliche Karfreitag ist in einem anderen, von wissenschaftlichen Hypothesen unabhängigen Sinn eine Demonstration. Aber nicht gegen eine von Computermodellen berechnete, zerstörte Zukunft, sondern für eine im Glauben von Unheil befreite Zukunft der Menschheit und der gesamten Schöpfung. Er ist die eigentliche Laudato-si-Botschaft. Sie beruht nicht auf dem Glauben an eine epidemische Ausbreitung von Untergang im Sinne einer High-Noon-Stimmung, sondern auf der Zusage, dass nicht Untergang von Welt und Mensch, sondern das unzerstörbare Leben sein wird. Karfreitag trägt Ostern schon in sich und ist damit gebunden an die Zusage „Alles wird gut.“
Der freiwillig angenommene, in voller Konsequenz antizipierte, grausame Tod des Protagonisten christlicher Hoffnung, des Juden Jesus, ist ungetrübt von Pessimismus und dem von einer Last-Minute-Mentalität geforderten Entscheidungszwang zur Bewahrung des Lebens. Das Versprechen von Leben seitens unseres Religionsgründers erhält Glaubwürdigkeit durch das Licht am Ende des Todes-Tunnels, das in der glaubhaft bezeugten Auferstehung sichtbar ist. Es ist ein Zeichen der Möglichkeit des Erkennens zugesicherter, „nachhaltiger“ Bewahrung von Leben jenseits menschlichen Tuns.
Karfreitag heißt „think different“ – denke neu!
Der Protestgehalt des christlichen Karfreitags liegt nicht im jugendlich-aufbrausenden, selbstherrlichen Vorwurf von Grünschnäbeln an die älteren Generationen, die Zukunft zu bedrohen oder gar zu vernichten. Karfreitag ist eine Protestdemonstration gegen eine bloß menschlich konzipierte Zukunft, ein menschlich erstelltes Zukunftskonzept, das final scheitern muss, aufgeschoben auf wann auch immer, weil es eben ein ausschließlich menschliches Produkt ist.
Dieser Text wurde erstmals im Buch „Stromaufwärts denken“ von Josef Hueber veröffentlich. Zu bestellen hier
Bildquelle:
- Karfreitagsprozession: dpa