Geplatzte Seifenblasen: Keiner steht über dem Gesetz

Liebe Leserinnen und Leser,

Sebastian Kurz ist als Bundeskanzler zurückgetreten – wegen Korruptionsermittlungen. Ex-Präsident Nikolas Sarkozy wurde gerade zu einer Haftstrafe verurteilt. Ermittlungen gegen Ex-Präsident Donald Trump laufen. Man fragt sich: Warum machen diese Leute sowas? Man kann das ja noch weiterführen, in allen Ländern und Parteien gibt es Fälle von Korruption und Bestechlichkeit. Und immer bleiben Politiker, die für uns mal Idole waren, auf der Strecke. Fast immer kommt alles heraus, zu viele Querverbindungen und Schnittmengen, zu viele Abhängigkeiten, als das jemand in einer Demokratie davon kommt.

Nehmen wir jetzt den Fall Kurz: Wie viele Leute wussten davon? Das Wahlkampfteam, der Beraterstab, die Werbeagentur, die geschmierten Demoskopen, die gekauften Journalisten. Wahnsinn, oder? Wie kann ein intelligenter Mann wie Sebastian Kurz davon ausgehen, damit durchzukommen? Dass das alles seine Freunde sind, eine verschworene Gemeinschaft bis zum Tod.

Das verschachtelte System lässt großes Strippenziehen ohne Konsequenzen einfach nicht zu. Das ist ja auch der Grund, warum die Geschichte von der großen 9/11-Verschwörung totaler Schwachsinn ist. Präsident Bush hat das ja alles selbst initiiert, lese ich. Aber wer hat die Tat ausgeführt? Nehmen wir mal einen Moment an, es habe die große Verschwörung wirklich gegeben. Wer hat die 19 Attentäter rekrutiert, wer hat die angeblichen Sprengladungen bei den Twin Towers unbemerkt angebracht? Wer hat die Tonaufzeichnungen aus den Cockpits und der Handy-Anrufe der Opfer im Tonstudio gefälscht? Und wenn Flug 93 gar nicht abgestürzt oder abgeschossen worden sind – wo ist denn das Flugzeug, wo sind die Passagiere? Und wenn sie alle umgebracht wurden – von wem?

Es ist hanebüchen, was erzählt wird, aber noch schlimmer, was alles geglaubt wird heutzutage.

Nein, ich denke, die Wahrheit ist viel simpler. Menschen, die eine solche Machtfülle wie Spitzenpolitiker haben, fühlen sich unangreifbar. In Staaten, wo man widerborstigen Geistern einfach Nowitschok in den Tee mischt, kommt man vielleicht durch mit Korruption und Ränkespielen. Aber so weit sind wir hier glücklicherweise noch nicht.

Helmut Kohl war ein großer Bundeskanzler, doch sein Andenken wird für immer durch seine Spendenaffäre beschmutzt sein. Übrigens eine, die nicht zu Kohls persönlicher Bereicherung diente, wenn Sie mir wenigstens das als strafmildernd durchgehen lassen.

Die Demokratie und der Rechtsstaat basieren auf wirksamer Kontrolle der Mächtigen. Und wenn – wie in Deutschland leider inzwischen üblich – viele Massenmedien bei der Kontrolle ebenso versagen wie das Parlament, das die Regierung eigentlich kontrollieren sollte, dann ist Schicht im Schacht.

Denn dann gibt es immer noch die anonyme Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft, gefüttert mit ein paar Screenshots, und los geht’s.

Ich halte Helmut Kohl für einen großen Kanzler, auch heute noch. Und Sebastian Kurz war bis vor wenigen Tagen…ja, mein politisches Idol. So einen Mann hätte ich mir auch an der Spitze der CDU und Deutschlands gewünscht. Doch auch diese Seifenblase ist geplatzt. Weil einer glaubte, er stehe über dem Gesetz und komme mit allem durch.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.