Hier erfahren Sie, warum Laschet und die CDU wirklich abgestürzt sind

Liebe Leserinnen und Leser,

die CDU war nicht für den Mindestlohn, hat zu wenig für das Klima getan und das Tempolimit auf Autobahnen nicht durchgesetzt. Und deshalb wurde die Wahl am Sonntag historisch verloren.

Sie halten das wahrscheinlich für den Ablaufplan der nächsten „Heute Show“, aber ich darf Ihnen versichern, dass diese Begründungen gestern in der Bundesvorstandssitzung der CDU in Berlin allen Ernstes gefallen sind, um die historisch einmalige Klatsche der Union zu erklären. Armin Laschet räumte in der Sitzung auch persönliche Fehler ein, aber nun gelte es erstmal zusammen mit FDP und Grünen eine neue Bundesregierung zu bilden. Ach ja, die CSU und die doofen Konservativen waren am Desaster natürlich auch noch schuld. Ein bisschen Folklore muss sein.

Die Wahrheit ist, die CDU (und in ihrem Schlepptau die bayerische Schwesterpartei) ist in den Jahren der Vorsitzenden und Kanzlerin Angela Merkel zu einem inhaltleeren Torso verkommen. Auf Twitter diskutierten gestern Abend viele Nutzer über den Auftritt des JU-Chefs Tilman Kuban bei „hart aber fair“ und seine offenkundige Unfähigkeit, inhaltliche Positionen der eigenen Partei zu formulieren. Stattdessen Schattenboxen gegen die politische Konkurrenz. Aber wer will das denn noch hören?

Schon geht das Gerangel los zum Beispiel um den Vorsitzenden der mächtigen CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Ralph Brinckhaus ist das, und er will es bleiben zumindest erstmal für ein Jahr. Laschet will nach wie vor Bundeskanzler werden und während er verhandelt mit Lindner und Baerbock soll Brinckhaus ein paar Wochen in seinem Büro hocken und warten, was aus diesem Plan wird. Wird Scholz dann doch Kanzler, dann klopft Laschet an die Bürotür von Brinckhaus, um dessen Job zu übernehmen. Das findet der aber gar nicht gut, wie man hört.

Und Jens Spahn, der ewige Hoffnungsträger, soll auch Interesse an dem Sprungbrett als Fraktionschef haben, dabei waren er und Laschet einst Verbündete gegen Friedrich Merz. Und der wiederum soll auch noch im Gespräch sein für den Job an der Fraktionsspitze, den er zu Beginn der Amtszeit von Merkel brillant gemanagt hatte, bis sie ihn beim Frühstück mit Edi aus Bayern gnadenlos austrickste. Politik ist was Schönes, oder? House of Cards gibt es wirklich.

Mindestlohn und Tempolimit sind also die Gründe für Laschets Klatsche – ich wiederhole das hier noch einmal, damit sie es nicht vergessen…

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.