Ist Zahnfleischbluten normal? Und warum verlieren Schwangere oft einen Zahn?

Dr. dent. Nicole Lenz sagt: Viele Krankheiten und Beschwerden hängen mit den Zähnen zusammen.

von DR. NICOLE LENZ

POTSDAM – Manchmal schlackern mir die Ohren, an was manche Menschen glauben. Beziehungsweise, was sie sich einreden.

Da ich regelmäßiger Gast im Fitnessstudio bin, eigentlich müsste das Studio schon mich bezahlen und nicht umgekehrt, treffe ich immer wieder auf viele Menschen. Neulich unterhielt ich mich mit dem Studioleiter über die sich dauernd verändernde Situation in unserem Land, speziell für Selbstständige. Das Gespräch war so interessant, dass wir beide so darin vertieft waren, dass wir nicht mitbekamen, dass eine junge Frau eine Frage an ihn stellen wollte.

Sie machte sich auch nicht bemerkbar, sondern wartete still. Als sie ihm auffiel, ging es um die Frage zu einer Verletzung, die sie sich beim heutigen ersten Training zugezogen hatte. Er empfahl Wärme und ich Sauna, was ja auf das Gleiche rauskommt. Da das Studio über eine Sauna verfügt, war es für mich das naheliegendste. Daraufhin meinte sie, ihre Haut vertrüge keine Sauna. Wir beide, also der Studioleiter und ich schauten uns kopfschüttelnd und mit großen Augen fragend an. Natürlich reagiert die Haut beim Saunieren. Das ist doch auch gewollt. Die Rötung zeigt eine Reaktion, der Körper entledigt sich von Schadstoffen.

Leider besitzen die meisten auch noch tiefsitzende, negative Glaubenssätze, wenn es um ihre Zähne geht.

Die zwei häufigsten sind:

Glaubenssatz 1


„Mein Zahnfleischbluten ist normal, das haben alle in meiner Familie.“

Aha. Sie glauben gar nicht, wie oft ich diesen Satz von Neupatienten oder in Gesprächen, wie sie auf Seminaren oder Events stattfinden, höre. Wenn ich jedes Mal, sobald dieser Satz fällt, nur einen Euro in ein Sparschwein täte, was würde sich mein Konto freuen!

Damit Sie in Zukunft auch diesen Satz entkräften können, erkläre ich mal, warum ihr Zahnfleisch um Hilfe schreit.

Denn nichts anderes ist Zahnfleischbluten. Das Zahnfleisch fühlt sich schlicht und ergreifend im Stich gelassen. Da kommen in regelmäßigen Abständen lauter vermeintlich leckere Speisen in den Mund geschoben, die eventuell noch gekaut werden, um dann auf Nimmerwiedersehen in der Speiseröhre zu verschwinden. Oder doch nicht?

Sind denn wirklich alle Bestandteile weg oder verstecken sich noch Kleinstreste zwischen den Zähnen und am Zahnfleischrand? Jetzt nehmen die meisten zum Beseitigen dieser Reste ihre Zahnbürste. Oft mit einem riesigen Bürstenkopf, mit denen im Allgemeinen die Zahnbürsten leider ausgestattet sind. Leider sehen wir mit dieser riesigen Bürste sehr schlecht, an welcher Stelle jetzt überhaupt gereinigt wird. Und es werden mit diesem alleinigen Zähneputzen sicherlich noch kleine Reste an den Zähnen, besonders zwischen den Zähnen und am Zahnfleischrand verbleiben. Und Sie wissen ja, der Raum im Mund ist nicht sonderlich groß. Da reichen bereits kleinste Reste, um eine Zahnfleischentzündung zu verursachen. Besonders, wenn sie längere Zeit dort liegen bleiben. Da die Bakterien sich wie eine Großfamilie dort ausbreiten können. Der einzige Hinweis auf diese ungewollten Bewohner ihres Inneren ist das Zahnfleischbluten. Die Zahnfleischentzündung im besten Fall. Denn diese ist oberflächlich und bei Anwendung von Zahnseide und Zwischenraumbürsten tatsächlich nach ein paar Tagen wieder verschwunden. Wenn nicht, vermehrt sich diese Großfamilie enorm und baut sich auch eine Etage im Keller, das heißt unter dem Zahnfleisch. Das sorgt im weiteren Verlauf zum Abbau des Zahnhaltenden Knochens.

Glaubenssatz Nr. 2 „In jeder Schwangerschaft verliert die Frau einen Zahn.“

Es ist tatsächlich einigen Frauen passiert, diese Geschichte höre ich immer wieder. Schauen wir doch einmal, was so ein Zahn denn ist. Die chemische Zusammensetzung besteht aus 95 Prozent Hydroxylapatit, die Hauptbestandteile sind Calcium und Phosphat. Nun können im klassischen Sinn Säuren diesen harten Schutzmantel zerstören, in dem sie diese Bestandteile rauslösen.

Wann passiert das?

Nun, zum Bespiel, wenn der Körper unter enormen Höchstleistungen steht. Denn unter Dauerstress oder in der Schwangerschaft benötigt der Körper vermehrte Bausteine. Wenn er diese nicht durch Nahrungszufuhr erhält, bedient er sich aus vorhandenen Speichern. Das sind die Zähne und die Knochen. Da wir in der Regel einen größeren Bestand an Knochen aufweisen, fällt zuerst die Erweichung oder Entzündung der Zähne ins Gewicht. Eine Schwangere muss sich sehr bewusst ernähren, nicht für zwei, wie früher mal gesagt wurde, nur bewusst. Was hingegen essen denn die meisten Schwangeren? Süßes, Süßes, und ich sag es nochmal anders: lauter Zeug ohne Nährstoffe. Das Ungeborene nimmt sich nämlich seinen benötigten Teil und der mütterliche Körper muss sehen, was übrigbleibt. Stellen Sie sich das bitte wie eine Tankstelle vor. Der Embryo verbraucht extrem viel Kraftstoff und die Mutter muss die Tankstelle immer wieder auffüllen.

Bildquelle:

  • Dr. Nicole Lenz: stefan specht

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