Kryptowährung Bitcoin: Der Drache und der Dollar

Seit März hat sich der Kurs damit mehr als verdoppelt. Foto: Jens Kalaene

von FRANK DUCZMAL

Milliardäre haben Sorgen. Erfolgreiche Unternehmer erst recht. Der Paypal-Mitbegründer und Großinvestor Peter Thiel, kann gleich beide Merkmale für sich vereinen. Der einstige Stanford-Student und US-Bürger besitzt neben der deutschen auch noch die neuseeländische Staatsbürgerschaft. Peter Thiel gilt in der amerikanischen Politik und Wirtschaft als ein äußerst kluger und erfolgreicher Netzwerker. Er ist ein „Macher“. Als Delegierter auf dem republikanischen Parteitag stimmte Thiel 2016 für Donald Trump und trug wohl auch finanziell mit einer großzügigen Millionenspende zum Wahlerfolg des ehemaligen US-Präsidenten bei. Er galt während der Amtszeit Trumps hinter vorgehaltener Hand als einer seiner wichtigsten Berater im Übergangsteam des konfliktbereiten US-Präsidenten.

Doch allein seine politische Loyalität und finanzielle Großzügigkeit können für diese Position keine verlässlichen Garantien gewesen sein. Peter Thiel ist nicht nur als Finanzinvestor, Tech Stratege und Berater erfolgreich, sondern vertritt Ideen, die heutzutage nicht nur in den USA zu kontroversen Diskussionen führen. Der leidenschaftliche Schachspieler ist ein überzeugter Libertärer. Aus seiner Sicht sind Freiheit und Demokratie im Rahmen bisheriger Politik nicht mehr miteinander kompatibel und stünden sich in Zukunft sogar unvereinbar gegenüber. Mit dem „Thiel Stipendium“ seiner eigenen Stiftung, bietet er Studenten seit 2011 immerhin 100.000 US-Dollar für ein individuelles „Drop out“ aus dem herkömmlichen akademischen Spektrum, um neue Wege
zu gehen.

Thiel bietet Studenten also Geld dafür, ihre Universität zu verlassen und damit das geistig betäubende Hamsterrad konventioneller Bildungskonzepte durch neue , vorbehaltlose Ideenansätze zu umgehen. Eine Auffassung, die in den USA durchaus auch auf positive Resonanz stößt. Thiel gilt bei vielen als Tech-Insider mit Weitsicht, Kreativität und Sachkenntnis. Nun positioniert sich der Bitcoin-Investor offensiv gegen einen, nicht nur von ihm befürchteten, chinesischen „Angriff“ auf die Weltleitwährung, den US-Dollar. Den Grund dafür sieht Thiel in der faktischen Vormachtstellung der Chinesen als „Mining-Monopol“ der bekannten Digitalwährung „Bitcoin“. Virtuelle Kryptowährung wie der Bitcoin, muss zunächst einmal auf einem x-beliebigen Computer „geschürft“ werden.

Diesen konzeptionell notwendigen Prozess zur Validierung und damit letztlich zur Bitcoin-Gewinnung nennt man neudeutsch „Mining“. Theoretisch kann so also jeder mit seinem Computer zum Goldgräber werden. Sie können es gerne einmal versuchen um so gleichzeitig den Aktienkurs ihres örtlichen Energieanbieters ein wenig weiter in die Höhe zu schrauben. Um Bitcoin zu schürfen,
braucht man nicht nur geeignete Hardware, sondern vor allem auch enorme Rechenleistung. Und die kostet aktuell einen sehr hohen Energiebeitrag bei extrem schlechter CO2-Bilanz. Das ist in dieser Form nicht nur ineffizient und unwirtschaftlich, sondern trägt auch dazu bei, das hartnäckige Goldgräber versucht sind, ihrem Glück durch pure technische Gewalt und Ressourcenverschwendung nachzuhelfen.

Chinas Wirtschaft lagerte dazu riesige Mining Farmen in die Autonomiezone der Inneren Mongolei aus und sorgte so vor Ort u.a. für einen riesigen Strombedarf. Firmen wie Bitman oder MicroBT sind nur einiger solcher Farmen. Die US-Administration hatte dieser Vorschlaghammer-Methode bislang wenig entgegenzusetzen. Die in China geschürfte Kryptowährung fand dann irgendwie immer ihren digitalen Weg über physische Grenzen und behördliche Auflagen zum Geldtransfer hinweg irgendwo ins Ausland, wo der digitale Bitcoin wieder in harte Realwährungen wie den US-Dollar oder auch in Euro zurück transferiert wurde. Das dies allerdings in unkontrollierter Form nicht nur für die USA, sondern vor allem auch für China selbst zum Riesenproblem werden kann, dürfte Peter
Thiel bekannt sein.

China hat nicht nur den Bitcoin-Handel untersagt, sondern auch seinen digitalen „Bexit“ bereits global angekündigt. China wird somit aus dem Bitcoin-Mining aussteigen. In der Inneren Mongolei wird dies schon spätestens bis Ende dieses Monats geschehen müssen, denn das sieht ein entsprechender Beschluss der Regionalregierung in enger Abstimmung mit Peking vor. Das in der dünn besiedelten Region nun dennoch weitere Kohlekraftwerke mit einer Leistung von zehn Gigawatt entstehen sollen, ist besonders unter dem Gesichtspunkt des neuen CO2-Sparplans der Kommunistischen Partei durchaus überraschend.

Vielleicht nimmt man in den USA aber auch schlicht wahr, dass sich einerseits das Zeitfenster für eine eigene, starke digitale Währung von globaler Bedeutung schnell zu schließen scheint und dem bisherigen chinesischen Motor des weltweiten Bitcoin-Minings jetzt der Keilriemen durchbrennt. Auch für den Bitcoin-Investor Peter Thiel dürfte es dabei finanziell nicht um Peanuts gehen. China hingegen will seine eigene, von der Zentralbank gesteuerte Währung, landesweit bis Ende 2021 eingeführt haben.

Bildquelle:

  • Bitcoin: dpa

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