Lernen von unseren osteuropäischen Partnern

Liebe Leserinnen und Leser,

meine Eindrücke aus Budapest sind noch ganz frisch und haben mich gestern auf dem Rückflug noch intensiv beschäftigt. Sind Ungarn, Polen, die baltischen Staaten, die Slowakei das bessere Modell für die Zukunft Europas? Ich halte das für absolut möglich.

Viele wollen die EU ja gern abschaffen, aber die Idee, die der Italiener Alcide de Gasperi, der Deutsche Konrad Adenauer und der Franzose Robert Schuman damals hatten, die war doch gar nicht so schlecht und sie ist auch heute nicht schlecht.

Das Problem ist, was man daraus gemacht hat. Das Problem sind einige der handelnden politischen Autoritäten in Brüssel. Das Problem sind fehlende Transparenz und zu wenig echte Demokratie. Das Problem ist, dass die Umerzieher heute das Sagen haben.

Eine Europa als Gemeinschaft unabhängiger Staaten, ein Europa der Vaterländer – das ist doch phantastisch. Dieser großartige Kontinent mit einer wechselhaften Geschichte, gebaut auf christlich-abendländischen Traditionen, als selbstbewusste Kraft, die sich im Kräftemessen mit den großen Kraftzentren USA und China, vielleicht mit Indien, dem Südostasiatischen Raum und Südamerika behauptet – wer könnte etwas dagegen haben?

Vikor Orban gestaltet mit Erfolg eine Politik, die „Ungarn zuerst!“ als Leitmotiv hat. Sollte das nicht jedes Land erstmal haben? Oder wer außer uns Deutschen käme noch auf die Idee, wenn ein vermutlich gefährliches Virus ausbricht, die Beschaffung von Impfstoff komplett an Brüssel zu delegieren? Ich meine, es ist das Normalste von der Welt, dass man sich zuerst einmal um seine eigenen Leute kümmert. Wie bei Druckabfall in der Kabine des Passagierflugzeugs, wo man uns sagt: Erst mal selbst eine Sauerstoffmaske über den eigenen Kopf ziehen, dann um die anderen kümmern. So sollte das auch bei Staatengemeinschaften laufen.

Und solche Bündnisse sind Zweckbündnisse, keine Liebesbeziehungen. Orban sagt, er werde den deutschen Freunden niemals vorschreiben, wie sie für sich selbst Familie definieren. Aber die Ungarn möchten bitte auch keine Belehrungen aus Brüssel oder Berlin, was sie zu tun haben. Und sie möchten keine Unhöflichkeit wie das Anstrahlen von Fußballstadien beim Fußball in den Regenbogenfarben der Homo-Lobby, wenn Gäste aus Ungarn in Deutschland antreten. So etwas gehört sich nicht.

Die Ungarn waren immer ein verlässlicher Partner Deutschlands, ganz besonders beim Öffnen des Eisernen Vorhangs. Sie waren die ersten, die die Zäune einen Spalt weit öffneten für Ostdeutsche, die raus aus der DDR wollten. Die Ungarn brachten die Lawine ins Rollen, die zur Einheit führte. Alles schon vergessen?

Ich habe in den vergangenen Jahren Ostdeutschland für mich entdeckt, viele Freunde dort besonders in Thüringen, aber auch in Sachsen, einige in Sachsen-Anhalt. Und es verstört mich zutiefst, wie manche in diesen Wochen in einer wahre Putin-Besoffenheit verfallen auch trotz der brutalen Bilder von ermordeten Zivilisten in der Ukraine. Aber ich kann es nicht ändern, Freiheit und so, muss jeder selbst wissen, mit wem er sich gemein macht und zu wem er gehören will.

Jetzt halt Osteuropa, Stück für Stück für mich entdecken. Bei der Wahlparty in Budapest habe ich viele neue Leute kennengelernt, aus Ungarn, aus Polen, auch anderen Ländern natürlich. Die machen es bei sich genau richtig, wir hier sind das Problem mit unserem Wokeness-Schwachsinn, mit Debatten über die Anzahl der Klos für immer mehr angebliche Geschlechter, und der Subventionierung von Lastenfahrrädern, während anderswo Privatunternehmen planen, in 15 Jahren den Mars zu besiedeln.

Wir müssen Deutschland komplett auf den Kopf stellen, unser Land und die Art, wie wir leben wollen, nochmal ganz von vorne und ganz neu denken. Und ohne jegliche Überheblichkeit lernen von unseren Partnern im Osten Europas, wie die das eigentlich machen bei sich.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.