Märtyrer? Revolutionäre? Helden? Sie sind nichts als Mörder und haben keinen Respekt verdient

Liebe Leserinnen und Leser,

die RAF-Terroristin Inge Viett ist tot. Meine Trauer hält sich in Grenzen.

Viett, aus zerrüteten Familienverhältnissen stammend, geboren in einem kleinen Kaff in Schleswig-Holstein, ein Heimkind, schlug irgendwann 1968 in West-Berlin auf, damals bis heute Sehnsuchtsort für gestrandete Jugendliche, die von Revolutionsromantik getrieben direkt in die linksradikale Szene der damals geteilten Stadt rutschten. 1971 schloss sie sich der linken Terrorgruppe „Bewegung 2. Juni“ an. Die Karriere nahm ihren Lauf: Banküberfälle und Anschläge, dann eine Nummer härter mit der Befreiungsaktion für gefangene Linksverbrecher der Rote Armee Fraktion (RAF).

Ich habe nicht vor, hier eine Eloge auf die widerwärtigen Taten dieser Frau zu schreiben. Kurz habe ich überlegt, heute Nacht darüber zu philosophieren mit Ihnen, warum eigentlich so viele Frauen Linksterroristen wurden. Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin, Susanne Albrecht, Adelheid Schulz, Silke Maier-Witt und so weiter. Aber sie alle sind einer Würdigung ihrer Gedanken und Taten nicht wert. Sie waren einfach nur gewissenlose Verbrecher, oder muss ich Verbrecher_*Innen schreiben?

Im August 1981 war Viett, die immer wieder im Jemen untertauchte und dann irgendwann unter Obhut der Stasi in der DDR einen Rückzugsort fand, mit einem Suzuki-Motorrad ohne Sturzhelm in Paris unterwegs, als zwei Verkehrspolizisten auf die Frau aufmerksam wurden. Viett versuchte, einer Verkehskontrolle zu entkommen und flüchtete zu Fuß. In einem Hinterhof traf sie auf den jungen Polizisten Francis Violleau und schoss aus vier Metern Abstand auf ihn, flüchtete dann. Violleau  wurde am 7. Halswirbel verletzt und war fortan querschnittsgelähmt. Der junge Vater von drei Kindern  verbrachte den Rest seines Lebens in einem Heim für Schwerbehinderte, wo er jeden gottverdammten Tag schlimme Schmerzen erleiden musste, bis der Tod ihn endlich 19 Jahre später erlöste von der Begegnung mit Frau Viett aus Schleswig-Holstein.

Nein, diese Leute sind keine Freiheitskämpfer, sie sind keine Revolutionäre. Ihr Beweggründe müssen uns nicht einmal interessieren. Sie sind einfach nur Verbrecher, sonst nix. Die RAF-Terroristen ebenso wie islamistische Selbstmordattentäter oder der widerwärtige Gewaltverbrecher, der den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke im Garten seines Hauses erschossen hat, weil ihm dessen Einstellung zur Flüchtlingspolitik Merkels nicht gefiel. Die gefiel vielen von uns nicht, aber nichts rechtfertigt kaltblütigen Mord. Tyrannenmord, ja, das kann ich verstehen. Doch auch das ändert nur sehr selten etwas. So wie Breivik und andere nichts geändert haben mit ihrem Wahnsinn.

Es gibt keinen guten Terror, es gibt keine guten Morde – egal für welches politische Ziel. Und deshalb ist mir völlig wurscht, dass Frau Viett nicht mehr unter uns ist. Sie hat keinen Respekt verdient.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.