Meine Erinnerungen: Vor neun Jahren starb der große „Manne Krug“

"Manne" Krug 1985 im Kölner Zoo.

von DENNIS KING

BERLIN – Lieber Manfred,…

jetzt bist Du schon einige Jahre nicht mehr unter uns, ich muss aber öfters an Dich denken.

Ich weiß noch, wie wir uns vier oder fünf Tage nach Deiner Umsiedlung kennengelernt haben, Du besuchtest mich in meiner Wohnung in der Berliner Golzstrasse, um mir ein Interview zu geben.
Das war schon nach einer halben Stunde im Kasten. Wir aber saßen vier Stunden später immer noch da, und Du erzähltest mir Geschichten aus dieser, damals für mich fremden und unheimlichen, DDR-Welt.
Mit viel Realismus, Liebe und Zuneigung hast Du mich damals für den Jazz im Osten, Günther Fischer und die vielen großen Künstler dort, begeistert.

Später dann, als wir in Deinem alten 200er Diesel zum „Bott“ gefahren sind, um was zu essen, zeigte sich deutlichst wie klug und unverblümt Du auch Deine Situation im goldenen Westen einschätztest.
Als Prof. Herbert Kundler und Sigi Schmidt-Joos den Geistesblitz hatten, Dich zum RIAS zu holen um eine wöchentliche Sendung zu machen, wurde ich Dir als Produzent zur Seite gestellt.

Ich habe niemals vor- oder auch nachher mit einem engagierterem Menschen gearbeitet. Du warst immer top vorbereitet und extrem involviert zur Stelle, und Deine Sendungen waren Juwelen und stimmungsvolle Musik-Kleinode.
Du hast mich, ohne Vorbehalte, als Deinen „Rundfunk-Luden“ akzeptiert zu einer Zeit, wo ich nicht gerade ein Ausbund an Verträglichkeit für meine Umwelt war.

Obwohl Deine Karriere auch im Westen hurtig voran kam und Du es, weiß Gott, nicht nötig gehabt hättest, Unterhaltungs-Terroristen wie mir Deine Zeit zu schenken, warst Du immer zur Stelle.

Als ich Geburtstag feierte kamst Du in der Disse vorbei und bliebst geduldig beim Wodka sitzen. Sogar die dümmsten Fragen unwissender Wessis beantwortetest Du mit Geduld und Gleichmut. Das alles ist zwar lustig, gut und sehr ehrenhaft, was mir aber an Dir immer imponiert hat, das war Deine schonungslose Ehrlichkeit.

Du hattest das große Talent, den Finger immer genau auf die Infektion zu legen, solange zu drücken bis es schmerzt, und damit sogar dem naivsten Dödel die Realität nahezubringen.

Zuerst ist man schockiert, bis man merkt dass Deine Aktionen nicht aus Rücksichtslosigkeit oder Ignoranz gestartet wurden, sondern weil Dir an dem Menschen etwas lag. Das nötigt mir auch heute noch den größten Respekt ab.

Doch genug der Huldheischungen

Ich werde immer mal wieder an Dich denken und ’nen Woddi und ’nen Löffel Beluga auf Dein Wohl vernichten!

Und ich werde die Erkenntnis feiern, dass im Leben nicht die Quantität, sondern die Qualität unserer Freunde zählt!

Und was viel wichtiger ist, Du hattest Rückgrat. Du warst schwer zu ertragen, wenn man Deinen Maßstäben nicht gerecht wurde. Und Du hattest Eier, Manne! Also eigentlich warst Du perfekt! Menschen wie Du werden heute nicht mehr gebaut, Du warst der Maybach der deutschen Unterhaltung!

Bildquelle:

  • Manfred_Krug: imago / rolf hayo

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