Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
kein Thema hat Sie seit gestern so intensiv beschäftigt wie die „Fälle“ der beiden CDU-Bundestagsabgeordneten Saskia Ludwig und Caroline Bosbach, obwohl das zwei ganz unterschiedliche Vorgänge sind. Bei der einen ist ein Foto verbreitet worden, wo sie bei einer Konferenz in Budapest die AfD-Chefin Alice Weidel mit Handschlag begrüßt. Die andere soll von einem Partei“freund“ Bargeld angenommen und nicht direkt an ihre Partei weitergeleitet haben. Inzwischen ist das alles wohl bereinigt, aber wirklich erstaunlich ist, mit welcher Inbrunst man dann in der CDU gegen missliebige eigene Leute vorgeht. Nix „Wagenburg“ wie bei der AfD, wo man sich um jeden scharrt, der von außen angegriffen wird, selbst wenn es sich dabei manchmal um wirklich üble Fälle handelt.
Bei der CDU gilt immer das Prinzip „feste druff“
Jedenfalls äußern viele von Ihnen in Mails und Sozialen Netzwerken den Verdacht, dass da gezielt zwei Politikerinnen abgestraft, am besten abgeschossen, werden sollen, bei denen man zurecht innerparteilich von einer wertkonservativen Grundhaltung ausgeht, die sie antreibt.
Persönliche Animositäten gehören zum Geschäft – natürlich auch und gerade in Parteien.
Aber ein bisschen Wahrhaftigkeit sollt man selbst unter Parteifreunden wahren.
Im Artikel über Saskia Ludwig gestern erwähnte ich nebenbei einen örtlichen Jung-Funktionär der CDU-Sozialausschüsse aus dem Brandenburgischen, also aus der CDA. Gregory Gosciniak (24) heißt der Mann, der auch ein paar Pöstchen wie Landesvorsitzender der Jungen CDA, JU-Chef in Teltow-Fläming und sowas sein eigen nennt. Gosciniak, dem man innerparteilich nachsagt, dass er gern politisch Karriere machen möchte, arbeitet auch als stellvertretender Pressesprecher für den Berliner Finanzsenator.
„Wir sagen Nein – zu jeglicher Form der Zusammenarbeit mit der AfD“, schleuderte er gestern in einer persönlichen Erklärung Frau Ludwig, seiner Abgeordneten, entgegen.
Tatsächlich erreichten uns gestern Abend und heute Morgen vier Zuschriften von Lesern, die uns darauf aufmerksam machten, dass der angebliche tapfere Kämpfer gegen rechte Umtriebe tatsächlich selbst Mitglied der AfD gewesen sei. Was der Sache, sagen wir, ein gewisses G’schmäckle verleiht.
Also, heute Morgen um 8.34 Uhr mal bei Herrn Gosciniak angefragt, ob er das bestätigen könne und etwas dazu sagen wolle. Seine kurze Antwort per WhatsApp, er sei krank und bis wann wir eine Antwort bräuchten. Danach trotz zweier Nachfragen nichts mehr. Um 8.53 und 8.54 löschte er auch seine Antwortnachrichten auf WhatsApp. So als hätte ihm jemand mit politischer Erfahrung gesagt, dass es gar keine gute Idee ist, mit Steinen auf Parteifreunde zu werfen, wenn man selbst in einem Glashaus sitzt.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Klaus Kelle