Politische Gewalt endet nicht, so lange die träge Mitte auf dem Sofa sitzen bleibt

Liebe Leserinnen und Leser,

Mitternacht ist vorbei, doch die Nacht ist noch jung, zumindest in den beiden Großstädten, die in Deutschland als die Hochburgen des „Revolutionären 1. Mai“ gelten: Hamburg und Berlin. Wir alle wissen nicht, was noch geschenhen kann. Dumpfer Hass auf unseren Staat, blinde Zerstörungswut und Gewalt gegen Polizeibeamte – früher war das ausschließlich ein Biotop linker Krawallmacher. In den 90ern habe ich das erste Mal so einen Gewaltausbruch in Berlin miterlebt. Ich weiß noch, ich war mit Freunden in der Metropole, ich glaube, es war eine JU-Fahrt aus NRW. Wir waren im „Theater des Westens“ irgendein Musical anschauen. Als wir rauskamen, rasten Kolonnen von „Wannen“ mit Blaulicht an uns vorbei. Wir gingen rüber zum Ku’damm, zerschlagene Vitrinnen, überall Scherben auf dem Gehsteig.

Wenige Jahre später hatte ich dann das zweifelhafte Vergnügen, die Nacht des 1. Mai in Kreuzberg als Reporter miterleben zu dürfen. Mit zwei oder drei Kollegen vom privaten Radiosender Hundert, 6. Boris war dabei, glaube ich, Recki, Christoph. Wir bereiteten uns vor, bevor wir loszogen. Nichts, das uns identifizieren konnte, kein Ausweis, keine Visitenkarten, keine bedruckten Puscheln auf dem Mikro. Wir hatten uns andere Namen überlegt und wollten behaupten, Reporter des SFB-Rotfunks zu sein, wenn wir in eine „Kontrolle“ der linksradikalen antifa-Schlägerbanden geraten würden. Radio Hundert,6 galt damals als CDU-Sender und „Betonfunk“, weil Immobilienlöwen eine Menge Geld aufgetrieben hatten, eine Alternative zum Linksfunk in der Stadt aufzuziehen. Heute würde ich mich freuen, wenn es noch reiche Leute gäbe, die sich beim Kampf um unser Vaterland auch finanziell engagieren. Aber gut, es muss halt auch so gehen.

Es war ekalhaft und gleichzeitig faszinierend da in Kreuzberg nachts um 3 zwischen dem vermummten Mob rumzulaufen. Bereitschafts-Hundertschaften in Kampfanzügen und mit Helmen auf dem Kopf, die mit Schlagstöcken rhythmisch auf ihre Schutzschilder trommelten, beeindruckende Wasserwerfer, vor deren kalten Wasserstößen nicht nur die Gewalttäter flitzten, sondern auch wir Reporter.

Wir waren nicht wirklich in Gefahr damals, weil wir Glück und uns gut vorbereitet hatten. Aber ich habe damals erstmals aus der Nähe diesen nackten Hass und diese enthemmte Gewalt derjenigen miterlebt, die unseren Staat hassen, seine Politiker, seine Institutionen, seine Medien und seine Regeln. Nicht einfach kritisieren, das ist legitim und sogar nötig. Sondern hassen. Sie wollen diese Gesellschaft zerstören, sie sind jederzeit bereit, Gesetze zu brechen und Gewalt anzuwenden.

Sie sind eine Minderheit, noch. Aber sie bekommen Verstärkung auch aus anderen Bereichen, wo man von ihren linken Vorbildern lernt. In der Weimarer Republik nannte man das noch nicht bürgerliche Mitte. Es war einfach das Bürgertum. Und es hat jämmerlich versagt, so wie es heute wieder versagt. Weil zu wenige bereit sind, vom bequemen Sofa aufzustehen, und unser Land gegen seine Feinde zu verteidigen.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.