Schüsse und Explosionen: Tumult in Teheraner Gefängnis

ARCHIV - Blick vom "Dach Teherans" (Bam-e Tehran) auf die Millionenmetropole. Foto: Arne Bänsch/dpa

TEHERAN – Im Ewin-Gefängnis in der iranischen Hauptstadt Teheran, in dem viele politische Gefangene inhaftiert sind, ist bei einem Konflikt zwischen Inhaftierten und dem Sicherheitspersonal ein Feuer ausgebrochen. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete zunächst von einer Auseinandersetzung zwischen «Hooligans und Randalierern» mit den Gefängniswärtern.

Das Textillager der Anstalt sei in Brand gesteckt worden, hieß es weiter. Die Lage sei jedoch nach kurzer Zeit wieder unter Kontrolle gebracht worden. Die Feuerwehr habe den Brand inzwischen gelöscht. Was genau in dem Gefängnis geschah, ließ sich nicht unabhängig überprüfen.

Im Ewin-Gefängnis im Norden Teherans sitzen nicht nur zahlreiche politische Gefangene, sondern auch Demonstranten, die dort wegen ihrer Teilnahme an den systemkritischen Protesten der vergangenen vier Wochen inhaftiert sind. Auch Doppelstaatler, die neben der iranischen auch eine weitere Staatsbürgerschaft haben, sind in Ewin inhaftiert. Unter ihnen sind mindestens zwei deutsche Doppelstaatler.

Die USA äußerten sich besorgt über die dramatische Lage. «Wir verfolgen die Berichte aus dem Ewin-Gefängnis mit großer Dringlichkeit», schrieb der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, auf Twitter. «Iran trägt die volle Verantwortung für die Sicherheit unserer zu Unrecht inhaftierten Bürger, die unverzüglich freigelassen werden sollten.»

Teherans Staatsanwalt bestritt einen Zusammenhang mit den anhaltenden systemkritischen Protesten, die sich seit vier Wochen im Land ausgebreitet haben. Er betonte, es habe sich bei dem Zwischenfall um einen internen Konflikt im Gefängnis zwischen verurteilten Dieben gehandelt.

Berichte über Explosionen und Schüsse

In den sozialen Medien war auch von Schüssen in der Haftanstalt die Rede. Auf tausendfach geteilten Videos waren chaotische Bilder rund um das Gefängnis zu sehen. Die Bilder konnten zunächst nicht verifiziert werden. Viele Angehörige der Inhaftierten eilten Medienberichten zufolge aus Sorge zum Ort des Geschehens.

Ein Reporter der reformorientierten iranischen Tageszeitung «Shargh» hörte eigenen Angaben zufolge mehrere laute Explosionen am Ort des Geschehens. Mehrere Feuerwehrfahrzeuge fuhren demnach zu dem Gefängnis im Norden der Hauptstadt, um die Flammen zu bekämpfen. Die Straßen rund um die Haftanstalt seien abgesperrt worden. Auch Hupkonzerte wurden demnach vernommen, die während der landesweiten Proteste immer wieder Zeichen der Solidarität mit den Demonstrationen sind.

Spontane Proteste in Deutschland

In mehreren deutschen Städten kam es am Abend zu spontanen Solidaritätsbekundungen. In Berlin versammelten sich nach Angaben der Polizei Menschengruppen vor dem Auswärtigen Amt und vor der iranischen Botschaft zu Demonstrationen. Die genaue Teilnehmerzahl konnte die Polizei am Abend noch nicht mitteilen. Die Proteste verliefen friedlich und ruhig. Auch in Frankfurt und Hamburg versammelten sich am späten Abend spontan mehrere Menschen vor den iranischen Generalkonsulaten. In Hamburg lief die Versammlung bis in die frühen Morgenstunden. Die Teilnehmer seien aufgeregt, aber friedlich geblieben, teilte die Polizei mit.

Bereits vor wenigen Tagen war in einem Gefängnis im Nordiran eine Meuterei ausgebrochen, bei der auch einige Inhaftierte ums Leben gekommen waren. Bei dem Vorfall in Teheran wurden laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna bislang acht Verletzte gemeldet.

Bildquelle:

  • Teheran: dpa

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