„Singin‘ in the Rain“-Star: Jetzt ist auch Debbie Reynolds tot

Los Angeles – Mit Blick auf den Musikfilm gab es fast nichts, was Debbie Reynolds nicht konnte. Ob sie im Stepptanz trippelnd oder zu Rock’n Roll wirbelnd durch das Kamerabild sauste – jeder Schritt, jede Körperbewegung, jede Geste schien perfekt gesetzt. Mal tief betrübt, mal quietschvergnügt wurde sie zum Liebling des amerikanischen Kinopublikums. Nun ist sie im Alter von 84 Jahren gestorben – nur einen Tag nach dem Tod ihrer ebenso berühmten Schauspieler-Tochter Carrie Fisher.

Debbie Reynolds hatte Talent, und das nicht zu knapp. Trotzdem musste sich die in arme Verhältnisse geborene Tochter eines Zimmermanns aus dem texanischen El Paso ihre Laufbahn zunächst hart erarbeiten. Durch ihren Sieg bei einem Schönheitswettbewerb war die Filmfabrik Warner Brothers auf die hübsche Blondine aufmerksam geworden, die sie dann aber doch für ungeeignet für das harte Hollywood-Geschäft hielt und bald wieder vor die Tür setzte. Unbeirrt heuerte Reynolds gleich darauf bei der Konkurrenz Metro-Goldwyn-Mayer an.

Nach einigen kleineren Rollen folgte dank Gene Kelly schließlich der Durchbruch: Der Schauspieler, Tänzer, Sänger, Choreograph und Regisseur erkannte die Begabung der jungen Frau, die als Mary Frances geboren worden war, aber auf den Spitznamen Debbie hörte. Mit «Singin‘ in the Rain» (1952), in dem Kelly singend und liebestrunken durch Pfützen tänzelt, entstand eine der berühmtesten Szenen in der Geschichte des Musicals. Reynolds war ein Star.

18 Jahre war sie alt, als sie diese wohl wichtigste Rolle ihres Lebens bekam – und trotz ihres Tanzunterrichts brachte sie der Film an ihre Grenzen. Noch Jahrzehnte später erklärte sie, sich an den Schmerz der dreimonatigen Tanzproben erinnern zu können, der ihre Füße bluten ließ. «“Singin‘ in the Rain“ und die Entbindung waren die härtesten Dinge, die ich jemals in meinem Leben getan habe», schrieb sie in ihrer 1988 erschienenen Autobiografie «Debbie».

Obwohl Reynolds in Dutzenden Filmen mitwirkte und sich auch an Komödien und Thriller wagte, blieb der Musikfilm ihre große Stärke. Darunter waren etwa «Scheidung auf Amerikanisch» (1966) und «Goldgräber-Molly» (1963), der ihr sowohl eine Nominierung für einen Oscar als auch für einen Golden Globe einbrachte. Mit dem Titelsong zum gleichnamigen Film «Tammy» (1957) holte sie eine Goldene Schallplatte. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere war Reynolds nicht nur ein Kassenmagnet, sondern stets auch das freundliche Mädchen von nebenan, ein amerikanisches Sweetheart.

Auch durch Auftritte im Fernsehen und in Musicals am Broadway erhielt Reynolds Beachtung, in «Bodyguard» (1992) spielte sie an der Seite von Kevin Costner. Durch ihr Charisma zog sie auch in Nebenrollen die Aufmerksamkeit auf sich, doch ihre späteren Projekte reichten an die glänzende Zeit des unbeschwerten Musicals nicht mehr heran.

Privat stand Reynolds auf dem Weg zum Hollywood-Star etliche Turbulenzen durch: Aus der Ehe mit Eddie Fisher, aus der Carrie und der spätere Produzent Todd Fisher hervorgingen, wurde nichts – der Sänger verließ sie schon bald für die glamouröse Liz Taylor. Mit der Rivalin freundete sich Reynolds später wieder an, die Verlassene heiratete den reichen Eigentümer einer Schuh-Handelskette. Mit dessen Bankrott und Glücksspielschulden verlor Reynolds ihr Millionen-Vermögen – sie hatte für ihn gezeichnet und er sich verzockt.

Auch die dritte Ehe mit einem Immobilienunternehmer ging 1996 in die Brüche. Kurz danach musste die Schauspielerin Konkurs anmelden, als ihr gemeinsames Hotel und Kasino in Las Vegas Pleite machte.

Die Welt des Films ließ Reynolds dabei fast ihr gesamtes Leben lang nicht los. 5000 Filmkostüme und andere Hollywood-Erinnerungsstücke häufte sie an, darunter Charlie Chaplins schwarzen Hut, Marilyn Monroes hochfliegenden Rock und Richard Burtons «Cleopatra»-Kostüme. Die Versteigerung der einzigartigen Sammlung im Jahr 2011 dürfte vor allem finanzielle Gründe gehabt haben, nachdem auch die Pläne für die Eröffnung eines Museums in Hollywood gescheitert waren.

Dass sie ihre Karriere neben ihrer Rolle als Mutter zweier Kinder mit Vollgas weiterführte, war damals noch eine kleine Sensation. «Als ich klein war, konnte ich mein Glück nicht glauben», erinnerte sich Tochter Carrie Fisher später. «Dieser wunderschöne, witzige Filmstar war meine Mutter. Mit ihr die Straße entlang zu gehen, war wie in einer Parade zu sein. In der Öffentlichkeit musste ich sie teilen. Sie gehörte allen.»

Bildquelle:

  • Debbie_Reynolds: dpa

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