Terror in Istanbul: Warum dürfen Medien nicht berichten?

Liebe Leserinnen und Leser,

in der türkischen 16-Millionen-Metropole Isanbul hat es gestern Nachmitag einen Terroranschlag gegeben, also auf jeden Fall eine Explosion. Sechs Menschen wurden dabei getötet, rund 80 verletzt. Die Hintergründe der Tat sind zumindest uns noch unbekannt. Es könnten die üblichen Verdächtigen – IS, PKK – dahinterstecken, vielleicht auch irgendein psychisch gestörter Syrer, noch wissen wir nur, was spärlich von der türkischen Regierung rausgegeben wird. Es soll eine Festnahme gegeben haben, eine Frau. Aha.

Was aber neben der Tat und den Motiven der/des Täter(s) besonders interessant ist: Schon kurz nach dem Anschlag verhängte die Rundfunkbehörde Rtük eine „vorläufige Nachrichtensperre für Medien“. Also auf Deutschand übertragen: Auf dem Ku’damm in Berlin explodiert eine Bombe, es gibt Tote und Verletzte, und in den Medien darf nicht darüber berichtet werden. Das gibt es bei vergleichbaren Ereignissen nicht einmal in Russland oder China. Da würden die Medien berichten, und in den Beiträgen würde zensiert und geframt, was das Zeug hält. Aber gar nicht berichten? Das ist wie in Orwells berühmter Vision von „1984“, wo man manchmal heute den Eindruck hat, das ist vielleicht gar keine Vision mehr. Also in der Konsequenz natürlich nicht, aber dass Leute, die etwas Unerwünschtes zu sagen haben, einfach aus dem öffentlichen Diskurs verbannt werden – das ist inzwischen Alltag im besten Deutschland, in dem wir gut und gerne blablaa…

Die türkische Behörde für Informationstechnologie und Kommunikation (BTK) reduzierte dann am Abend auch noch die Bandbreite für Social-Media-Plattformen. Für Nutzer bedeutete das, dass Seiten deutlich langsamer oder nur noch via VPN erreichbar waren.

Vor was hat die Regierung in Istanbul eigentlich Angst? Vor was solche Regierungen überhaupt? Man kann sowas doch niemals unter der Decke halten, und warum sollte man auch? Ich denke, alle Türken haben ein Interesse, dass es nicht zu solchen Anschlägen kommt. Alle wollen, dass die Täter gefasst werden und dass sich solche Dinge nicht wiederholen. Warum muss man die Medien in ihrer Berichterstattung einschränken?

mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.