Trauer und Wut in Würzburg: Warum war der Mörder aus Somalia immer noch in Deutschland?

dpatopbilder - Fast genau eine Woche nach der Messerattacke wird in Würzburg der Opfer gedacht. Foto: Nicolas Armer/dpa

WÜRZBURG – Am 25. Juni gegen 17 Uhr betritt ein 24-Jähriger Somalier ein Kaufhaus in der Würzburger Innenstadt, wenig später sind drei Frauen tot und mehrere Menschen teils lebensgefährlich verletzt.

Fast genau eine Woche nach der Messerattacke wird in der Stadt der Opfer gedacht. Geplant ist etwa eine Menschenkette zum Rathaus. «Wir trauern um die Opfer dieser schrecklichen Messerattacke und wünschen den Verletzten eine baldige Genesung», teilte das Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage mit, das die Trauerveranstaltung organisiert. Angemeldet sind außerdem Gedenkkundgebungen aus dem linken und dem rechten Spektrum.

Mit der Menschenkette soll an die Opfer erinnert werden, außerdem wolle man sich mit allen Menschen in Würzburg solidarisch zeigen, die jetzt Vorverurteilungen und Hetze ausgesetzt seien, teilte das Bündnis mit. Auch die AfD hat eine Veranstaltung angemeldet. Eigentlich wollte sie direkt an den Tatorten einen Kranz niederlegen, die Stadt Würzburg beschied aber einen anderen Ort in einer nahen Straße. Am Bahnhofplatz findet eine Gedenkveranstaltung aus der linken Szene statt, wie die Stadt Würzburg mitteilte.

Ermittlungen laufen auf Hochtouren

Während in der Stadt getrauert wird, laufen beim Landeskriminalamt (LKA) und der Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen weiter auf Hochtouren. Landesinnenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, es gebe Indizien für einen islamistischen Anschlag.

Der Mann kommt aus dem Bürgerkriegsland Somalia und reiste am 6. Mai 2015 nach Deutschland ein. In Würzburg war er als Asylbewerber erfasst und lebte zuletzt in einer Obdachlosenunterkunft. Fest steht: Der 24-Jährige hatte sich wiederholt psychisch auffällig gezeigt. Mehrfach war er in Psychiatrien, einem Bericht der «Main-Post» zufolge bereits fünfmal.

In den Fokus rückt die Frage, ob man früher hätte ahnen können, dass er gefährlich sein könnte. In vier Verfahren beschäftigte sich das Amtsgericht Würzburg mit der vorläufigen Unterbringung in einer Psychiatrie oder einer Betreuung – angeordnet wurde das aber in keinem der Fälle. Einmal hatte eine den Mann behandelnde Einrichtung die Bestellung eines Betreuers sogar angeregt. Es habe für eine solche Anordnung keine ausreichenden Anhaltspunkte gegeben, teilte das Gericht mit. Zuvor hatte die «Welt» berichtet.

Auch kurz vor der Tat hatte das Gericht ihn im Blick: Nach Hinweisen auf eine Betreuungsbedürftigkeit aufgrund psychischer Auffälligkeiten sei am 23. Juni eine Sachverständige mit seiner Begutachtung betraut worden. Zwei Tage später beging der 24-Jährige die Taten.

Bildquelle:

  • Nach Messerattacke in Würzburg: dpa

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